Leichtathletik Leichtathletik: Trainerin bewundert Läufer
quedlinburg/MZ. - Einen Läufertypen erkennt sie sofort. "Das bringt die jahrelange Erfahrung einfach mit sich", erklärt Christine Krügel ihr Wissen. Der von ihr trainierte Mike Poch beispielsweise sei vom Körperbau her einfach wie geschaffen für die langen Laufstrecken. Wenn dann wie bei dem 46-Jährigen noch die notwendige Portion Ehrgeiz und Willensstärke hinzu kommen, sind sportliche Erfolge so gut wie vorprogrammiert. Poch hat sich innerhalb kürzester Zeit im Marathon-Lauf von einer Zeit von 2:55 Stunden auf 2:29 Stunden verbessert. Eine Leistung, vor der Christine Krügel den Hut zieht.
Überhaupt zollt sie Läufern jede Menge Respekt. "Laufen ist Arbeit. Man muss sehr, sehr diszipliniert und ehrgeizig sein. Willensqualitäten sind etwas ganz Entscheidendes im Laufbereich", weiß sie. Das Laufen habe sie immer schon interessiert. Den Grund dafür weiß sie nicht. Doch gerade diese sportliche Betätigung hat ihr schon immer zugesagt. Als Studentin an der einstigen Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHFK) in Leipzig ist sie auch ab und an als Läuferin gestartet. "Aber sonst bin ich eher der Allrounder", sagt die 61-jährige Quedlinburgerin. Nach dem Studium hat die Diplom-Sportlehrerin 20 Jahre lang beim Sportclub Magdeburg als Lauftrainerin gearbeitet. "Da habe ich Sportler von der Altersklasse 13 bis 19 betreut", erinnert sie sich. Eine der erfolgreichsten Sportlerinnen, die sie unter ihren Fittichen hatte, war Claudia Dreher. Die stand sogar im Olympiakader für Sydney 2000, war in Australien und konnte wegen einer Erkrankung nicht starten. Bitter auch für ihre einstige Trainerin Christine Krügel.
Seit 1995 ist Frau Krügel Übungsleiterin bei der TSG GutsMuths Quedlinburg. Auch beruflich ist sie eng mit dem Sport verbunden. Ihr Arbeitgeber ist der Kreissportbund Harz, vorher der Quedlinburger Kreissportbund. Hier bringt sie ihre reichhaltige Erfahrung zum Beispiel bei Sportprojekttagen ein. Manchmal ist sie wegen des geringen Echos auf Wettbewerbe für Kinder und Jugendliche enttäuscht. "Ich glaube, dass der Sport vor allem an den Schulen nicht mehr die Beachtung findet, die er verdient", meint sie. Und sie bedauert auch, dass Kinder- und Jugendsport nicht mehr so intensiv gefördert wird wie in Zeiten der DDR. Sicher gebe es dafür viele nicht von der Hand zu weisende Gründe wie zum Beispiel finanzielle Fragen. Um so mehr freut sie sich über den ehrgeizigen Nachwuchs in der Läufergruppe der TSG GutsMuths Quedlinburg und über die Talente, die hervorgegangen sind und jetzt in Magdeburg trainieren. Sie nennt Zoe Münch und Maria Krusch. Kevin Sachse und Robert von Reitzenstein dagegen gehören zu denen, die sich in Quedlinburg auf die unterschiedlichsten Laufwettbewerbe vorbereiten und dabei auf Christine Krügels Anleitung bauen können. "Robert, denke an deinen rechten Fuß" lautet zum Beispiel ein Hinweis. Der Zehnjährige setzt den rechten Fuß beim Lauf etwas schräg nach außen auf und verschenkt damit wichtige Kraft für die Beschleunigung nach vorne. Robert, der lange Strecken zwischen 800 und 1 000 Meter läuft, nimmt sich den Ratschlag zu Herzen. Die nächste Zeit, die Christine Krügel bei seinem Training stoppt, beweist das. "Ich trainiere gerne bei Frau Krügel", verrät Robert.
Etwa zehn Läufer unterschiedlichen Alters und Geschlechts sind zum Haupttraining auf dem Sportplatz Moorberg anzutreffen. Jeder hat seine Besonderheiten. Der eine bereitet sich auf einen Marathon vor, der andere will nur den Viertelmarathon absolvieren oder einfach nur seine Technik verbessern. Christine Krügel hat jeden im Blick, geht auf jeden individuell ein. Immer mit dabei ist das Notizbuch, in dem jede Zeit jedes Einzelnen akribisch notiert wird. "Ich habe zig solche Bücher", schmunzelt Frau Krügel. Und auch der Umgang mit mehreren Stoppuhren auf einmal bereitet ihr nicht das geringste Problem. Die Läufer können sich darauf verlassen, dass am Ende die richtige Zeit in der Krügelschen Kladde steht.
Der Sport bestimmt das Leben von Christine Krügel, denn auch an den Wochenenden geht es oft zu Wettkämpfen, bei denen sie ihre Sportler begleitet. Falls sie einmal "Freizeit" hat, liest sie oder fährt mit dem Auto irgendwo hin, um irgendwas anzugucken. Das können Landschaften, Schlösser und Burgen sein. Doch am liebsten ist die Quedlinburgerin auf dem Sportplatz und freut sich über die Erfolge ihrer Schützlinge.