1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Kirchenkreis Ballenstedt: Kirchenkreis Ballenstedt: Abschied ohne Bauchschmerzen

Kirchenkreis Ballenstedt Kirchenkreis Ballenstedt: Abschied ohne Bauchschmerzen

Von Uwe Kraus 09.01.2018, 06:55
Gemeindepädagogin Claudia Mendel tritt eine neue Stelle an.
Gemeindepädagogin Claudia Mendel tritt eine neue Stelle an. Uwe Kraus

Ballenstedt - Ein passendes Bild: Gemeindepädagogin Claudia Mendel räumt nach Weihnachten auf, sortiert die Kostüme des Krippenspiels.

Es ist ein Aufbruch für die gerade 55-Jährige, die am 21. Januar aus ihrem Amt verabschiedet wird und zum 1. Februar eine nicht weniger wichtige Stelle antreten wird: Ihr Weg führt sie an die Evangelische Grundschule Aschersleben.

Sie will keinen großen Rummel um ihre Person und geht beruhigt ohne Bauchschmerzen, denn zu ihrer Verabschiedung wird ihre Nachfolgerin Kathrin Preuß von Landespfarrer Matthias Kopischke ins Amt der Gemeindepädagogin im Kirchenkreis Ballenstedt eingeführt.

„Aber wenn ich die Zeit Revue passieren lasse, kommt in über 20 Jahren schon einiges zusammen.“

Kirchenkreis Ballenstedt: Ehrenamtlich begonnen

Die gelernte Erzieherin begann 1990 ehrenamtlich, sich für den Kindergottesdienst und das Krippenspiel zu engagieren. Als ihre Töchter klein waren, ging es mit auf Kinderfreizeiten.

Ihre Vorgängerin Renate Pfautsch, eine erfahrene Katechetin, ging zufrieden in den Ruhestand, als sie miterlebte, wie sich Claudia Mendel von 1995 bis 1999 am Pädagogisch-Theologischen Institut Drübeck all das holte, was für die hauptamtliche Gemeindearbeit wichtig ist.

Wie sie das mit vier Kindern schaffte, wundert sie heute noch.

Sie gehörte zur ersten Generation der Gemeindepädagogen, die an die Stelle der Katecheten traten, um christliche Inhalte nicht weniger christlich, aber auf andere Art und Weise in der Kinder- und Jugendarbeit zu vermitteln.

Erzieher-Job an den Nagel gehängt

1998 hängte sie ihren Erzieher-Job an den Nagel und entwickelte die Kindernachmittage in der Gemeinde, in einem alten Haus ohne Wasser und mit Dixi-Klo, wirkte am Konzept für das neue Gemeindehaus ab 2000 mit.

Der ökumenische Familiennachmittag entstand mit der katholischen Gemeinde, aus ihrem Hauskreis entsprang das Osterfrühstück, das unterdessen um die 100 Teilnehmer anzieht.

2010 startete die Nicolaigemeinde mit Katholiken und Baptisten in Ballenstedt eine Evangelisierungsaktion.

Für Claudia Mendel war es ein stetes Suchen nach neuen Formen der Arbeit im Kirchenkreis Ballenstedt.

Die Kindertagesstätte, getragen von der Anhaltischen Diakonissenanstalt, und die Grundschulen, an denen sie Religionsunterricht gab, machte sie zu Partnern. 1999 gründete man in Ballenstedt eine Laienspielgruppe.

„Nicht nur, dass wir Musicals hier im Schlosstheater aufführten, die Nici-Kids, nach unserer Nicolai-Kirche benannt, gastierten sogar mit Erfolg in der Partnerstadt Kronberg.“

David war das Sahnehäubchen

Als „Sahnehäubchen“ sieht die Gemeindepädagogin das 2014 geschaffene Christliche Kreativzentrum „David“, das besonders benachteiligten Kindern „einen Pool kreativer Angebote“ bietet. „Wir spüren dabei, wie dort das soziale Miteinander wächst.“

Aus dem „Fun-House“ wuchsen Jugendgottesdienste, die heute, so Claudia Mende, „vier evangelische Generationen vereinen“.

Pfarrer Theodor Hering ließ ihnen viele Freiheiten und predigte selbstverständlich dort.

„Unterdessen hat sich durch das Erwachsenwerden der Gründer die Organisationsform gewandelt. Die Vorbereitung läuft über die sozialen Medien und in Chatrooms, aber auch das ist modernes Kirchenverständnis.“

Vor der Zerreißprobe gestanden

Claudia Mendel spricht auch von ihrer „Zerreißprobe“. Sie erinnert sich: „Vor einigen Jahren stand ich plötzlich vor der Aufgabe, nicht nur an meinen beiden Ballenstedter Grundschulen, sondern an sechs verschiedenen Schulen mit vier Schulformen Religion zu unterrichten. Ich habe viele Kontakte geknüpft, überall kannte man mich. Doch das, was mich als Gemeindepädagogin treibt, kam zu kurz.“

Mit etwas Stolz in der Stimme meint Claudia Mendel: „Überall sehe ich meine Pflänzchen wachsen.“

Ihr Überall erstreckt sich von Harzgerode über Ballenstedt bis nach Frose, wo sie zu Weihnachten den Gottesdienst nebst Krippenspiel gestaltete. Ihr bleibe auch künftig wichtig, dass die christliche Botschaft in den Alltag hinein getragen werde.

Als hauptberufliche Gemeindepädagogin verlässt sie zwar Ballenstedt, ihr ehrenamtliches Engagement ende aber damit nicht. Und die Verbindung zur Nicolaigemeinde ist kurz: Ehemann Wolfgang wurde gerade in den Gemeindekirchenrat wiedergewählt.  (mz)