1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Mansfeld-Südharz
  6. >
  7. Krise bei der Ernte?: Corona - Mansfeld-Südharz: Landwirten fehlen Saisonkräfte

EIL

Krise bei der Ernte? Corona - Mansfeld-Südharz: Landwirten fehlen Saisonkräfte

Von Beate Thomashausen 29.03.2020, 09:00
André Helbig von der Agrargenossenschaft Rothenschirmbach bereitet die Technik vor. Erbsen sollten an diesem Tag gedrillt werden. 6,5 Hektar Acker kann man auf diese Weise pro Stunde bestellen.
André Helbig von der Agrargenossenschaft Rothenschirmbach bereitet die Technik vor. Erbsen sollten an diesem Tag gedrillt werden. 6,5 Hektar Acker kann man auf diese Weise pro Stunde bestellen. Jürgen Lukaschek

Sangerhausen/Eisleben/Hettstedt - „Das trifft uns hart“, sagt der Beyernaumburger Obstbauer Harri Goldschmidt. Ab sofort dürfen keine Saisonkräfte aus anderen Staaten in Deutschland einreisen. Dies ordnete jetzt das Bundesinnenministerium mit der Begründung an, so die Infektionsketten zu unterbrechen.

Noch hofft der Obstbauer, dass bis Juni, wenn er die Helfer in der Kirschernte dringend braucht, die Coronakrise vielleicht vorbei ist oder zumindest die Bestimmungen gelockert werden können. Er merkt aber schon mal an, dass jeder, der ernsthaft als Erntehelfer mitarbeiten wolle, gern gesehen sei. Man könne sich jederzeit bei ihm melden, sagt der Geschäftsführer des Obst- und Weinguts.

Corona trifft die Obstbauern in Mansfeld-Südharz

Wolfgang Minning will nun abwarten, welche Maßnahmen in Deutschland das Fehlen der ausländischen Erntehelfer kompensieren sollen. Denn der Vorsitzende des Bauernverbandes Mansfeld-Südharz ist ziemlich sicher, dass es eine Antwort darauf geben muss - und wird. Immerhin habe sich die gesellschaftliche Wahrnehmung der Landwirtschaft in der Coronakrise vollkommen gewandelt. „Nachdem wir erst dafür auf die Straße gehen mussten, dass unsere Probleme gesehen werden, sind wir jetzt systemrelevant“, sagt Minning.

An diese Feststellung knüpft der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes auch die Hoffnung, dass in Zukunft eine sachliche Diskussion über die heftig umstrittene Düngeverordnung möglich wird und dass die neue Verordnung erst einmal ausgesetzt wird, bis alle wieder normal arbeiten können, sprich, bis wieder Zusammenkünfte stattfinden und Debatten geführt werden können. Denn natürlich arbeiten die Landwirte aktuell ganz normal weiter.

Bauern hoffen auf intakte Zulieferungsketten

„Was wir jetzt nicht säen, können wir im Herbst nicht ernten“, stellt Minning ganz pragmatisch fest. Natürlich halte man sich wie in allen Wirtschaftszweigen an die Kontaktsperre und an die Hygienevorschriften. Selbstschutz sei das Regime, nach dem man derzeit in den landwirtschaftlichen Unternehmen arbeite. Die Bestellarbeiten sind noch in vollem Gang. Rüben und Mais müssen noch gedrillt werden. Daran schließt sich die Düngung der Böden an. „Wir hoffen natürlich, dass sich die Coronakrise nicht auf die Zulieferung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln auswirkt“, sagt der Landwirt.

Im Blick behalten werden müsse auch die Entwicklung der Pflanzenschädlinge. Wie groß die Mäusepopulation sei, die den verhältnismäßig milden Winter überstanden hat, lässt sich noch nicht genau sagen. Erst wenn die Pflegearbeiten auf den Weideflächen beginnen, lasse sich die Lage einschätzen. „Vielleicht haben die Niederschläge in der vergangenen Zeit da auch noch was bewegt“, hofft Minning.

Doch nicht nur Mäuse könnten ein Problem werden. Auch andere Schädlinge dürften von den milden Wintertemperaturen profitiert haben. Man behalte das im Blick, wolle man doch eine gute Ernte von den Feldern und aus den Plantagen einfahren. Denn immerhin produziere man ja alles, was für die Gesundheit gut sei, sagt Obstbauer Goldschmidt.

›› Betriebe, die Saisonkräfte suchen, und Menschen, die ihre Hilfe anbieten, will das Bundeslandwirtschaftsministerium über die Plattform www.daslandhilft.de zusammenbringen. (mz)