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Feuerwehr-Einsatz Waldbrand bei Schierke im Nationalpark Harz - Feuerwehr kämpft am Freitag weiter gegen Flammen

Mit einem Großaufgebot kämpft die Feuerwehr seit Donnerstag gegen einen Waldbrand im Nationalpark Harz. Auch am Freitag geht die Feuerwehr wieder verstärkt gegen die Flammen an.

Von Holger Manigk und Ivonne Sielaff Aktualisiert: 12.08.2022, 09:13
Rettungskräfte der Feuerwehr bekämpfen einen größeren Waldbrand in Schierke, der am Donnerstag ausgebrochen ist.
Rettungskräfte der Feuerwehr bekämpfen einen größeren Waldbrand in Schierke, der am Donnerstag ausgebrochen ist. Foto: Matthias Bein/dpa

Schierke/vs/dpa - Um ihr Dorf haben am Donnerstagnachmittag (11. August) viele Einwohner Schierkes gebangt: An der Quesenbank im Nationalpark Harz östlich des Brockenortes war ein Waldbrand ausgebrochen, die Flammen zogen von den Schienen der Harzer Schmalspurbahnen Richtung Bahnhof.

Der Wald nahe Schierke im Nationalpark Harz hat am Freitagmorgen weiterhin gebrannt. Nach aktuellen Erkenntnissen sei etwa eine Fläche von 13 Hektar betroffen, teilte der Landkreis Harz mit. Es seien derzeit aber keine bestimmten Orte direkt gefährdet. Die Ausbreitung des Feuers müsse allerdings am Morgen erneut überprüft werden, sagte ein Sprecher der Leitstelle.

Flammen lodern in der Nacht im Nationalpark Harz bei Schierke. Seit Donnerstag brennt eine größere Waldfläche im Nationalparkgebiet Harz.
Flammen lodern in der Nacht im Nationalpark Harz bei Schierke. Seit Donnerstag brennt eine größere Waldfläche im Nationalparkgebiet Harz.
Foto: Matthias Bein/dpa

In der Nacht hatten sich die Feuerwehren etwas zurückgezogen und waren nur mit den nötigsten Einsatzkräften am Brandort. Am Freitagmorgen sollte der Kampf gegen die Flammen wieder verstärkt werden, mit mehreren Hubschraubern und der Unterstützung von Feuerwehren aus umliegenden Landkreisen.

Waldbrand bei Schierke: 150 Feuerwehrleute waren am Abend im Einsatz

„Das ist das Szenario, das wir immer befürchtet haben“, sagte Wernigerodes Stadtwehrleiter Marco Söchting gegen 17.30 Uhr an der Einsatzzentrale am Schierker Stern. Zu diesem Zeitpunkt versuchten alle verfügbaren Feuerwehrleute aus der ganzen Umgebung, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Ein Flugzeug kreiste immer wieder über dem Gebiet.

Die Feuerwehr setzte mehrere faltbare Speicherbassins ein, um die Wasserversorgung in unzugänglichem Gelände sicherzustellen.
Die Feuerwehr setzte mehrere faltbare Speicherbassins ein, um die Wasserversorgung in unzugänglichem Gelände sicherzustellen.
Foto: Holger Manigk

Der erste Alarm sei gegen 14.15 Uhr eingegangen. Danach wurden immer mehr Einsatzkräfte hinzugerufen, so dass die Ortswehren aus Minsleben und Silstedt den Stadtschutz für Wernigerode übernahmen. Am frühen Abend kämpften 150 Einsatzkräfte – auch aus dem Gebiet der Stadt Oberharz am Brocken, Blankenburgs, Ilsenburgs, aus dem Nordharz und Halberstadt – gegen die Flammen, die sich hangaufwärts fraßen. „Der personelle Aufwand ist riesig, aber unsere einzige Chance“, erläuterte Söchting.

Bis kurz vor 20 Uhr soll sich das Feuer laut Einsatzleitung auf einer Fläche von 35 Hektar ausgebreitet haben. Dabei löschten die Kameraden zunächst an zwei Brandstellen im Wald zwischen der Wormke und dem Schierker Bahnhof, Gerüchte über einen dritten Brandherd machten sich breit. Die Landesstraße 100 als einzige Zufahrt des Ortes wurde komplett gesperrt, hieß es auf Volksstimme-Anfrage aus der Rettungsleitstelle des Landkreises Harz.

Bahnstrecke von Drei Anen Hohne nach Schierke dicht

Für die Löscharbeiten wurden zudem zwei Wasserwagen der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) angefordert, informierte Sprecherin Heide Baumgärtner auf Volksstimme-Nachfrage. Damit die Wagen ungehindert rangieren können, sei die Bahnstrecke zwischen Drei Annen Hohne und Schierke gesperrt worden.

„Dieses Feuer wird uns noch die ganze Nacht beschäftigen, wahrscheinlich auch noch morgen den Tag über“, prognostizierte Wernigerodes Stadtwehrleiter. Gegen 17.30 Uhr waren die Einsatzleitung des Landkreises und ein Polizeihubschrauber zum Löschen auf dem Weg nach Schierke. Der Fachdienst Ost des Harzkreises – eine Katastrophenschutzeinheit, die sonst vor allem außerhalb dessen Gebietes zum Einsatz kommt – rückte ebenfalls zum Brockenort aus.

Geschockt von der Nachricht zeigte sich Schierkes Ortsbürgermeisterin Christiane Hopstock (CDU), die gerade zum Urlaub im Riesengebirge weilt. Sie erinnerte ebenso wie ihr Stellvertreter Jens Weidlich daran, dass die Einwohner des Ortes sich angesichts der zunehmenden Trockenheit seit Jahren vor einem Waldbrand wie diesem im Nationalpark fürchteten.

Nach Bränden am Brocken im April wird aufgerüstet

Hintergrund: Der am Donnerstag ausgebrochene Waldbrand ist nicht der erste, der die Schierker in diesem Jahr in Atem hält: Erst Ende April sorgten zwei Waldbrände binnen dreier Tage am Brocken für Aufregung. Danach berief Sachsen-Anhalts Forstminister Sven Schulze (CDU) einen runden Tisch zum Waldbrandschutz im Harz ein – mit Vertretern mehrerer Landesministerien, der Feuerwehr, des Nationalparks, der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) und der Kreisverwaltung sowie Forstbesitzern.

Die Rauchsäule über dem Nationalpark bei Schierke war weithin sichtbar - hier aus der Nähe von Elbingerode.
Die Rauchsäule über dem Nationalpark bei Schierke war weithin sichtbar - hier aus der Nähe von Elbingerode.
Foto: Wolfgang Schilling

Danach wurde technische Aufrüstung versprochen – unter anderem mit Überwachungssensoren im Wald und Künstlicher Intelligenz zu deren Auswertung. Landrat Thomas Balcerowski (CDU) kündigte im Juli an, ein privates Löschflugzeug für den Harz an den Start bringen zu wollen. Im Landkreis gilt seit Dienstag (9. August) die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe 4.