Rallye-Fahrer Jörn Limbach Rallye-Fahrer Jörn Limbach aus Ermsleben: Mit 200 km/h über Feldwege

Ermsleben - Mit weit mehr als 100 Kilometer pro Stunde rast das Auto über einen Feldweg. Es zieht eine Staubwolke hinter sich her und scheint mitunter kurz zu fliegen, um dann hart aufzusetzen. Die Männer im Wagen stört das nicht. Auch wenn ihr Auto auf den ersten Blick nicht wie ein Rennwagen aussieht, es ist durchaus einer. Was Jörn Limbach und Doreen Respondek da am Harz-Ring in Reinstedt auf einem Video zeigen, sind Aufnahmen von einem Lauf der Deutschen Rallye-Meisterschaft.
Beifahrer eines Urgesteins
Limbach nimmt seit 31 Jahren an Rallyes teil. Nur nicht wie bei der bekanntesten Rallye der Welt, der „Dakar“, in der Wüste, sondern auf abgesperrten Strecken in Städten oder in den Wäldern Deutschlands. Mehr als 200 Rennen ist er selbst gefahren. Seit einigen Jahren ist er nur noch Beifahrer. Derzeit fährt Limbach, der seit einem Jahr bei seiner Lebensgefährtin Doreen Respondek im Falkensteiner Ortsteil Ermsleben im Vorharz lebt, Beifahrer von Peter Corazza, einem Rallye-Urgestein. Letztes Jahr waren sie Vierter in der Deutschen Rallye-Meisterschaft. Dieses Jahr starten sie in der ADAC Rallye Masters.
Insgesamt acht Rennen gehören zur Rennserie, fünf sind bislang absolviert. Das Duo Corazza/Limbach ist aktuell Vierter in der Gesamtwertung, obwohl es in den ersten beiden Rennen wegen Getriebeproblemen ausfiel.
Das Team fährt einen etwas älteren Mitsubishi Lancer. Das sei nicht das aktuellste Auto, so Limbach, doch Rallyefahren habe auch etwas mit Kosten zu tun. „Die R5-Wagen, die man heute so fährt, kosten 250000 Euro ohne die Einsatzkosten“, sagt Limbach.
Rallye-Autos haben eine ganz normale Straßenzulassung und müssen zum TÜV. „Aber an ihnen ist nichts mehr original“, erklärt Jörn Limbach. Motorsport ist gefährlich, ganz logisch. Schließlich fährt man schon mal mit Tempo 200 über Feldwege.
Schon Limbachs Vater ist Rallye gefahren
Limbach hat den Sport aber in die Wiege gelegt bekommen. Bereits sein Vater ist Rallye gefahren. Und der heute 47-Jährige habe dann mit 16 nichts anderes gewollt, als auch Rennen zu fahren. Vielleicht trägt auch Limbachs zehnjähriger Sohn Finn diese Familientradition irgendwann weiter. Er fährt schon Kart.
Bei den Rallyes holen Corazza und Limbach aus dem 300 PS starken Mitsubishi stets das Maximum heraus. Gefahren wird am Limit. Auf den jeweiligen Streckenabschnitten finden im Grunde Einzelzeitfahren statt, die am Ende addiert werden. Dabei kann es sein, dass nach 150 Kilometer gerade einmal 0,2 Sekunden Differenz über die Platzierung entscheiden. Nach jedem Lauf ist ein Service am Auto fällig. „In 30 Minuten können fast sämtliche Teile gewechselt werden“, weiß Limbachs Lebenspartnerin Doreen Respondek. Das würde in einer Werkstatt Stunden dauern.
Motorsport verbindet
Die 36 Jahre alte Ermslebenerin fährt als eine von wenigen Frauen Super-Moto-Rennen. Jörn Limbach, der aus dem Saarland ist, hat jahrelang die Internationale Deutsche Meisterschaft (IDM) im Super-Moto organisiert. Und so lernten sich die beiden auf dem Harz-Ring bei einem der IDM-Läufe kennen. Inzwischen arbeitet Limbach sogar im Hotel der Schwiegereltern in Nachterstedt.
Drei Rennen hat Limbach mit seinem Fahrer bei der Deutschen Rallye-Meisterschaft noch vor sich, das nächste steigt am 4. und 5. August in Thüringen. Als Beifahrer hat er die Aufgabe, dem Fahrer zu sagen, wo es lang geht. Im Vorfeld werden die Streckenabschnitte nur einmal abgefahren und Limbach muss sich notieren, wie der Straßenverlauf ist, um dann seinem Fahrer die richtigen Anweisungen geben zu können. Bei weit mehr als 100 Kilometer pro Stunde.
(mz)