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82-jähriger Gehörlosensportler aus Sangerhausen 82-jähriger Gehörlosensportler aus Sangerhausen: Schachspieler holte Gold in Aserbaidschan

Von Ralf Kandel 20.10.2015, 15:52
Karl-Heinz Kleemann beim Training in Sangerhausen.
Karl-Heinz Kleemann beim Training in Sangerhausen. Ralf Kandel Lizenz

Sangerhausen - Nein, leicht ist es nicht, mit Karl-Heinz Kleemann ins Gespräch zu kommen. Das liegt nicht etwa daran, dass der 82-Jährige nichts zum Thema Sport zu sagen hat. Sondern an einem anderen Grund: Kleemann ist Gehörlosensportler. Das wiederum macht es nicht leicht, sich mit ihm über seine Erfolge im Schach zu unterhalten.

Der Gehörlosen Sport- und Freizeitverein Sangerhausen hat seine Geschäftsstelle im Haus der Lebenshilfe im Darrweg. Sprechzeiten sind am Dienstag von 13 bis 16 Uhr und am Freitag von 13 bis 18 Uhr. Gegründet wurde der Verein am 4. September des Jahres 1992. Vereinsvorsitzender ist Karl-Heinz Kleemann, sein Stellvertreter Uwe Kruggel. Susanne Bindernagel fungiert als Schatzmeisterin.

Dabei: Mitzuteilen hat der rüstige Senior viel. Und Erfolge aufzuweisen, die für sich sprechen. So wie jetzt zum Beispiel der Gewinn der Goldmedaille beim 22. Europapokal der Gehörlosen-Schach-Landesmeister für Mannschaften in Baku (Aserbaidschan). Gemeinsam mit Mohammad Reza Ghadimi, Sergej Salov, Dieter Jentsch und Holger Mende startete Kleemann für das Team vom GSBV Halle. Das Quintett sorgte für den ersten EM-Titel des Gehörlosen-Sport- und Bürgerverein Halle.

Kleemann spielte am vierten Brett für sein Team

Die Reise nach Aserbaidschan ist mittlerweile Vergangenheit. Jetzt sitzt Karl-Heinz Kleemann wieder in einem Zimmer im Haus der Lebenshilfe im Darrweg in der Kreisstadt Sangerhausen. Hier spielt er ein um die andere Partie Schach mit seinem Trainingspartner Heinz Burreh. Und dabei sicherlich die ein oder andere Partie nach, die Kleemann in Baku gespielt hat. Zweimal saß er dort am Brett, erkämpfte sich in den Duellen mit London und Biskop (Schweden) jeweils ein Remis. Dabei spielte er am vierten Brett für sein Team.

Insgesamt waren es sechs Mannschaften, die beim „22nd European Deaf Chess Champions for Club“ in Aserbaidschan am Start waren. Neben den Teams aus England, ,Schweden und Deutschland waren noch Vertretungen aus Moskau (Russland), Almaty (Kasachstan) und eben Baku dabei. Weitere Teams aus Polen und der Ukraine wollten ursprünglich auch starten, mussten dann aber aus finanziellen Gründen passen.

Sieg gegen Russland und England

Am Ende gewann Deutschland (14,5 Punkte), vor Russland (12) und England (11,5). Dabei lag das deutsche Team von Anfang an in Führung und wurde ihrer Favoritenrolle vollauf gerecht. Im Auftaktspiel setzte sich das Quartett aus Halle 3:1 gegen Almaty aus Kasachstan durch. Spannender ging es am zweiten Tag zu. Hier behaupteten sich die Hallenser gegen Moskau knapp 2,5:1,5. Gegen London hieß es am dritten Wettkampftag dann 3:1. Gegen das Team aus Schweden gelang dann ein 2,5:1,5-Sieg. Zum Abschluss gab es schließlich ein vollkommen unangefochtenes 3,5:0,5 gegen die Gastgeber aus Baku, der Triumph war damit perfekt.

Sehr zur Freude von Kleemann, der als Mannschaftsleiter fungierte. Und so die Einsätze der jeweiligen Spieler plante. Fünf Akteure gehörten zu einer Mannschaft, jeweils vier kamen in den Duellen zum Einsatz. Und wie hat es ihm in Aserbaidschan und beim Wettkampf gefallen? Die Antwort kommt prompt. „Es war sehr gut organisiert, alles hat geklappt.“

Von Aserbaidschan war der 82-Jährige, der durch eine Krankheit sein Gehör verlor, also rundum begeistert. Auch wenn es nicht einfach ist, das allen Interessierten mitzuteilen. (mz)