Artenschutz Mehr Futter für die Bienen in Ballenstedt
Warum die biologische Vielfalt schwindet und was dafür getan wird, um dies zu verhindern.

Ballenstedt - „Bitte riechen, staunen, lauschen, fotografieren, freuen, weitersagen..., aber bitte nicht betreten“ steht auf dem Schild an einer Fläche, die einem umgepflügten Acker gleicht. Es ist ein ehrgeiziges Unterfangen, das die Mädchen und Jungen aus dem Hort 1 in Ballenstedt da auf die Beine stellen. Genau einhundert Quadratmeter Land gilt es in eine Oase für Insekten zu verwandeln. Unter Anleitung von Hortleiter Christian Krause werden zwei Hinweisschilder und ein Insektenhotel in den Boden gerammt.
„Viele Insekten sind auf einzelne Pflanzen spezialisiert, darum wird die Wiese bunt, so werden viele verschiedene Insekten angelockt“
Auf dem Grundstück des Vereins „Heimat bewegen“ in der Wolterstorffstraße in Ballenstedt haben die Kinder vor der Aussaat den Boden vorbereitet und alle Wurzeln und Steine entfernt. Der große Steinhaufen soll am Rand liegenbleiben und Amphibien als Versteckmöglichkeit und Unterschlupf dienen. Nach der Aussaat ist erst mal Geduld gefragt, bis die ersten Pflanzen sprießen und wachsen. Gelber Hornklee, weiße Schafgarbe, roter Klatschmohn, orangegelbe Ringelblume oder lila Flockenblume, sie alle sollen in diesem Sommer auf der Wiese blühen. Die Blüten sollen mit ihrem Nektar- und Pollenangebot Bienen und viele andere Insekten anlocken. „Viele Insekten sind auf einzelne Pflanzen spezialisiert, darum wird die Wiese bunt, so werden viele verschiedene Insekten angelockt“, erklärt Nancy Ziegenhorn vom Verein „Heimat bewegen“.

In Zusammenarbeit mit Christian Krause will sie die Grundschüler für die Natur und den Artenschutz begeistern. Auch der Hortleiter legt Wert auf eine naturnahe Erziehung. „Die Wörter Naturschutz und Umweltschutz hören die Kinder andauernd“, so Krause. Aber was genau das bedeutet und was die biologische Vielfalt ausmacht, sehen die Kinder nur, wenn sie raus in die Natur gehen. Auf diese Weise bietet sich den Kindern die Gelegenheit, Pflanzen und Tiere zu beobachten, Zusammenhänge in der Natur werden begreifbar und das Verständnis der Kinder für Nachhaltigkeit und Ökologie wird geweckt, so der Erzieher.

Zahnarzthelferin Nancy Ziegenhorn ist da genau die richtige Ansprechpartnerin. Gemeinsam mit Ehemann Christian hat sie sich entschlossen, etwas zu tun für den Umweltschutz und gegen das Insektensterben. Ganz bewusst und offensiv wollen sie dem Artenschwund entgegenwirken und auf diesen Umstand aufmerksam machen und haben das Projekt „Ode an die Biene“ gegründet.
Bienen sind für die Artenvielfalt ganz besonders wichtig. Beim Sammeln von Nektar und Pollen auf den Blüten bestäuben sie die Pflanzen gleichzeitig. Dadurch können Früchte und Samen wachsen. „Es geht uns vor allem um die Wildbiene“, sagt Nancy Ziegenhorn. Für diese Insekten müssen Nahrungsquellen und Brutstätten geschaffen werden. Ganz besonders deutlich wird das, wenn man die Lehmwand der alten Scheune auf dem Hof betrachtet. Von der Sonne angewärmt, summt und brummt es in einer Tour. Bei genauer Betrachtung wird es ganz deutlich. Die seltene Große Holzbiene hat die alte Lehmwand als ihren Unterschlupf auserkoren.
Die blauschwarze Holzbiene erinnert mit ihrer Größe von ungefähr 2,5 Zentimetern an eine Hummel. Ihre schwarze Körperfarbe und die blau-schillernden Flügel aber machten die friedliche Bienenart unverwechselbar. Für ihre Brut baut sie Brutgänge in abgestorbenes Holz oder Lehmwände. Den Ausgang dieser Brutgänge erkennt man an relativ großen, fingerdicken Löchern. „Leider werden immer mehr Wände und Flächen verputzt und versiegelt“, sagt Nancy Ziegenhorn. Dadurch werde ihr Lebensraum zerstört.

Ihr Blühwiesenprojekt kämpft dagegen an. Das Projekt wird sogar wissenschaftlich begleitet und dokumentiert. Vielleicht, so hoffen die Ziegenhorns, werden ihre Blühwiesen irgendwann zum Vorbild für andere Projekte, die für Biodiversität und Artenschutz einstehen. Dort, wo er eigentlich Roggen oder Zuckerrübe angebaut hätte, hat der Landwirt Blühpflanzen gesät. Damit möchte er einen Teil seiner Nutzfläche der Natur zurückgeben.
Über drei Hektar seiner Felder stehen komplett den Insekten, Vögeln und kleineren Wildtieren zur Verfügung. Dafür bieten die Ziegenhorns Blühpatenschaften an. Über 300 Blühpaten haben sich in den vergangenen sechs Monaten bereits gefunden. Die 46-Jährige wird ganz sentimental, so glücklich ist sie, dass so viele Menschen in ihr Projekt vertrauen. (mz)