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Für Kinder und Jugendliche In der Jugendscheune Wendhusen in Thale gibt es nun einen Snoezelraum

Was es damit auf sich hat und wer ihn ab sofort auf welche Weise nutzen kann.

Von Benjamin Richter 23.06.2021, 14:25
Thure, Paul, Thorben und Tajler (von links) liegen schon mal unter dem Wandbild im neuen „Snoezelraum“ der Jugendscheune Wendhusen Probe.
Thure, Paul, Thorben und Tajler (von links) liegen schon mal unter dem Wandbild im neuen „Snoezelraum“ der Jugendscheune Wendhusen Probe. (Foto: B. Richter)

Thale - Wer die vier Jungen Thure, Paul, Thorben und Tajler auf Kissen, Weichbodenmatten und in einem Schaukelstuhl liegen sieht, der erkennt sofort: Diese Kumpels können nicht nur großartig miteinander toben und spielen, sondern sich auch gut zusammen ausruhen.

Wobei es der Ausdruck Entspannen oder auch das neudeutsche „Chillen“ nicht ganz treffen - denn in dem Raum, schildert Ralf Schwinghoff, solle „gesnoezelt“ werden. Schwinghoff ist seit dem vergangenen Jahr der Leiter der Jugendscheune Wendhusen in Thale, in der sich der neu gestaltete „Snoezelraum“ befindet, und bezeichnet diesen als sein erstes großes Projekt.

Aber was genau ist dieses „Snoezelen“, von dem er spricht? Einerseits, erklärt Schwinghoff, gehe es dabei schlicht darum, den Kindern einen Raum zu bieten, in dem sie zur Ruhe kommen könnten. Das sei jetzt, so kurz nach der neuesten Corona-Lockerung, seit der die Kinder und Jugendlichen wieder ohne Terminabsprache in die Jugendscheune kommen dürfen, besonders wichtig, fügt Cornelia Braune hinzu.

„Gerade in dieser aufregenden Zeit benötigen die Kinder einen Rückzugsort.“

Cornelia Braune,Geschäftsführerin des Sozialzentrums Bode in Thale

Sie ist die Geschäftsführerin des Sozialzentrums Bode, das für die Scheune verantwortlich zeichnet. „Gerade in dieser aufregenden Zeit benötigen die Kinder einen Rückzugsort“, zeigt sie sich überzeugt. Im „Snoezelraum“ könne der Stress, den die so lange herbeigesehnte Zeit mit den Spielkameraden für sie bei aller Freude auch bedeute, in aller Ruhe abgebaut werden.

Zum anderen, fährt Schwinghoff fort, lade das Konzept des „Snoezelen“, das unterdessen seit seiner Erfindung durch zwei niederländische Zivildienstleistende in den späten 1970er Jahren in mehr als 30 Ländern Anwendung gefunden habe, die Mädchen und Jungen ein, sich selbst zu reflektieren.

„Dann können sie zum Beispiel darüber nachdenken, warum sie in einer bestimmten Situation so reagiert haben“, beschreibt der Sozialpädagoge. Für die Entwicklung eines Kindes, betont er, sei es enorm wichtig, solche Gelegenheiten zu haben. Damit das funktioniere, sei der Raum speziell auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen zugeschnitten.

Um zu begreifen, was er damit meint, muss man nur einen Augenblick mit offenen Augen und Ohren in dem Raum stehen: Denn das Zimmer ist nicht nur gemütlich eingerichtet, sondern wird von mehreren Lampen auch in ein weiches Licht getaucht, dessen Farbe sich ständig fließend ändert.

Aus dem Lautsprecher erklingt Meeresrauschen oder Geräusche eines Gewitterregens

Aus einem Lautsprecher erklingt dazu Meeresrauschen oder auch prasselnder Regen und Donner - je nachdem, bei welcher Kulisse sich die Kinder am besten entspannen können. Zwei Wandbilder, die mit der Graffiti-Technik entstanden sind und bei denen die Jungen dem Thalenser Künstler Voltestluxs zur Hand gegangen sind, sowie ein gleichfalls von den fleißigen Kindern unter Anleitung zusammengeschraubtes Regal runden die Szenerie ab.

„Dadurch, dass sie selbst mitgeholfen haben, werden sie den Raum anders wertschätzen“, prophezeit Ralf Schwinghoff. Maximal drei Kinder, legt der Leiter der Jugendscheune fest, sollen das Zimmer ab sofort gleichzeitig nutzen, wobei stets ein geschulter Betreuer mit im Raum sei.

Die Fachkenntnisse sollen nach und nach alle Mitarbeiter der Jugendscheune erwerben, da es stets so sei, dass das eine Kind sich eher diesem Mitarbeiter als Bezugsperson anvertraue und das andere jenem. Addiere man Vollzeit-, Teilzeitkräfte und ehrenamtliche Helfer - unter ihnen sowohl Jugendliche als auch Senioren -, seien in der Jugendscheune Wendhusen rund zehn Mitarbeiter aktiv, beziffert Cornelia Braune.

Den Kindern steht der „Snoezelraum“ laut Ralf Schwinghoff dann immer jeweils für eine Dreiviertelstunde zur Verfügung. In dieser Zeit könnten sie auch Entspannungsmethoden erlernen, die sie anschließend zu Hause anwenden könnten.

20 bis 25 Jugendliche kommen täglich in die Jugendscheune Wendhusen in Thale

Während aus der großen Halle der Jugendscheune die schrillen Geräusche der elektronischen Dartscheibe herüberschallen - die wöchentliche Meisterschaft ist in vollem Gange -, merkt der Leiter der Einrichtung noch an, dass diese pro Tag von 20 bis 25 Jugendlichen besucht werde.

Einige verbrächten fast die gesamte Öffnungszeit vor Ort, da komme es darauf an, „den Jugendlichen ein Stück Heimat“ zu bieten und ein Stück Besinnlichkeit. Damit das gelingt, will Schwinghoff künftig außer dezenten Klängen und Lichteffekten auch mit Gerüchen arbeiten und Räucherstäbchen im „Snoezelraum“ aufstellen.

Die Jugendscheune Wendhusen in der Wendhusenstraße 7 ist unter der Woche täglich von 14 bis 21 Uhr geöffnet, außerdem jeden zweiten Samstag. (mz)