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Spendenlauf Spendenlauf: Runden für Tsunami-Opfer

Von DETLEF ANDERS 01.04.2011, 14:01

QUEDLINBURG/MZ. - "Wo sind denn die Zuschauer", will der sechsjährige Charly wissen. Cathérine Wegener schmunzelt. In der Pölkenstraße warteten am Donnerstagabend keine Schlachtenbummler auf das sportliche Ereignis eines Spendenlaufes vom Stadtbad über den Mathildenbrunnen und Steinweg in den Damm zurück. Die meisten Passanten wunderten sich nur, weshalb hier 40 Kinder mehrfach an ihnen vorbeiflitzten.

Über eine Spendensumme in Höhe von 1 170 Euro konnten sich die Organisatoren des Spendenlaufes und -schwimmens zugunsten der Tsunami-Opfer in Japan freuen. 50 Cent sollte jede Runde der am Ende über 50 Läufer und 57 Schwimmer zugunsten der Spendenaktion einbringen. 460 Euro sammelten die Schwimmer der TSG GutsMuths Quedlinburg schon vor der Aktion, berichtete die Initiatorin Ricarda Scheffler - 782 waren es am Ende.

"Die Fernsehbilder waren für mich ausschlaggebend. Am schlimmsten fand ich das Bild eines Vaters, der vor Trümmern stand und seinen Sohn rief", erklärte die Quedlinburgerin ihre Motivation. Vor einem Jahr hatte sie in Wernigerode von einer ähnlichen Aktion gehört und nun eine solche in ihrer Abteilung angeregt. Die Zustimmung war groß: "Die Kinder wussten sofort Bescheid, viele wollten gleich von ihrem Taschengeld spenden", berichtete Ricarda Scheffler. Doch bei den vielen Bahnen die sie schwimmen, wäre das Taschengeld bald alle gewesen. Deshalb kam der Aufruf, Sponsoren zu finden. Ihr Sohn Fabian, derzeit der Vorzeigeathlet der Abteilung, werde von ihrem Chef Aiko Rennecke gesponsert, freute sich die Initiatorin. "Ich hatte gemerkt, dass ihn das nicht kalt gelassen hat." Er spendete 100 Euro. Andere waren mit noch mehr Geld dabei. Die erst vierjährige Tochter Charlotte Deutschbein war gemeinsam mit Anna Bodenstab die jüngste Teilnehmerin, die Gutes tun wollten.

Kleinere Spendensummen hatte Jörg Peters bei Bekannten gesammelt, damit sein Sohn Lars Gabor für den guten Zweck laufen konnte. Die Jüngsten aus der Trainingsgruppe von Silvana Brink waren mit Feuereifer bei der Sache und freuten sich, nach der langen Hallensaison endlich wieder draußen rennen zu können. Die Leichtathleten der TSG hatten sich der Aktion der Schwimmer kurzerhand angeschlossen und auch die Quedlinburger zur Teilnahme aufgerufen. Ruth Redlich folgte diesem Aufruf. Die 81-Jährige kam mit ihren Nordic-Walking-Stöcken zum Treffpunkt vor der Schwimmhalle. "Ich habe das gelesen und mir gesagt, da machst du mit. Das ist für einen guten Zweck und eine Möglichkeit, die einen nicht überfordert", sagte sie. Später kam aus Gernrode noch Ortsbürgermeister Detlef Kunze mit Frau.

TSG-Vereinschef und Leichtathlet Konrad Sutor hatte auf einen noch größeren Zuspruch der Quedlinburger gehofft, zeigte sich aber beeindruckt, dass viele der jungen Läufer ihr Taschengeld für die Spendenaktion zückten.

"Es scheint so, dass Japan weit weg ist und uns nichts anginge", sagte Sutor zur ausgebliebenen Resonanz der Schulen. "Aber ich finde, wir sollten doch an die Kinder denken, die alles verloren haben und jetzt ohne etwas dastehen." Vielleicht fühlen sich ja auch noch andere inspiriert, dem Beispiel der Schwimmer und Läufer zu folgen. Das Geld wird dem Bündnis der Hilfsorganisationen "Aktion Deutschland hilft" überwiesen.