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Landschaftspark Degenershausen Landschaftspark Degenershausen: Die geballte Kraft der Hobbygärtner

Von Rita Kunze 15.09.2020, 11:56
Vorarbeit für das Parkseminar im Landschaftspark Degenershausen: Reinhard Kunert vom Förderverein, Bürgermeister Klaus Wycisk und Heinz-Jörg Rockmann von der Bauverwaltung an der ersten Station.
Vorarbeit für das Parkseminar im Landschaftspark Degenershausen: Reinhard Kunert vom Förderverein, Bürgermeister Klaus Wycisk und Heinz-Jörg Rockmann von der Bauverwaltung an der ersten Station.  Fotos (2): Kunze

Degenershausen - „Wenn der Wildwuchs weg ist, ist das ein Ausblick fast wie bei Caspar David Friedrich“, sagt Reinhard Kunert. Er steht am Rande einer Wiese im Landschaftspark Degenershausen, links und rechts Bäume, dazwischen hat sich Gestrüpp breit gemacht.

„Die Durchblicke sind die Augen des Parks“, sagt Kunert, und es gibt einige davon auf dem zwölf Hektar großen Gelände. Sie wieder erlebbar zu machen, ist eines der Ziele des kleinen Parkseminars, das der Verein Gartenträume Sachsen-Anhalt gemeinsam mit dem Förderverein zum Erhalt des Landschaftsparks und der Stadt Falkenstein/Harz am 17. Oktober durchführen will.

Sichtachsen freilegen, Bäume und Denkmäler wieder erkennbar machen

Mit Hilfe von Freiwilligen sollen unter fachlicher Anleitung die zugewachsenen Sichtachsen freigelegt, alte Bäume und Denkmäler wieder als Attraktionen des Parks erkennbar gemacht werden. Kunert zeigt auf eine große Espe, die zwar schon ungefähr 30 Jahre im Park steht, aber nicht wirklich hierher gehört. „Sie versucht, viele ihrer Kinder hier unterzubringen“, sagt Kunert und zeigt auf die kleinen Zitterpappeln, die rundherum wachsen. „Dieser Aufwuchs behindert den Blick weit in Richtung ehemaliges Herrenhaus.“

Deswegen sollen die Bäume weg. „Wir werden sie mühsam mit Kreuzhacke und Spaten ausbuddeln“, erklärt Kunert - ansonsten würden in absehbarer Zeit neue Espen dort stehen. Auch die große Zitterpappel soll fallen, aber erst später.

„Wenn alles weg ist, wird sich die Wiese regenerieren“

„Der Park lebt von Licht und Schatten. Wir wollen hier Licht hineinbringen“, sagt Heike Tenzer vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. „Wenn alles weg ist, wird sich die Wiese regenerieren“, fügt Kunert hinzu, der die Parkseminare zu schätzen weiß. Seit 2003 finden sie jährlich in einem anderen Landschaftspark statt. „In dem Park, wo so ein Seminar stattfindet, gibt es einen richtigen Ruck“, sagt er.

Die Teilnehmer des Seminars werden in Gruppen an verschiedenen Orten des Parks arbeiten, angeleitet von Fachleuten aus Grünberufen. „An Denkmalpflege und Landschaftsschutz Interessierte arbeiten miteinander und kommen ins Gespräch“, sagt Heike Tänzer.

Voneinander lernen und in der Öffentlichkeit präsentieren

Darin sieht sie einen der Vorteile solcher Veranstaltungen. „Man lernt voneinander, und es gibt eine sehr große Öffentlichkeitswirkung, mit der auf die Anlage aufmerksam gemacht werden kann. Und man unterstützt die Gemeinde.“ Denn an solchen Arbeitswochenenden, rechnet Felicitas Remmert vom Gartenträume-Verein auf, werde eine Arbeitsleistung im Wert von rund 30.000 Euro erbracht. Das wird in diesem Jahr nicht möglich sein, denn coronabedingt fällt das Parkseminar kleiner aus und wird nur an einem Tag durchgeführt.

Serbische Fichten maus der DDR-Zeit müssen fallen

Viel vorgenommen haben sich die Organisatoren trotzdem. Unter anderem soll die Begräbnisstätte der Familie von Bodenhausen-Degener wieder ihrem ursprünglichen Aussehen deutlich näher gebracht werden. Dafür müssen Serbische Fichten fallen, die zu DDR-Zeiten rings um die Grabanlage gepflanzt wurden.

Die mittlerweile hochgewachsenen Bäume versperren die Sicht: Dass die Anlage ganz bewusst auf einem Hügel geschaffen wurde, der einen weiten Blick ins Land gestattet, ist inzwischen nicht mehr zu erkennen.

„Wir fällen nicht nur, wir pflanzen auch Bäume“, sagt Heike Tenzer und verweist auf eine Tradition der Parkseminare, bei denen stets ein Baum gepflanzt wird. Das soll auch in Degenershausen so sein. Außerdem wollen Förder- und Gartenträume-Verein die „Ruine“ einer mehr als 400 Jahre alten Traubeneiche sicherer machen und rund um den Baum eine Einfriedung setzen.

Bis 17 Uhr soll am 17. Oktober gearbeitet werden. Danach gibt es einen Parkrundgang, auf dem die erfolgten Maßnahmen allen Teilnehmern noch einmal erklärt werden, sagt Felicitas Remmert.

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Die Teilnahme am Parkseminar ist kostenfrei; wetterfeste Arbeitskleidung und nach Möglichkeit eigenes Werkzeug mitbringen. Anmeldeschluss ist der 4. Oktober. Das Anmeldeformular gibt es online unter www.gartentraeume-sachsen-anhalt.de oder in der Parkinformation am Landschaftspark Degenershausen. Eine telefonische Anmeldung ist möglich unter 034743/53681 oder 0391/5934252.  (mz)