Bundesliga-Serie Bundesliga-Serie: Bei den "Millenium Borussen" dreht sich nicht alles um Fußball

Ichstedt - Janet Selk ist sich sicher: „Wir werden Deutscher Meister.“ Sie sagt das mit einer Überzeugung, die keinen Widerspruch, keinen Zweifel am Triumph ihrer Borussia aus Dortmund zulässt. Dabei: Wer sollte ihr auch widersprechen? Im Partyraum auf ihrem Grundstück im thüringischen Ichstedt sitzen neben der Vorsitzenden des Fanclubs „Millenium Borussen“ ihr Mann, eines der beiden Kinder und David Breitenbach – alles eingefleischte Fans der Dortmunder Elf. Woher das Quartett diese Überzeugung nimmt? „Ich hab da so ein Gefühl“, sagt die 42-Jährige. Alle anderen nicken und hoffen, dass dieses Gefühl nicht täuscht.
Fanclub „Millenium Borussen“ hat derzeit 24 Mitglieder
Insgesamt 24 Mitglieder im Alter zwischen vier und 51 Jahren hat derzeit der Fanclub, der im Jahr 2000 gegründet wurde. Die Frauen, Männer und Kinder kommen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen. Treffpunkt ist das Fan-Haus in Ichstedt, das der Mann der Fanclub-Chefin, Enrico Selk, aus einem alten Kuhstall erbaut hat.
Fußball ist ihr Leben. In den Tagen bis zum Bundesliga-Start am 18. August stellt die MZ jeden Tag einen Fanclub oder einen Fan eines Bundesligisten aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz vor. Sie alle ordnen der Liebe zur ihrem Verein Vieles unter, fahren hunderte Kilometer, nur um ihren Verein spielen zu sehen, und investieren neben Geld vor allem ihre Freizeit. In der Serie sprechen sie über Ziele, Träume und andere Details aus dem Alltag eines Fans.
Rund 35, vielleicht 40 Quadratmeter ist der Raum groß. Das reicht. „Hier passen wir alle rein, wenn wir zusammen sind“, so David Breitenbach, der wie viele andere Fanclub-Mitglieder selbst aktiver Fußballer ist. Janet und Enrico Selk erzählen dann davon, dass schon mal die Türen schnell geschlossen wurden, weil es bei Borussia-Spielen zu laut zuging. Und sie berichten davon, dass die Nachbarn per SMS um etwas mehr Ruhe baten.
Natürlich sind die Fans nicht nur in Ichstedt anzutreffen, Fahrten zu den Spielen ihrer Borussia gibt es regelmäßig. „Wer einmal in der Süd-Tribüne in Dortmund war, vergisst das nie. 25.000 Menschen liegen sich bei Toren in den Armen, feiern gemeinsam. Einfach ein unbeschreibliches Gänsehaut-Gefühl“, sagt Breitenbach. Janet Selk fügt hinzu: „Und erst die Spieler, da ist keiner abgehoben, keiner arrogant“, sagt sie. Und dann erzählen sie alle von den vielen persönlichen Begegnungen der Vergangenheit mit den Dortmunder Kickern.
Weihnachtsfeiern, Sommerfest und Ausflüge - „Millenium Borussen“ sind mehr als nur ein Fußball-Fan-Club
Ihr Vereinsleben beschränkt sich aber nicht auf den Fußball allein. „Wir machen zusammen eine Weihnachtsfeier, haben auch schon ein Sommerfest auf die Beine gestellt. Und wir haben das KZ Buchenwald besichtigt, es gibt schließlich nicht nur Fußball“, sagt David Breitenbach.
Und wie sieht der Fanclub den neuen Kontrahenten aus dem Osten, das Team von RB Leipzig? Wieder antwortet Breitenbach: „Unser Erzfeind ist Gelsenkirchen, dann kommen die aus dem Süden. Gegen RB haben wir nichts. Allerdings, der Verein ist Geschmackssache.“ Und was halten sie von den Ausschreitungen der Dortmund-Fans beim Spiel gegen Leipzig? „Was da passiert ist, ist unverzeihlich. So etwas tolerieren wir nicht“, bezieht das Trio im Namen des Fanclubs klar Stellung.
Ebenso klar äußern sie ein Versprechen: „Wenn Dortmund Meister wird, laden wir dich zur Meisterfeier ein“, verabschieden sie den MZ-Reporter. Es bleibt abzuwarten, ob aus dem Traum Realität wird. Aber die drei hegen keine Zweifel. (mz)