Zwischen Baum und Bundeswehr Soldaten im Harz: Bundeswehr hilft im Kampf gegen Borkenkäfer

Harzgerode - Soldaten gegen Borkenkäfer: Die Bundeswehr hat am Dienstag in Sachsen-Anhalt ihren Einsatz zur Rettung des befallenen Waldes begonnen. Kommandos der Logistikbataillone Burg (Jerichower Land) und Beelitz (Brandenburg) starteten zu einer Erkundung nahe Harzgerode (Harz). Die Soldaten sollen kranke Bäume ausfindig machen und dann beseitigen.
Zunächst wird die Bundeswehr im Harz einschließlich der vom Schädling befallenen Gebiete in Mansfeld-Südharz aktiv sein. Anschließend geht es im Raum Zerbst (Anhalt-Bitterfeld) und im Landkreis Wittenberg weiter. Der Einsatz soll bis Mitte Oktober laufen. „Wir freuen uns, dass wir hier, wo wir gebraucht werden, unterstützen können“, erklärte Oberst Halvor Adrian, Kommandeur des Landeskommandos. Im Nationalpark Harz wird die Bundeswehr jedoch nicht aktiv sein. Dort bleiben tote Bäume als Lebensraum für Tiere im Wald liegen.
Haseloff: „Wir brauchen außergewöhnliche Maßnahmen.“
„Die Botschaft ist: Dem Wald geht es schlecht“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Sachsen-Anhalt sei dabei besonders von Sturm und Trockenheit betroffen. „Wir brauchen daher außergewöhnliche Maßnahmen.“ Damit entschied sich der Regierungschef anders als sein niedersächsischer Amtskollege Stephan Weil (SPD), der einen Einsatz der Bundeswehr in seinem Bundesland ablehnt. Gerade für das Fällen von Bäumen oder das Ausbringen von Pestiziden sei eine Sachkunde erforderlich, die Soldatinnen und Soldaten nicht mitbrächten, teilte das Agrarministerium in Hannover mit.
In den nächsten Tagen werden befallene Bäume zunächst markiert. In der kommenden Woche sollen sie gefällt, geschält, zerstückelt und abtransportiert werden. „Alles geschieht unter Anleitung der Forstbetriebe. Wir sind keine ausgebildeten Forstarbeiter“, sagte Thomas Poloczek, Sprecher des Landeskommandos der Bundeswehr. Bis zu 100 Soldaten seien im Einsatz. Um schwer zugängliche Hänge und Gebiete befahrbar zu machen, sollen auch Straßenbau-Spezialisten einer Einheit aus Husum (Schleswig-Holstein) anrücken.
Bundeswehr wird in Sachsen-Anhalt nur in privaten und kommunalen Waldgebieten aktiv sein
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte den Ländern die Hilfe der Bundeswehr im August angeboten. Haseloff nahm dieses Angebot als erster Regierungschef an. In Sachsen begann der Einsatz der Bundeswehr dennoch bereits vor mehr als zwei Wochen. Die Vorbereitung durch eine Arbeitsgruppe habe aber einige Zeit in Anspruch genommen, erklärte Haseloff den späteren Einsatzbeginn hierzulande.
Die Bundeswehr wird in Sachsen-Anhalt nur in privaten und kommunalen Waldgebieten aktiv sein. Für den Landeswald hatte das Umweltministerium einen Einsatz ausgeschlossen. „Der Landesforstbetrieb schafft es aus eigener Kraft, seine Aufgaben zu erfüllen“, sagte Sprecherin Jenny Henniger am Dienstag der MZ. Eine kurzfristige Unterstützung durch Soldaten sei nicht sinnvoll oder notwendig. Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) hatte das zuletzt damit begründet, dass Soldaten nicht für Arbeiten im Wald ausgebildet seien.
Die Situation im Ostharz sei aber besonders prekär, sagte Haseloff. Das Sturmtief „Friederike“ hatte mit schweren Schäden Anfang 2018 den Anfang markiert, dann fiel zwei Jahre hintereinander kaum Regen. Im umgestürzten Holz konnte der Borkenkäfer prächtig nisten, die geschwächten Bäume wurden ihm zur leichten Beute. Dazu komme, so Haseloff, eine Besonderheit bei der Eigentümerstruktur: Es gebe tausende Kleinstwaldbesitzer, die nach dem Ende der DDR Gebiete von wenigen Hektar zurückübertragen bekamen - und die mit der Situation überfordert seien. (mz)