Hederslebener Hof Kein Plan, weil bisher die zündende Idee fehlte
Das geschichtsträchtige Gebäude soll ein Haus für die Einwohner werden. Wie es mit dem Großprojekt weitergeht und wie sich das Gremium geeinigt hat.

Hedersleben/MZ - Wo im Jahr 1984 Kosmonaut Sigmund Jähn Jugendlichen den Weg ins Leben gezeigt hat und sich lange Schlangen am Eingang der einst beliebten und über Bezirksgrenzen hinaus bekannten Gaststätte bildeten, herrscht heute gähnende Leere.
Der Hederslebener Hof: das ist für viele Einwohner nicht nur Tradition, sondern auch Arbeitsplatz und Familiengeschichte. Liebespaare, die sich beim Tanz gefunden haben, anschließende Hochzeitsfeier, Jugendweihe, Jubiläen, Familientreffen oder Geburtstage auf der Kegelbahn – der Gasthof war und ist ein wesentlicher Bestandteil der Dorfgemeinschaft. Doch wie soll die Zukunft des Hederslebener Hofs aussehen? Darüber wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats in Hedersleben rege diskutiert.
„Wenn man das Gebäude als kostendeckendes Haus führen will, dann muss man den Leuten auch etwas dafür anbieten“
Das Gebäude ist stark sanierungsbedürftig, das Geld wie überall knapp. „Wenn man das Gebäude als kostendeckendes Haus führen will, dann muss man den Leuten auch etwas dafür anbieten“, sagt Ratsmitglied Monika Hohmann von den Linken. Das umfasse nicht nur die sanitären Anlagen sowie die Terrasse. Es gehe vor allem um die gemeinschaftliche Nutzung. Die Fraktionen werden unter Einbeziehung der Öffentlichkeit beraten, so Hohmann. Es werde eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich fraktionsübergreifend gemeinsam mit dem Bürgermeister ein Konzept überlege. Sie erhoffe sich gerade von der „jüngeren Generation“ innovative Vorschläge. Denn erst mit einem Konzept könne über Fördermöglichkeiten gesprochen werden.

„Das Gasthaus mit seiner mehr als 30-jährigen Geschichte ist ein wichtiger Bestandteil für den Ort“, sagt der stellvertretende Bürgermeister und Gemeinderatsmitglied Adolf Speck (CDU). Eigentlich sei der Hof zu groß für die knapp 1.700 Einwohner. „Was uns fehlt, ist eine zündende Idee, was wir damit machen wollen“, so Speck. Man wolle das Gebäude unbedingt als Gemeindezentrum erhalten und nutzen. Darüber sei man sich im Rat einig. Der Hederslebener Hof habe viele Menschen im Ort berührt. Viele Menschen hätten dort gearbeitet.

Auch Bürgermeister Michael Schmidt (parteilos) sieht die Zukunft des Gebäudes mit den Einwohnern gemeinsam. „Die Dorfgemeinschaft macht zu einem Großteil den Charme des Dorflebens aus“, so Schmidt. Hier hätten sie eine Möglichkeit, sich in die Gesellschaft einzubringen. Das Problem sei, der Hof werde zur Zeit nicht ausgelastet. So habe er dem Gremium eine Auswahl an Nutzungsmöglichkeiten vorgelegt, die am Sitzungstag für viel Diskussionsstoff sorgte.
Mehrgenerationenprojekt schwebt den meisten vor
Den Bürgern der Gemeinde Hedersleben droht eine Situation, wie sie sich bundesweit in den vergangenen Jahren in vielen Kommunen ergeben hat: Das fast einzige Gasthaus des Dorfes wird geschlossen, die Gemeinschaft verliert ihren zentralen Treffpunkt, das soziale Miteinander der Gemeinde wird nachhaltig verändert. Das wollen die Ratsmitglieder unbedingt verhindern.
Der Hederslebener Gemeinderat bildet eine Arbeitsgruppe, um bis spätestens Ende des Jahres ein Nutzungskonzept für den Hederslebener Hof zu erstellen. Dabei schwebe allen ein Mehrgenerationenkonzept vor. Alte sowie junge Menschen sollen einen Anlaufpunkt im Hof haben. Auch die Einwohner selbst sollen Vorschläge machen, wie die vielen Räume in dem großen Gebäude künftig genutzt werden könnten.