Leichtathletik Weltmeisterin aus Thale geht in Rente
Nach 43 Jahren im Schuldienst wechselt die Sportlehrerin Gisela Seifert in den Ruhestand. Was die Weltmeisterin als Nächstes vorhat.

Thale/MZ - „Hier wache ich“, steht auf dem Schild im Garten von Gisela Seifert - doch statt der allerorten üblichen Hundeschnauze sind darauf zwei aufmerksame Hühner abgebildet. Bisher wacht nur Seifert selbst, denn der Stall und das Gehege hinter dem Tor, an dem das Schild prangt, sind noch leer.
So sollen sie aber nicht mehr lange bleiben: Acht Hühnern möchte die vor Kurzem pensionierte Lehrerin ein Zuhause geben. „Sie sollen die Namen meiner acht Enkel tragen“, verrät die 65-Jährige, die in dem weitläufigen, vom Steinbach durchflossenen Garten noch einige weitere Projekte anpacken will. Von wegen Ruhestand.
An verschiedenen Schulen der Stadt und Umgebung gelehrt
Als Sport- und Biologielehrerin war Seifert 43 Jahre lang an verschiedenen Schulen in Thale und Umgebung tätig, kennt ungezählte Einwohner der Bodestadt aus dem Unterricht. Die Bewegung an der frischen Luft, schildert sie, begleite sie schon ihr ganzes Leben. „Als Kinder haben wir den ganzen Tag auf der Straße gespielt, und von daher bin ich schon immer gelaufen.“ Ihr Talent zeigte sie als Schülerin besonders bei Crossläufen, die sie regelmäßig gewann.
So weckte sie das Interesse der Sportschule in Halle, die sie ab der siebten Klasse besuchte. Dort widmete sie sich zunächst dem Hochsprung, stellte als 14-Jährige mit 1,71 Metern ihre persönliche Bestleistung auf. Später wechselte sie zum Basketball und bestand nach dem zwölften Schuljahr ihre Abiturprüfungen.
Mann wurde auch Weltmeister
An der Schule lernte sie als 15-Jährige auch ihren späteren Mann Harald kennen. Als sie sechs Jahre später heirateten, blickte Gisela Seifert als Pädagogikstudentin bereits der Berufslaufbahn im Schulwesen entgegen. Ihre erste Stelle trat sie 1978 an der POS „Käthe Kollwitz“ an - just in dem Jahr, in dem ihre Tochter Sandra zur Welt kam und die junge Mutter den aktiven Sport an den Nagel hängte. Und in eben jenem Jahr, in dem ihr Mann Weltmeister im Viererbob und Europameister im Zweierbob wurde. An der Juri-Gagarin-Schule, wo Gisela Seifert besonders die Turnhalle zusagte, unterrichtete sie von 1980 bis zur Wende, arbeitete in den frühen 1990ern an der Schule in Weddersleben und nach der Zusammenlegung in Neinstedt.
Zugleich zog sie als inzwischen vierfache Mutter Sandra und die Söhne Raiko, Stefan und Vico auf - und sah zufrieden, dass alle vier sich wie ihre Mutter für den Sport begeisterten. Die drei Söhne besuchten allesamt ebenfalls die Hallenser Sportschule, nahmen als Speerwerfer und Sprinter an Wettkämpfen teil. Ihre Karriere im Basketball führte Sandra Günther bis in die erste, ihren Bruder Raiko bis in die zweite deutsche Bundesliga. Und auch bei den Enkeln, stellt Gisela Seifert fröhlich fest, zeichne sich bereits ab, dass sie eine Laufbahn im Sport verfolgen wollten.
Gießkanne als symbolisches Geschenk
Ihren eigenen Werdegang setzte die Lehrerin unterdessen von 1996 bis 2007 am Thalenser Gymnasium und in den vergangenen 14 Jahren dann an der Sekundarschule Thale/Nord fort. Für die Erlebnisse in mehr als vier Jahrzehnten Arbeitsleben sei sie allen 13 Schulleitern, unter denen sie tätig war, dankbar, aber auch ihren Kollegen, den Schülern und Eltern sowie ihrer Familie. „Kindern etwas beizubringen, das hat mir immer Freude bereitet“, betont die Pensionärin. „Sie haben mir viel zurückgegeben.“
Etwas bekommen hat die Thalenserin zum Abschied auch von ihren Kollegen: einen Pokal als Anspielung auf die Leistungen, die sie zwischen 1998 und 2011 als Seniorenleichtathletin zu mehreren Weltmeistertiteln im Dreisprung und Staffellauf führten, und eine Gießkanne. „Weil ich immer die Blumen in der Schule gegossen habe“, sagt Seifert gerührt. Dem Sport will sie auch im Ruhestand treu bleiben - mehrmals in der Woche geht Seifert ins Fitnessstudio und zum Laufen ins nahe Bodetal.