Verein betreibt Kita Kinderbetreuung in Schielo bei Harzgerode: Bei weniger Kinder bekommt Verein Zwergenland Probleme

Schielo - Kathrin Edel ist sich sicher: „Wenn der Kindergarten hier einmal geschlossen wird, macht er nie wieder auf.“ Edel leitet den Verein „Zwergenland“, der die Kindertagesstätte am Hutberg in Schielo trägt. Weil die Zahl der betreuten Kinder dort seit Jahren rückläufig ist, droht der Einrichtung das Aus.
Dass sich ein einzelner Kindergarten in der Hand eines eigens dafür gegründeten Vereins befindet, ist an sich schon etwas Ungewöhnliches.
Trägerwerk Soziale Dienste bewirtschaftet übrige sieben Kitas in Harzgerode
Die übrigen sieben Kitas in der Stadt Harzgerode einschließlich Ortsteilen unterstehen dem Trägerwerk Soziale Dienste Sachsen-Anhalt. In den umliegenden Gemeinden ist oft die Verwaltung der Träger der Kindergärten, andere werden von bundesweiten Vereinen wie dem Deutschen Roten Kreuz oder der Arbeiterwohlfahrt geleitet.
„Am Anfang wurde ich für meine Idee belächelt“, sagt Kathrin Edel. „Aber wir haben es durchgezogen.“ Man kann es wohl ein geglücktes Experiment nennen: Seit zehn Jahren befindet sich die Kita in der Trägerschaft des 2007 gegründeten Vereins.
19 Kinder bei einer Kapazität von 25 Kita-Plätzen
Doch wie lange noch? „Wann es kritisch wird, lässt sich an keiner Zahl festlegen“, sagt Edel. Bei einer Kapazität von 25 Kita-Plätzen besuchen derzeit 19 Kinder die Einrichtung. Dem stehen drei Betreuerinnen gegenüber.
„Für Krippenplätze ist der Personalschlüssel 1:6“, erläutert die Vereinsvorsitzende. Auf eine Betreuerin dürfen also maximal sechs zu betreuende Kleinkinder kommen. Ein, zwei Kinder weniger könnten für die Kita bedeuten, dass sie die Fördermittel des Landes verliert, die ihr über die Kommune zugeteilt werden.
Druck durch den vom Land vorgegebenen Personalschlüssel
Etwas entspannter ist die Lage noch bei den Drei- bis Sechsjährigen: Hier darf eine Erzieherin bis zu 13 Kinder auf einmal betreuen. In den Kitas der großen Träger bekämen einzelne Kinder zuweilen weniger Aufmerksamkeit von ihren Erzieherinnen, erklärt die Leiterin des Schieloer Kindergartens, Jasmin Weiss.
„Die Förderung ist dort nicht so individuell wie bei uns. Wir haben hier einen situativen Ansatz, passen die Betreuung also genau an die Bedürfnisse der Kinder an. Außerdem achten wir stärker auf gesunde Ernährung als andere Einrichtungen.“
Die Kinder erhalten ein Frühstück, ein Mittagessen und am Nachmittag ein Vesper, das sie sich selbstständig nehmen können, wenn sie Hunger bekommen. „Manche Eltern legen nicht so viel Wert darauf, dass ihre Kinder gesund essen“, beklagt Weiss.
Seit wenigen Tagen leben Bienen nahe der Kita
Hier müsse früh gegengesteuert werden. „Außerdem gibt es dank unseres Vespers keinen Streit darüber, wer was mitgebracht hat.“ Zwischen den Mahlzeiten spielen und toben die Kinder im Freien - und lernen viel Neues über Bienen.
Seit Anfang der Woche steht ein schmaler gläserner Schaukasten im Garten der Kita, in dem ein Bienenvolk in vielen kleinen Waben jede Menge Honig produziert. Den kratzen die jungen Tierforscher anschließend mit den Fingern ab und lassen ihn sich schmecken. „Aber das ist kein ganzes Bienenvolk in dem Kasten“, beweist der fünfjährige Karl sein gelerntes Wissen. „Das sind nur die Arbeiterinnen.“
Einrichtung besitzt eine eigene kleine Bücherei
Wenn die Kinder etwas lesen wollen, werden sie in ihrer Kita ebenfalls fündig: Seit kurzer Zeit verfügt die Einrichtung über eine eigene kleine Bücherei. Möglich gemacht haben das zahlreiche Buchspenden der Eltern. Die Kinder können sich selbstständig ein Buch aus dem Regal nehmen und es auch ausleihen und mit nach Hause nehmen.
Die Vorsitzende Kathrin Edel will weiter positiv denken. „Bisher hat alles funktioniert“, sagt sie. Nirgends sei Geld so gut angelegt wie in der Kita-Förderung: „Kinder sind unsere Zukunft.“ (mz)