Das Gesicht der Loge Das Gesicht der Loge: Hans-Martin Kohlmann ist Pfarrer in Wippra und Freimaurer

Wippra - Muss man sich so etwa einen Logenmeister der Freimaurer vorstellen, ganz in Schwarz? „Nein, nein“, winkt Hans-Martin Kohlmann ab. Er sei gerade von einer Beerdigung gekommen, nur deshalb der farblich triste Auftritt. An seinem Revers funkelt ein silbernes Kreuz auf.
Kohlmann ist hauptberuflich evangelischer, und das ist wichtig, Pfarrer in Wippra, wo er sich um die Mitglieder von zwölf Gemeinden kümmert. Deshalb muss er auch gleich nach dem Vortrag in Aschersleben über die Freimaurer-Loge „Zu den drei Kleeblättern“, der er seit 2013 sozusagen vorsteht, weiter, diesmal zum Erntedankfest nach Dankerode.
Gebürtiger Eisleber Hans-Martin Kohlmann engagiert sich als Logenmeister in Aschersleben
Nun muss man Kohlmanns Arbeit als Pfarrer wohl nicht näher beleuchten. Interessanter ist dagegen das Engagement des gebürtigen Eislebers als Logenmeister, schließlich handelt es sich bei den Freimaurern um eine Jahrhunderte alte Geheimgesellschaft, um die sich nicht zuletzt viele Mythen ranken und die von Teilen der Kirche durchaus als Konkurrenz gesehen wird.
Genau in diesem Spannungsfeld bewegt sich Kohlmann als Pfarrer und Freimaurer. Zwar habe die evangelische Kirche keine Probleme, wenn Freimaurer etwa Gebete in den Kirchen sprechen. Wohl aber sei der 61-Jährige vor etlichen Jahren von Vorgesetzten wegen seines außerkirchlichen Engagements teilweise schikaniert worden, berichtete er im öffentlichen Vortrag. Ins Detail will Kohlmann später auch nicht gegenüber der MZ gehen.
Freimaurer im Spannungsfeld - zwischen Anfeindung und Skepsis
Die katholische Kirche, so beschreibt er weiter, spreche unterdessen sogar von einer schweren Sünde und lehne Gebete von Anhängern der Bruderschaft, zumindest von denen, die sich als solche geoutet haben, kategorisch ab. Dabei, so betont der Geistliche, müsse jeder Templer doch an Gott glauben.
Diese Anfeindung und Skepsis begleitet die Freimaurer seit Jahrhunderten schon. Der negative Höhepunkt wurde 1935 mit dem Verbot und der Enteignung des Ordens durch die Nazis erreicht. Und auch später, als der Marxismus in der DDR herrschte, mussten sich die Templer tarnen, weil sie als Teil der Bourgeoisie, also als Teil der Oberschicht, galten.
So stieß Kohlmann als Jugendlicher zunächst zum Kegelclub Sausemania in Eisleben, wo sich ein deutlich älteres Mitglied besonders um ihn kümmerte und ihm später sogar zahlreiche Dokumente vererbte.
Schon Hans-Martin Kohlmanns Vater und Großvater waren Freimaurer
Erst danach will er erfahren haben, um welche Gesellschaft es sich tatsächlich handelte. Denn: Bereits sein Vater und sein Großvater waren Freimaurer. Hinzu kam aber sein Interesse für Symbole, weshalb er, der evangelische und katholische Theologie sowie Naturmedizin und Psychologie studierte, den eingeschlagenen Weg nicht verließ. Der führte ihn zunächst vom Lehrling zum Gesellen, bevor er Logenmeister in Eisleben und jetzt Logenmeister in Aschersleben wurde.
Bei den regelmäßigen Treffen mit seinen Brüdern trägt Kohlmann eine spezielle Schürze und bei entsprechenden Anlässen sogar auch einen Degen. (mz)