Ausweitung der Maut-Pflicht Ausweitung der Maut-Pflicht: Regionale Speditionen rechnen mit erheblichen Mehrkosten

Sangerhausen - „Das trifft uns hart“, sagt Peter Hänschen, Geschäftsführer der Bares-Spedition in Siersleben, angesichts der bevorstehenden Ausweitung der Maut-Pflicht für Lkw auf allen Bundesstraßen ab 1. Juli. Bereits jetzt zahlt die Firma rund eine Millionen Euro an Maut-Gebühren im Jahr. Mit der Erhebung auf weiteren Bundesstraßen werden noch einmal mindestens 30 Prozent dazu kommen, so die Schätzung der Geschäftsleitung.
Ebenso ergeht es der Kyffhäuser Transport GmbH in Berga. 20.000 Euro Maut werden bei dem Unternehmen schon jetzt monatlich fällig, sagt Firmengründer Volker Wilding. Übers Jahr also fast eine Viertelmillion. Wie viel mehr es ab Juli sein wird, kann er noch nicht abschätzen. Dass die Kosten steigen, stehe aber auch hier fest.
Speditionen müssen Mehrkosten auf Kunden umlegen
Am Ende leiden aber nicht nur die Speditionsfirmen darunter. „Wir müssen die gestiegenen Kosten dann auf unsere Preise und somit auf den Endverbraucher, also den kleinen Bürger, umlegen“, sagt Torsten Liebau, Prokurist und Kalkulator bei Bares. Dennoch sei man nicht gänzlich gegen die Erhebung von Maut-Gebühren auf den Bundesstraßen.
„Das macht schon Sinn. Durch Deutschland rollt auch viel Lkw-Verkehr aus anderen Ländern. Der Zustand der Straßen wird dadurch ja nicht besser. Wer die Straßen hier nutzt, sollte auch dafür bezahlen“, findet Hänschen. Allerdings müsste seiner Meinung nach dann das eingenommene Geld auch sinnvoll in Straßenprojekte investiert werden.
Ob die neue Regelung aber auch die erhoffte Ruhe, die sich Bürger und Kommunen angesichts der maroden Fahrbahnen und teilweise lädierten Hausfassaden seit Jahren wünschen, einkehrt, ist fraglich. „Transportunternehmen stehen unter einem enormen Zeit- und Kostendruck. Um rentabel arbeiten zu können, müssen die Unternehmen in der Lage sein, möglichst viele Aufträge auszuführen. Das können sie nur, wenn sie direkte Wege auf gut ausgebauten Straßen wählen“, sagt Claudia Steen, Pressesprecherin bei Toll Collect, dem Betreiber der deutschen Lkw-Maut-Systeme.
Laster fahren oft aus Zeitgründen über Bundes- und Landstraßen
Heißt: Oft ist der Weg über die Bundes- und Landstraßen und somit durch kleine Ortschaften der schnellste für ein Unternehmen und wird auch aus diesem Grund gewählt, bestätigt auch die Bares-Spedition. „Wir haben nie einen Lkw über die Bundesstraße geschickt, um Maut zu sparen, sondern um Zeit zu sparen“, sagt Liebau. Bereits nach der ersten Ausweitung der Lkw-Maut im Jahr 2012 wurde das Fahrverhalten untersucht. Mit dem Ergebnis, dass es kaum signifikante Verlagerungen gegeben hätte, so Steen.
Die Laster der Kyffhäuser Transport GmbH hingegen könnten durchaus künftig ihre Route öfter von der Bundesstraße auf die Autobahn verlegen, meint Wilding. Vor allem im Sommer, wenn es mehr Aufträge auf Kurzstrecken beispielsweise für den Transport von Getreide oder Mineralgemisch für Baustellen gibt, nahm man bisher natürlich lieber die kostenfreie Bundesstraße anstelle der mautpflichtigen Autobahn. Wenn beides kostet, werden die Fahrer wohl öfter die schnellere Autobahn nutzen.
Vier neue Maut-Säulen im Landkreis
Bisher wird im Landkreis Mansfeld-Südharz lediglich auf der B 80 zwischen Seeburg West in und aus Richtung Halle Lkw-Maut fällig. Nicht nur dort wird ab Juli die Mautpflicht auf weitere Abschnitte ausgeweitet, es kommen auch weitere Bundesstraßen dazu.
Die Vorbereitungsarbeiten laufen schon. Nach den Vorgaben der Toll Collect GmbH prüft die Landesstraßenbaubehörde im Landkreis Mansfeld-Südharz den Bau von vier neuen Mautkontrollsäulen: an der B 80 im Bereich Aseleben, an der B 86 im Bereich Mansfeld/Siebigerode und an der B 180 im Bereich Quenstedt sowie im Bereich Rothenschirmbach, hieß es auf MZ-Anfrage.
Die hohen, schlanken Säulen, an denen mehrere Kamera-Augen montiert sind, lässt Toll Collect extra in einem auffälligen Blau lackieren. Das soll dafür sorgen, dass sie nicht mit einem Tempoblitzer verwechselt werden und bei Autofahrern womöglich erschrockene Reaktionen provozieren.
Mit den Säulen kontrolliert Toll Collect, ob für den vorbeifahrenden Lkw die Maut korrekt angemeldet wurde. Die Fahrzeugflotten größerer Transportunternehmen sind meist mit sogenannten On-Board-Units ausgerüstet, die sich automatisch ins Mautsystem einwählen. (mz)
