Fundsache Katrin Hartling aus Thale sagt: „Der Dicke bleibt hier und wird uns alle überleben“
Warum die Spenden selbst aus London nach Thale flossen.

Thale/MZ - Es passiert nicht alle Tage, dass Steine, die Straßenbauarbeiten behindern, in den Schlagzeilen landen und gar zum Filmstar werden. Helmar Sieker drehte einen youtube-Film über einen ganz besonderen Brocken, den Katrin und Matthias Hartling behalten wollten. Nicht für den eigenen Vorgarten, denn dafür waren die rund 20 Tonnen dann doch zu gewichtig, sondern für die Stadt Thale.
So rief das Ehepaar zu einer Spendenaktion auf, um den im Sommer vergangenen Jahres in der Jägerstraße gefunden Granit in den Klubhaus-Park versetzen zu können. „Es war Wahnsinn, kurz nachdem es in der MZ stand, flossen die ersten Spenden“, erinnert sich Katrin Hartling. „Selbst aus London erreichte uns von einem ehemaligen Thalenser eine Überweisung. Schließlich unterstützen 60 Spender unsere Idee.“
„Die Sangerhäuser Tiefbaufirma, die hier wirkte, gab uns die nötige Unterstützung“
Stadtratsvorsitzende Cornelia Sieker, die selbst darunter ist, lobt das Engagement. „Danke! Oft braucht es so eine Initialzündung für gute Dinge wie von diesem Paar mit viel Herz für einen alten Stein“, sagt sie. So rückte der Granit-Riese von der Jägerstraße, wo ihn ein großer Kran auf ein Fahrzeug ver- und nach zwei Straßenquerungen wieder ablud - in den Park neben dem Klubhaus. Cornelia Sieker und ihr Mann erinnern sich noch gut daran, wie damals der Tieflader erstmal ein Stück durchsackte.

„Die Sangerhäuser Tiefbaufirma, die hier wirkte, gab uns die nötige Unterstützung“, erinnert sich Matthias Hartling. Mit einem Schmunzelnd verweist er auf die Aufschrift auf dem Koloss, die ein Bauarbeiter in weiser Vorahnung und mit einer Portion Südharz-Humor angebracht hat: „Bitte liegenlassen!“
Seine Frau erzählt, dass es ja eigentlich nur 100 Meter Luftlinie von der Baustelle der Kanalarbeiter von der Jägerstraße bis zum heutigen Standort am Klubhaus waren. „Doch die hatten es wirklich in sich. Da sind wir allen Mitbürgern dankbar, die für das Projekt gespendet haben.“ Die erkleckliche Summe reichte sogar dafür, eine kleine Tafel am Riesen-Stein anzubringen. Rund 50 Einwohner kamen am Samstagnachmittag am Granitblock zusammen, um bei der Einweihung dieser Tafel dabei zu sein. Darauf wird daran erinnert, dass der Findling durch Spenden der Anwohner davor bewahrt blieb, zerstört zu werden und irgendwann zerkleinert als Pflaster oder Ähnliches unter den Füßen der Einwohner von Thale zu landen. „Der Dicke bleibt hier und wird uns alle überleben“, sagt Katrin Hartling, die im Hauptberuf Trauerrednerin ist und sich mit Gedenksteinen auskennt. Symbolisch träufelten einige Gäste ein paar Tropfen Sekt auf die Tafel. Das müsse bei einem so angenehmen Anlass einfach sein.