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Evangelische Stiftung Oda Schilling koordiniert in Neinstedt den Einsatz von Freiwilligen aus aller Welt

Pro Woche treffen rund fünf Anfragen ein: Aus Togo und Usbekistan, aus Tadschikistan und Madagaskar.

Von Uwe Kraus Aktualisiert: 06.10.2021, 10:31
Oda Schilling im Gespräch mit einem Kasachen im Freiwilligendienst, der Menschen mit Behinderungen betreut.
Oda Schilling im Gespräch mit einem Kasachen im Freiwilligendienst, der Menschen mit Behinderungen betreut. Foto: Uwe Kraus

Neinstedt/MZ - Oda Schilling will vor zwei Jahren im Marienhof der Evangelischen Stiftung Neinstedt nur ein Brot kaufen, liest dort eine Ausschreibung und leitet als „Seiteneinsteigerin“ seither das Büro der Freiwilligendienste.

Eine gute Besetzung, spricht die 40-Jährige doch mehrere Sprachen, sammelte Erfahrungen in Indien, Frankreich und einer deutschen Grundschule. Ist sie doch Ansprechpartnerin für all jene, die hier ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren oder Bundesfreiwilligendienst leisten.

„Hier leben und wohnen unsere Teilnehmer in 20 Zimmern, hier treffen wir uns monatlich zur Tee-Stunde“

Wahrlich eine bunte Truppe, nicht nur, weil hier Inder auf Kubaner, junge Menschen aus der näheren Umgebung auf studierte Ärzte treffen. Menschen, die sich in schwieriger Situation eine Auszeit nehmen wollen, die sich für soziale Berufe begeistern und ein Jahr nicht nur schnuppern, die sich sortieren und neu orientieren. „Mancher wird danach Pflegefachmann oder geht zum Studium der Sonderpädagogik oder gewinnt einfach nur mehr Klarheit über sich und sein Leben“, sagt Schilling.

Als Herzstück der Freiwilligendienste gilt das Brüderhaus. „Hier leben und wohnen unsere Teilnehmer in 20 Zimmern, hier treffen wir uns monatlich zur Tee-Stunde.“ Oder es heißt „Wandern mit Oda“, sagt die engagierte Frau lachend.

„Auf den Brocken hochgestiegen zu sein, das halten die Damen aus der Dominikanischen Republik weiter für ein Highlight ihres Aufenthaltes in der Stiftung.“ Dazu kommen Spieleabende oder Kino in der Quedlinburger „Reiche“, auch wenn die Neinstedter durch Corona gehandicapt sind. Allein von den Visaproblemen der Freiwilligen ließe sich ein trauriges Lied singen.

„Gerade suchen wir Unterstützung in Wernigerode“

Die Evangelische Stiftung bietet 60 Stellen in 40 Arbeitsbereichen zwischen Wernigerode und dem Bördekreis. „Dabei decken wir das komplette Spektrum unseres Wirkens ab; Tagesförderung, Altenhilfe, die Kindertagesstätten, Schulen und Krankenhäuser, aber auch die ökologische Landwirtschaft oder die Begleitung beim therapeutischen Reiten. Gerade suchen wir Unterstützung in Wernigerode.“

Die Freiwilligen-Chefin kann eine Geschichte nach der anderen erzählen, die ihr Wirken so spannend machen: „Maria Carla Olivera leistet ihren Bundesfreiwilligendienst im Haus Steinwachs. Studiert hat die Kubanerin Kulturgeschichte. Was sie in der Tagesförderung bei den Senioren macht, helfe ihr, als Mensch zu wachsen. Nach der Studientheorie könne sie sich nun kreativ austoben.“ In der Evangelischen Stiftung gehe es international zu.

„Letztens stellten ein Nordinder und eine Nepalesin über ein paar Sprachfetzen fest, dass sie früher global gesehen durchaus Nachbarn waren, natürlich nicht so eng wie jetzt im Brüderhaus.“ Die evangelische Einrichtung hat einen guten Ruf in der Welt.

Warum sonst treffen wöchentlich etwa fünf Anfragen von Freiwilligen ein? Für Oda Schilling gleichen die Absenderangaben einem Blick auf die Weltkarte: Togo und Usbekistan, Tadschikistan und Madagaskar. „Aber es fragen auch Vorruheständler an oder eine 16-Jährige von nebenan, schon sehr reif und mit klarem Plan für ihr Leben.“