Gerangel um Zuständigkeit Zugewachsener Kreisverkehr in Warnstedt bei Thale wurde endlich gemäht: Landesbehörde und Stadt kündigen Vertrag an

Warnstedt - Meterhohe Disteln, verschiedene Gräser und auch ein paar Halme Getreide, deren Samen wohl der Wind von den umliegenden Feldern herübergeweht hat: Der Kreisverkehr der Landesstraße 240 in Warnstedt beherbergte bis Mittwochvormittag (7. August) eine recht üppige Vegetation.
Sie gefiel nicht jedem: „Es ist ein unmöglicher Zustand“, wandte sich Anwohner und MZ-Leser Dieter Schulz an die Redaktion. „Der Kreisel ist verkrautet ohne Ende.“ Dass Autofahrer die markante Miniatur der Warnstedter Windmühle auf dem Kreisverkehr noch sahen, war über Wochen nur deren Erbauer zu verdanken:
Ortsbürgermeister Günter Herbst (Freie Wählergemeinschaft Warnstedt) ist den Wildpflanzen an der Stelle auf eigene Faust mit der Gartenschere zu Leibe gerückt. Am Mittwoch kürzten nun Mitarbeiter der Harzer Straßenmeistereien die im Ort unbeliebten Wildpflanzen.
Anfangs fühlte sich niemand für den zugewucherten Kreisverkehr zuständig
Schulz’ Suche nach dem Zuständigen hatte sich zuvor als Kampf gegen Windmühlen entpuppt, als aussichtsloses Unterfangen: Niemand fühlte sich zuständig. „Der ,Problemkreisel‘ befindet sich im Wirkbereich der Straßenmeisterei Gernrode“, teilte ihm Klaus-Peter Uebigau, Leiter der Meisterei in Halberstadt, mit.
Frank Liebegott, der die Gernröder Meisterei leitet, verwies wiederum an den Bauhof der Stadt Thale. Von dort wartete Schulz mehr als eine Woche lang vergeblich auf eine Antwort, bevor er sich an die MZ wandte.
Die Stadt Thale sei momentan nicht befugt, die Grünfläche auf dem Warnstedter Kreisverkehr zu pflegen, erläutert Ingrid Michalk auf Anfrage. Sie leitet das Rechtsbüro im Thalenser Rathaus. „Der Kreisel ist Teil einer Landesstraße und wird daher von der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) gepflegt - oder auch nicht“, legt sie dar.
Warnstedts Bürgermeister Günter Herbst: Der Geflügelverein würde den Kreisverkehr in Ordnung halten
Intensiv habe sich die Stadt jedoch zuletzt um eine Unterhaltungsvereinbarung bemüht, die es der Verwaltung erlaubt, selbst Hand anzulegen oder die Pflege an einen Dritten, etwa einen Verein, zu übertragen. Wie Günter Herbst schildert, steht der Warnstedter Geflügelverein schon in den Startlöchern. „Die Mitglieder haben sich bereiterklärt, den Kreisel in Ordnung zu halten“, berichtet er.
Für eine entsprechende Vereinbarung existieren bereits Entwürfe, bestätigt LSBB-Regionalleiter Stefan Hörold. „Sowie die Unterschriften drunter sind, wird die Verantwortung an die Stadt Thale übertragen“, erklärt er. Ein Termin für die Unterzeichnung stehe aber noch nicht fest.
Hörold verspricht, das „Revier sauber zu übergeben“: Mitarbeiter der Straßenmeistereien, die der LSBB unterstehen, würden vor Vertragsschluss noch einmal Ordnung in den Wildwuchs bringen. Das ist nun nach langem Warten erfolgt.
Vereinbarung über Pflege des Kreisverkehrs zwischen Straßenbaubehörde und Stadt Thale kam bisher nicht zustande
Der Auftrag an seine Behörde sei, die Verkehrssicherheit zu garantieren, fügt Hörold hinzu. „Dazu genügt es in der Regel, dass wir die Bepflanzung einmal im Jahr zurückschneiden.“ Angesichts der Unzufriedenheit der Warnstedter mit dem jetzigen Erscheinungsbild des Kreisels, der für viele Anreisende den ersten Eindruck von Thale mitprägt, müsse die Pflege jedoch wohl über dieses notwendige Maß hinausgehen.
Dazu sei eine Vereinbarung zwischen LSBB und Stadtverwaltung das richtige Mittel. „Der Bauhof oder ein Beauftragter kann dann dort etwa Rasen anpflanzen und eine intensivere Pflege übernehmen.“
Beinahe täglich, merkt Ortsbürgermeister Herbst an, sei er auf den Kreisel angesprochen worden. „Die Lage war den Einwohnern ein Dorn im Auge.“ Ingrid Michalk hofft, dass die Abmachung zur Pflege bald in Kraft tritt. „Der derzeitige Stillstand“, sagt sie, „kann noch der Urlaubszeit geschuldet sein.“ (mz)