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Landratswahl 2020 Landratswahl 2020: Mehr Verantwortung übernehmen

Von Petra Korn 26.06.2020, 11:56
Dieter Kühn kandidiert für die Freien Wähler bei der Landratswahl im Landkreis Harz.
Dieter Kühn kandidiert für die Freien Wähler bei der Landratswahl im Landkreis Harz. Dominique Leppin

Halberstadt - Mit zwei Mitgliedern sind die Freien Wähler im Jahr 2016 im Harzkreis gestartet. „Jetzt sind wir 18. Wir haben eine Kreisvereinigung, haben Ortsbürgermeister, sitzen im Stadtrat, im Kreistag“, sagt Dieter Kühn, der diese Entwicklung von Anfang an mit vorangetrieben hat. „Wir sind präsent, zeigen auch, dass wir mehr Verantwortung übernehmen können. Und ich möchte gern mehr Verantwortung übernehmen“, so der Halberstädter.

Bereits im Januar sei er in der turnusmäßigen Sitzung der Kreisvereinigung als Kandidat der Freien Wähler für die Landratswahl nominiert und gewählt worden.

Mit Kommolitonen aus der ganzen Welt studiert

Dieter Kühn ist in Halberstadt geboren und aufgewachsen; er wohnt und lebt hier - wieder. Nach der Schule absolvierte er zunächst eine Berufsausbildung mit Abitur, kam dann über eine Förderung der Besten an die Arbeiter- und Bauernfakultät der Martin-Luther-Universität zur Vorbereitung auf ein Auslandsstudium. Das führte ihn in die Sowjetunion; nicht wie üblicherweise nach Moskau, sondern nach Leningrad. Dort studierte Dieter Kühn ab 1986 Bergbau; seine Kommilitonen kamen aus der ganzen Welt.

Während es in seiner Heimat die Wende gab, die DDR verschwand, entschied er sich bewusst dafür, sein Studium bis zum Ende zu absolvieren. Als er 1991 zurückkehrte, kam er in ein anderes Land. „Das ist mir mit der Lebenserfahrung und der Ausbildung, die ich in Leningrad erhalten hatte, aber nicht schwer gefallen. Da war Weltoffenheit schon mit Glasnost, mit Gorbatschow an der Tagesordnung.“

Start für Wählergemeinschaft

So habe er auch schnell in Halberstadt eine Arbeitsstelle bei einem Immobilienunternehmen gefunden. Dort sei er noch heute im Bereich Technik, Planung und Instandsetzung tätig. Auch politisch sei er schon immer interessiert gewesen; doch als alleinerziehender Vater eines Sohnes und einer Tochter habe er zunächst die Familie in den Vordergrund gestellt, sagt der 55-Jährige, der geschieden ist.

Mit dem Auszug des jüngeren Kindes begann er, sich politisch zu engagieren. „Ich wurde 2014 auch gleich in den Stadtrat gewählt.“ Seitdem arbeitet er dort mit; zunächst für die Wählergemeinschaft Bürgerstimme Halberstadt, dann - weil er erkannt habe, dass in einer Partei eher mitentschieden werden könne, gerade auch auf Landesebene, - für die Freien Wähler. „Das sind diejenigen, die sich kommunal aufstellen. Hier geht es um die Bürger vor Ort, um die Stadt, um den Landkreis“, begründet er.

„Ich kenne die Nöte, weiß, worum es geht“

Für die Freien Wähler sei er auch Mitinitiator der Initiative für die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge gewesen, habe hier viel Arbeit für das Sammeln von Unterschriften für die Volksinitiative „Faire Straße“ investiert. Zudem habe er ein Jahr lang kommissarisch den Landesverband der Partei geführt, sich dann aber mehr auf die kommunale Arbeit konzentrieren wollen.

Zu dieser gehört auch der Vorsitz im Ausschuss für Sport und Kultur im Halberstädter Stadtrat. „Da sieht man viel und weiß, was geändert werden muss.“ Auch durch seine berufliche Tätigkeit sei er tagtäglich im Kontakt mit Menschen. „Ich kenne die Nöte, weiß, worum es geht. Auch mit der Wirtschaft, mit der Verwaltung in Stadt und Land bin ich durch meine Arbeit sehr stark verbunden.“ Er wisse, vor „welchen Hürden und Schwierigkeiten“ Unternehmen auch durch lokale Politik stünden.

„Das kann man ändern. Und da ich viel von der Weltpolitik kennengelernt habe, traue ich mir zu, die richtigen Hebel anzusetzen. Nicht zum Wohl der Partei, sondern zum Wohl der Kommunen. Bei mir geht es um Bürger, um Wirtschaft und Kultur.“

Durch Ausbildung wie Arbeit in der Wirtschaft bringe er auch die Qualifikation für das Landratsamt mit, sagt Kühn. „Wenn man eine Ausschreibung für eine Straße macht, muss man sich mit Zahlen auskennen, mit Gesetzen.“ Dazu komme die Kommunikation mit Bürgern, „und eine Bauleitung zu machen, ist auch kein Zuckerschlecken“.

Starke Kommunen als Basis

Versprechen will Dieter Kühn für den Fall seiner Wahl aber nicht machen: „Ich könnte sagen, ich werde mich für Radwege einsetzen, für Bibliotheken, Museen und Theater. Und selbstverständlich will ich das auch.“ Doch erst mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie werde sich entscheiden, „wie viel Geld wir noch in unserer Tasche haben. Jetzt schon große Luftschlösser zu bauen, halte ich für verkehrt. Aber man kann sehr viel selbst gestalten, und das möchte ich auch.“

Wichtig für die Entwicklung von Wirtschaft bis Kultur sind für ihn starke Kommunen. „Nur mit starken Kommunen kann man auch einen demokratischen Staat führen. Diese Basis steht im Vordergrund.“

Um sich noch bekannter zu machen, den Wählern vorzustellen, plant Kühn Infostände. Viel Arbeit auf seinem Tisch und kaum Zeit für Hobbys - wie das Klavierspiel - zu haben, ist für ihn in Ordnung. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht: Arbeit und Politik“, sagt er. „Ich wollte es so, und es macht ja auch Spaß.“ (mz)