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Schloss Ballenstedt  Schloss Ballenstedt: Albrechts starke Aura

Von Rita Kunze 03.09.2020, 13:56
Die Grablege Albrecht des Bären im Ballenstedter Schloss wird derzeit museal überarbeitet.
Die Grablege Albrecht des Bären im Ballenstedter Schloss wird derzeit museal überarbeitet. Jürgen Meusel

Ballenstedt - „Albrecht der Bär hat Spuren hinterlassen - er hat seinen ‚Fingerabdruck‘ hinterlassen“, sagt Margit Jäschke. Die Künstlerin aus Halle an der Saale ist an der musealen Neugestaltung von Krypta und Grablege im Schloss Ballenstedt beteiligt. Mit ihrem Werk, einem rund 28 Zentimeter langen, feinvergoldeten Fingerabdruck, will sie an Albrecht den Bären erinnern.

Der goldene Fingerabdruck wird auf einer rund einen Quadratmeter großen Bronzeplatte „schweben“; sie wird dort platziert, wo sich derzeit die gusseiserne Platte in der Grablege befindet. Diese 1937/38 vom Architekten Paul Schultze-Naumburg geschaffene Platte mit der Aufschrift „Markgraf Albrecht der Bär - Der Wegbereiter ins deutsche Ostland“ soll nicht länger über dem Grab stehen, sondern als Teil der neuen Ausstellung in den Vorraum wechseln.

Die dadurch entstandene Lücke wird durch zeitgenössische Kunst geschlossen. Dafür hat die Stadt Ballenstedt gemeinsam mit der Kunststiftung Sachsen-Anhalt Künstler zu einem Wettbewerb eingeladen.

„Ich hatte den Wunsch zu thematisieren, dass er im heutigen Sinne vernetzt war“

Die Jury entschied sich für den Entwurf von Margit Jäschke. „Ich hatte den Wunsch zu thematisieren, dass er im heutigen Sinne vernetzt war, über große Territorien hinweg agierte“, sagt sie. Albrecht habe die sich ihm bietenden Gelegenheiten genutzt, so dass „sein Wirken noch für uns, Jahrhunderte später, Bedeutung hat.“

Verdeutlicht werde dies schon durch die Aufzählung seiner Titel: Graf von Ballenstedt, Markgraf der Lausitz, Graf von Aschersleben, Markgraf der Nordmark, Herzog von Sachsen und schließlich der Gründer der Mark Brandenburg.

Sie habe Albrecht auf keinen Fall abbilden wollen, betont Margit Jäschke. Der „Fingerabdruck“ stattdessen stehe „metaphorisch oder im übertragenen Sinne dafür, um einzigartige Eigenschaften von Personen oder einer Sache herauszustellen“.

Die Stadt habe den am Wettbewerb beteiligten Künstlern freie Hand gelassen, sagt der Ballenstedter Kulturamtsleiter Christian Mühldorfer-Vogt. Allerdings sei darauf hingewiesen worden, dass „der mittelalterlichen Person Albrecht dem Bären ein Stück seiner Würde“ zurückgegeben werden soll, „die er durch die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten verloren hatte“.

„Man kann ja in den Raum nicht hineingehen, sondern nur hineinsehen“

Margit Jäschke will mit ihrer Arbeit dem Raum eine besondere Aura geben. Selbst wenn der Fingerabdruck, gemessen an seiner Umgebung, relativ klein ist, „wird er eine ziemliche Kraft entwickeln“, ist sich die Künstlerin sicher. „Die Fernwirkung war mir wichtig“, sagt sie. „Man kann ja in den Raum nicht hineingehen, sondern nur hineinsehen.“

Die Auswahl der Materialien ist durchdacht: „In die Nische wird eine Bronzeplatte gesetzt. Bronze ist ideal in Beschaffenheit, Farbe und in dem vorgegebenen Kontext“, erklärt Margit Jäschke. Die Platte werde in der Kunstgießerei in Lauchhammer im Sandgussverfahren hergestellt: „Der Vorteil: Die Platte entwickelt in ihrer Haptik eine tiefere Wirkung als eine industriell hergestellte Platte.“

Das „Herzstück“ ihrer Arbeit, der Fingerabdruck, soll als gelaserte Form auf der Platte „schweben“ und durch das dadurch entstehende Spiel von Licht und Schatten Plastizität bekommen.

Die Wirkung will Jäschke durch die Vergoldung des Fingerabdrucks verstärken: „Gold ist eines der ältesten und wertvollsten Elemente der Erde - nicht Reichtum ist das Programm, sondern eher Demut.“

Ihr Ziel: Der auf der Platte schwebende goldene Fingerabdruck gebe dem Raum „eine starke Aura und somit Albrecht dem Bären die ihm zugedachte Würde zurück“.

Die museale Neugestaltung ist eingebettet in das Albrecht-Jahr 2020, in dem sich der Todestag des Herrschers zum 850. Mal jährt. Geplant war, die neue Ausstellung im November zu eröffnen. Doch bedingt durch die Corona-Pandemie wird sie in den Mai 2021 verschoben.

Virtueller Rundgang, wenn die Software erarbeitet ist

Neben den Veränderungen in der Grablege will die Stadt auch die Krypta Besuchern künftig besser präsentieren und ihnen einen virtuellen Rundgang ermöglichen, der die Krypta in den über die Jahrhunderte erfolgten, verschiedenen Bauabschnitten zeigt. Die Software dafür erarbeitet derzeit ein Start-up-Unternehmen in Wernigerode.

Die Krypta geht zurück auf Graf Esico von Ballenstedt, den Urgroßvater von Albrecht dem Bären, der vermutlich 1043 auf dem Ballenstedter Schlossberg ein Kollegiatsstift gründete. Etwa 80 Jahre später wurde es von Albrecht dem Bären und seinem Vater Otto dem Reichen in ein Benediktinerkloster umgewandelt.

Die Zeit bis heute überdauert haben die romanische Krypta und ein quadratischer Kapellenraum. Er wird als Nikolaikapelle auf die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert und ist von den Westtürmen der alten Klosterkirche umgeben. In dieser Kapelle wird auch das Grab Albrecht des Bären vermutet. (mz)

Modell des goldenen Fingerabdrucks.
Modell des goldenen Fingerabdrucks.
Jäschke
Margit Jäschke schafft Kunst für die Grablege Albrecht des Bären.
Margit Jäschke schafft Kunst für die Grablege Albrecht des Bären.
Meinicke