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MZ-Serie "Meine Oase" MZ-Serie "Meine Oase": Bei Familie Bohm in Harzgerode wächst ein Bonsai-Wald

Von Sabine Herforth 22.07.2017, 05:45
Seit über 30 Jahren sammeln und züchten Jutta und Wilfried Bohms in ihrem Garten Bonsai-Bäume.
Seit über 30 Jahren sammeln und züchten Jutta und Wilfried Bohms in ihrem Garten Bonsai-Bäume. Chris Wohlfeld

Harzgerode - Fünf Urwaldmammutbäume stehen mitten im Garten von Jutta und Wilfried Bohms. Seit Jahren schlagen sie hier Wurzeln und sind dennoch keinen halben Meter hoch. Sie sind Teil der beachtlichen Bonsai-Sammlung des Ehepaares, die seit über 30 Jahren stetig wächst.

Mittlerweile umfasst der Miniatur-Wald mitten in Harzgerode über 100 Bäume. 99 stehen liebevoll angeordnet im Garten, einige weitere im Haus, wo sie geschützt wachsen können. Weißdorn, japanischer Fächerahorn oder auch eine einfache Birke - die Auswahl ist riesig.

Viele ihrer Mini-Bäume haben die beiden aus Samen selbst gezogen. Nicht immer glückte das Experiment, oft aber wuchsen hübsche Bäumchen heran, die nun die Blicke von Besuchern auf sich ziehen und liebevoll gepflegt werden. „Mir hat das schon immer gefallen“, sagt Wilfried Bohms. Inzwischen sei er quasi sein eigener Förster, scherzt der 68-Jährige. Auf die Idee, Bonsais zu sammeln, habe die beiden aber sein Vater gebracht, als er sagte, „man müsste den Wald in klein zu Hause haben“.

Mit einer Kastanie begann das Bonsai-Fieber dann 1978, auch wenn das Bäumchen einging. „Überall wo wir waren, haben wir welche mitgebracht“, verrät Jutta Bohms. Das nötige Wissen eignete sich Wilfried Bohms nach und nach an. Den Anspruch, perfekte Bonsais zu schaffen, habe er aber nicht. „Ich mache es, wie es mir gefällt“, sagt er.

Flache Schalen und starker Beschnitt

Das Geheimnis, weshalb die Bäume, die in der Natur um ein Vielfaches größer werden, hier kaum eine Zimmerpflanze überragen, ist schnell gelüftet. „Sie werden künstlich klein gehalten“, verrät Jutta Bohms. Erreicht wird das, indem die Bäumchen in flache Schalen gepflanzt werden, in denen sie ihre Wurzeln so nicht tief in den Erdboden schlagen können. Damit sie dennoch gedeihen, wird regelmäßig mit Naturdünger gedüngt.

„Viele machen den Fehler und lassen sie austrocknen“, erklärt Bohms. Täglich müssen sie mit ausreichend Wasser versorgt werden. Viel Arbeit, die vor allem Ausdauer verlangt. „Wir haben uns abhängig gemacht“, sagt Wilfried Bohms. Und doch würde er keinen seiner Bäume hergeben. „So gerne ich einen weggeben würde, ich kann mich einfach nicht trennen“, gibt er zu. Mit jedem einzelnen verbinde er Erinnerungen.

Granatapfelbaum als Erinnerung an Kiew

Ein Granatapfelbaum erinnere ihn an einen Besuch in Kiew 1989, andere Bäume an Reisen an die Ostsee oder nach Sri Lanka. Die Urwaldmammutbäume wurden bei einem Ausflug als vermeintliche Ahorn-Bäumchen günstig gekauft. Auch sein Lieblingsbaum hat seine eigene Geschichte: Seine Mutter hatte Feigen aus dem Westen mitgebracht. Aus den Samen zog Wilfried Bohms Bäumchen. Eines wurde 32 Jahre alt. „Der Schönste ist eingegangen“, bedauert Bohms. Behalten hat er den Feigen-Bonsai dennoch. „Den habe ich präpariert“, erzählt Wilfried Bohms.

Nachdem es immer mehr Bonsai-Bäume im Garten wurden, wollten die beiden ihr Hobby auch entsprechend präsentieren. Denn anfangs standen die Schalen auf kleinen Tischen, später auf Baumstämmen. Schließlich überließ ein befreundeter Tischler dem Ehepaar die Balken seines alten Balkons, die jetzt als hübsche weiße Säulen die Bäume zur Schau stellen und dem Ganzen einen besonderen Rahmen geben.

Inzwischen haben die beiden Harzgeröder genügend Bonsai-Bäume, um die sie sich kümmern, und wollen keine neuen mehr kaufen oder ziehen. Eigentlich. „Neulich haben wir uns zwei Lerchen mitgebracht. Da konnten wir nicht widerstehen“, gesteht Jutta Bohms. (mz)

Wilfried Bohms beschneidet mit einer Gartenschere einen Bonsai.
Wilfried Bohms beschneidet mit einer Gartenschere einen Bonsai.
Chris Wohlfeld