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Wildunfälle Wildunfälle im Landkreis Harz: Große Gefahr zwischen Ballenstedt und Rieder

Von Benjamin Richter 29.11.2018, 08:57
Wer in einen Wildunfall verwickelt ist, sollte das angefahrene Tier mit Handschuhen von der Fahrbahn holen.
Wer in einen Wildunfall verwickelt ist, sollte das angefahrene Tier mit Handschuhen von der Fahrbahn holen. dpa

Quedlinburg - Wenn Pendler in diesen Tagen nach der Schule oder Arbeit ihren Heimweg antreten, ist es meist schon dunkel. Da kann es einem schon mulmig zumute werden, wenn man durch einen Wald oder an einem Feld vorbeifährt. Denn Zahlen der Polizei belegen jedes Jahr aufs Neue, dass sich Wildunfälle im Herbst häufen.

So ist es auch in diesem Jahr. Kam es auf den Straßen des Landkreises Harz in den Sommermonaten Juni und Juli noch zu jeweils rund 100 Unfällen mit Wildtieren, waren es im August bereits 130 und im September 134. 120 Wildunfälle verzeichnete das Polizeirevier im Oktober.

Polizei registriert mehr als 100 Wildunfälle pro Monat

Als einen der Gründe dafür nennt Alexandra Kruse, Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC), die Brunft. „Im Herbst ist Paarungszeit, das treibt das Wild um“, erläutert sie. „Außerdem sind Reh, Hirsch und Wildschwein auf der Suche nach Futter in der Dämmerung unterwegs, vor allem in den Übergangsbereichen zwischen Wald und Feld.“

Im Landkreis, so die Polizei, verursachen Rehe die meisten Unfälle. „Im Zeitraum vom Juni bis zum Oktober gab es insgesamt 405 Unfälle mit Rehwild“, berichtet Polizeisprecherin Bettina Moosbauer. „Das sind 69,1 Prozent.“ Zusammenstöße mit Schwarzwild machten im selben Zeitraum einen Anteil von 12,2 Prozent aus.

Die meisten Unfälle passieren mit Rehen

Über die vergangenen drei Jahre hat die Polizei Wildunfallzahlen verglichen. Die Strecke mit der höchsten Zahl im Landkreis ist demzufolge die Landesstraße 242 zwischen Ballenstedt und Rieder. 95 Mal kam es dort im betrachteten Zeitraum zu Unfällen mit einem Wildtier.

Auch die Landesstraße 88 zwischen Stapelburg und Schauen (49 Unfälle) und die Landesstraße 85 zwischen Quedlinburg und Westerhausen (47) hat die Polizei als Schwerpunktstraßen erkannt. Insgesamt zeichnet sich jedoch ab, dass die Zahl der Wildunfälle im Landkreis Harz abnimmt: 1013 solcher Karambolagen zählte die Polizei bislang im Jahr 2018, im Vorjahr waren es insgesamt noch 1334.

Jäger rät zu vorausschauender Fahrweise

Der Vorsitzende der Jägerschaft Quedlinburg, Jens Schneidewind, rät Autofahrern, einem Wildunfall durch vorsichtiges Fahren vorzubeugen. „Ohne Frage könnte man auf ein paar Landstraßen problemlos 100 oder 110 Stundenkilometer schnell fahren“, sagt er.

„Ich empfehle jedoch, die Geschwindigkeit auf etwa 70 bis 75 Stundenkilometer zu begrenzen und die Ränder der Fahrbahn genau zu beobachten.

ADAC-Sprecherin Alexandra Kruse empfiehlt, Wildwechselschildern Folge zu leisten, um Zusammenstöße zu vermeiden. Wer ein Tier auf der Fahrbahn sehe, müsse besonders aufmerksam sein. „Wild flüchtet nicht immer auf dem kürzesten Weg, sondern oft vor dem Fahrzeug her“, fügt Kruse hinzu.

ADAC-Sprecherin rät: bremsen und hupen

Sofern kein Verkehr herrsche, sollten Autofahrer bremsen, hupen und gegebenenfalls abblenden, damit das Wild einen Fluchtweg findet. Ausweichen sollte man jedoch möglichst nicht, erklärt Polizeisprecherin Bettina Moosbauer.

Zudem sollten Autofahrer „die aktuellen Fahrbahn- und Witterungsverhältnisse sowie Gegenverkehr und Nachfolgeverkehr berücksichtigen“.

Und wenn doch einmal ein Unfall passiert ist? Ganz wichtig sei es, so Alexandra Kruse, Ruhe zu bewahren. „Nach einem Zusammenstoß die Warnblinkanlage einschalten und die Unfallstelle absichern“, empfiehlt sie.

Anschließend müsse der Unfallfahrer die Polizei informieren. Damit keine Folgeunfälle passieren, solle das tote Tier an den Randstreifen gezogen werden - wegen Tollwutgefahr unbedingt mit Handschuhen. Sei es nur verletzt, seien Autofahrer besser beraten, Abstand zu halten, da es sich wehren könne. „Was viele nicht wissen: Das angefahrene Wild darf vom Unfallort nicht entfernt werden“, stellt Alexandra Kruse klar. Wer das tue, riskiere eine Anzeige wegen Wilderei.

Neue Erkenntnisse erhofft sich der ADAC vom neuen Projekt zur Wildunfall-Prävention in Sachsen-Anhalt, das der Club kürzlich mit dem Verkehrsministerium, der Polizei, der Jägerschaft und den Straßenverkehrsbehörden gestartet hat. „Ausgelöst durch Fahrgeräusche und Scheinwerferlicht werden sowohl optische als auch akustische Warnsignale aktiviert“, erläutert Kruse. „Das gibt es in dieser Kombination deutschlandweit bisher noch nicht, hat sich in Österreich allerdings bewährt.“ (mz)