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Auf dem Hexentanzplatz in Thale Im Tierpark steppt jetzt ein junger Bär

Das Jungtier kam aus Hessen und tritt die Nachfolge der verstorbenen Mascha an. Wie die erste Phase im ungewohnten Gehege gelaufen ist.

Von Benjamin Richter 14.05.2021, 09:25
Während Ronny Große zum Traubenwurf ausholt, stellt sich der Jungbär in seinem neuen Gehege auf die Hinterbeine. Patrick Böttcher beobachtet.
Während Ronny Große zum Traubenwurf ausholt, stellt sich der Jungbär in seinem neuen Gehege auf die Hinterbeine. Patrick Böttcher beobachtet. (Foto: Benjamin Richter)

Thale - Abwechselnd greifen Patrick Böttcher und Ronny Große in die Plastikschale mit den Trauben, nehmen jeweils ein paar heraus und halten sie in die Höhe. Nach wenigen Augenblicken ist ihnen die Aufmerksamkeit des neuesten Bewohners im Tierpark auf dem Hexentanzplatz sicher.

Mehr oder weniger zielsicher werfen der Tierpfleger und der Geschäftsführer der Bodetal Tourismus GmbH (BTG), die den Park betreibt, dem jungen Bären die Früchte zu, wobei diese dem Tier aber nicht direkt ins Maul fliegen sollen, sondern er sie von verschiedenen Stellen aufliest und in Bewegung bleibt. Das Füttern mit Beschäftigung zu verbinden, tue dem Bären gut, erklärt Böttcher.

Wenn er daran zurückdenke, wie er als Kind den Tierpark besucht habe, fielen ihm stets zuerst die Momente am Geländer des Bärengeheges ein, sagt BTG-Chef Ronny Große. „Auch heute noch ist das für Kinder ein großer Anziehungspunkt und für den Park ganz klar ein Aushängeschild“, ergänzt er.

Für ihn habe daher nach dem Tod der beliebten Bärin Mascha schnell festgestanden, dass auf dem als „Bärenwald“ bekannten, rund 5.200 Quadratmeter großen Freigelände künftig wieder ein Braunbär leben solle. Im für Bären sehr betagten Alter von 34 Jahren - in freier Wildbahn liegt ihre Lebenserwartung zwischen 20 und 25 Jahren - war Mascha am 10. Juni des vergangenen Jahres eingeschläfert worden, nachdem Schmerztherapien nicht mehr gegen ihre Leiden geholfen hatten.

Ihr Nachfolger ist vor Kurzem aus dem Wildpark Knüll im nordhessischen Homberg (Efze) nach Thale überführt worden. Im Januar 2019 geboren, bringt das Jungtier momentan rund 150 Kilogramm auf die Waage, wie Patrick Böttcher beziffert. Ausgewachsene Braunbären, wie sie in Nordeuropa und Sibirien vorkämen, wögen ungefähr das Doppelte.

Der junge Bär wurde im Januar 2019 im Wildpark Knüll in Hessen geboren

Die ersten Wochen verbrachte der Bär ausschließlich in dem Gebäude im hinteren Teil des „Bärenwaldes“. „Er hat gemerkt, da ist alles sicher, alles gut“, erläutert der Tierpfleger, der zu bedenken gibt, dass die Trennung von der Mutter und den beiden Geschwistern sowie der Umzug in ein vollkommen ungewohntes Umfeld von dem Neuling erst einmal „verdaut“ werden müssen. „Wenn dann hinter dem Gehege ein Auto vom Forst entlang donnert, denkt der Bär natürlich erst mal, die Welt geht unter.“

An Neugier und Bewegungsfreude mangelt es dem felligen Neuzugang indes nicht: Jeden Tag laufe er die Ecken seines Reviers ab, berichtet Böttcher, und finde alle Leckerbissen, die er und Tierpfleger-Kollege Eckhard Kartheuser in den Morgenstunden, vor Öffnen des Schlafquartiers, verstreut über das Gehege in Baumstümpfen, zwischen Grasbüscheln und unter der abblätternden Rinde einer Buche versteckten.

Zehn Kilo ist der Eimer mit Äpfeln, Melonen, Fleisch und weiteren Nahrungsmitteln schwer, den das Tierpark-Team jeden Morgen für den Bären zusammenstellt - und am Nachmittag folgt laut Böttcher ein zweiter, kleinerer. „Die Ernährung ist zu 75 Prozent pflanzlich“, tritt der Experte dem verbreiteten Bild vom Bären entgegen, dem ein Fisch aus dem Maul hängt - auch wenn dieser in geringer Menge doch mit zum Speiseplan gehöre.

Dass Braunbären Einzelgänger sind, muss nicht bedeuten, dass sie ihr Dasein ganz allein fristen müssen. Im „Bärenwald“ lebt, wie schon zu Maschas Zeiten, auch ein kleines Polarfuchsrudel. Noch trauten sich die weißen Fellnasen tagsüber nicht so recht in den vorderen Teil des Geheges, wenn der Bär dort umherstreife, schildert Böttcher, und hielten sich dann lieber im für den Bären unzugänglichen Bereich auf.

In den vergangenen Tagen erkundete das Tier seine neue Umgebung ausgiebig.
In den vergangenen Tagen erkundete das Tier seine neue Umgebung ausgiebig.
(Foto: Benjamin Richter)

Der Tierpfleger ist jedoch zuversichtlich, dass die Tiere ihre Berührungsängste nach und nach ablegen und künftig gut miteinander auskommen werden. Einen Namen hat der neue Bär noch nicht - bei der Suche danach seien die Besucher des Parks eingeladen sich einzubringen, hebt Ronny Große hervor. Vorschläge könnten gern auf einem Zettel an der Kasse eingereicht werden.

Der Tierpark Hexentanzplatz ist in den Pfingstferien täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Für den Besuch muss ein negatives Corona-Testergebnis vorgelegt werden. Erreichbar ist der Hexentanzplatz derzeit von Thale aus über Bad Suderode und Friedrichsbrunn. (mz)