Borkenkäfer gefährdet Bäume Borkenkäfer gefährdet Bäume: Waldbesitzer freuen sich auf Hilfe durch Bundeswehr

Sangerhausen - Eigentlich sieht die Fichte ganz normal aus. Stattlich steht sie da, die Nadeln sind grün. Rico Gothe zeigt auf die winzigen Bohrlöcher, die überall am Stamm zu sehen sind. „Randvoll mit Borkenkäfern“, sagt er und wirft die Motorsäge an.
In Sekundenschnelle schneidet Gothe am Fuß des Baums einen schmalen Keil aus dem Holz. Dann geht er auf die andere Seite und zieht einen Schnitt durch den kompletten Stamm. Sein Kollege Martin Fritzsche treibt mit dem Vorschlaghammer einen Aluminiumkeil in den Spalt. Der Baum ächzt, es knackt und mit einem Rauschen fällt die Fichte genau in die Richtung, in der Gothe den Holzkeil ausgeschnitten hat.
Verstärkung im Kampf gegen den Käfer nötig
Die beiden Männer gehören zu fünf Leuten, die im August beim Landesforstbetrieb Süd eingestellt wurden und derzeit im Forstrevier Bodenschwende gegen den Borkenkäfer kämpfen. Ein Teil hat die Ausbildung zum Forstwirt gerade abgeschlossen, einige sind aus anderen Betrieben in den Landesdienst gewechselt.
Im September kommen zwei weitere Neue dazu - im Forstbetrieb Süd sind es die ersten Neueinstellungen von Forstwirten seit der Gründung vor 14 Jahren.
Die Verstärkung im Kampf gegen den Käfer ist bitter nötig. Im Südharz ist der Wald inzwischen komplett mit dem Insekt durchseucht, das sich unter der Rinde der Fichten einnistet und die Bäume zum Absterben bringt. „Es lassen sich keine Generationen mehr auseinanderhalten. Der Käfer kommt überall in allen Lebensstadien vor und das in einer Dichte, die man nicht für möglich gehalten hat“, sagt Forstbetriebsleiter Holger Koth.
Viele private Waldbesitzer haben Hoffnung aufgegeben
Massenhaft müssen Bäume gefällt und so schnell wie möglich aus dem Wald gebracht werden - weg von denen, die noch nicht befallen sind. Eine Mammutaufgabe, bei der Landesforst und private Waldbesitzer jetzt Hilfe von der Bundeswehr bekommen sollen. Holger Koth hat die Ankündigung erst mal mit verhaltener Freude aufgenommen.
Er weiß: Die Arbeit im Wald ist gefährlich und eigentlich nur was für gut ausgebildete Fachleute. Man müsse sehen, bei welchen Aufgaben die Truppe zum Einsatz kommen kann, meint er. Der Schwendaer Jörg von Beyme, Vorstandsmitglied im privaten Waldbesitzerverband, ist dennoch froh für diesen „extrem wichtigen Schritt. Wir brauchen Hilfe und wir bekommen Hilfe - das ist gut“, sagt er.
Ihm gehe es vor allem darum, dass auf den Flächen von Kleinst-Waldbesitzern etwas passiert. Dort, wo die Motivation, etwas gegen den Käfer zu tun, angesichts der Masseninvasion schon zusammengebrochen sei. Am Freitag war von Beyme bei der Runde im Innenministerium dabei, in der die konkreten Möglichkeiten abgeklopft wurden.
Einsatzgebiet für Soldaten muss noch definiert werden
Bis zum nächsten Treffen am Mittwoch werden die Forstleute nun Arbeiten definieren, bei denen sie sich Unterstützung durch die Bundeswehr vorstellen können. „Die Vertreter der Bundeswehr werden dann sagen, welche Dinge sie leisten können“, so von Beyme.
Völlig unbeschlagen in Forstdingen ist man bei der Truppe jedenfalls nicht. Sie bewirtschafte ihre Waldflächen, beispielsweise auf Truppenübungsplätzen, mit eigenen Einheiten, sagt von Beyme. Man müsse sehen, inwiefern diese Kräfte, die ja auch zu tun hätten, abgezogen und im Südharz eingesetzt werden können. (mz)
