1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Hügel und Höhen: Hügel und Höhen: Wunderbar fotografierten Wanderführer

Hügel und Höhen Hügel und Höhen: Wunderbar fotografierten Wanderführer

Von Uwe Kraus 14.03.2021, 13:56
Der Alpinist Richard Goedeke schreibt Wanderführer für den Harz.
Der Alpinist Richard Goedeke schreibt Wanderführer für den Harz. Peter Brunnert

Straßberg - „Wen die Götter lieben, dem schenken sie ein Kletterseil, dem schenken sie zu seiner Naturliebe und Bergbegeisterung eine flotte Feder und die Kunst des Formulierens und Schreibens.“ So würdigte eine Laudatio den Bundesverdienstkreuz-Träger Richard Goedeke.

Seiner Dissertation „Oberflächenformen des Elms“ folgte der schreibende Aufstieg auf die Höhen des Harzes, bevor es nicht nur literarisch hochalpin wurde. Sein Führer „4.000er. Die Normalwege“ gilt als „moderner Klassiker“.

Für jeden Geschmack etwas dabei

Der fast 82-jährige versierte Alpinist beschenkt die Harz-Fans schneller als im Jahrestakt mit wunderbar fotografierten Wanderführern: „Die 3.000er im Harz“, „Wandertouren für Langschläfer im Harz“, „Vergessene Pfade im Harz“ und „Wanderungen für Senioren im Harz“, für jeden Geschmack lässt sich da etwas finden.

Dieser Tage nun führt der Oberstudienrat und langjährige Grünen-Politiker die Leser zu Orten mit Geschichte. Den historischen Wanderbogen spannt er dabei von der Römerzeit über Kaiser, Könige und Ackerbauern bis zum Fall der einstigen „Staatsgrenze“.

Er kennt fast jeden Stein

Gewandert wird zwischen Seesen und Mansfeld, Nordhausen im Süden und dem Rand der Unesco-Welterbestadt Quedlinburg. Im Harz, seinem „Hausgebirge“, scheint der Allround-Bergsteiger fast jeden Stein zu kennen, was ihm ermöglicht, in seinen Büchern viele Ziele aus ganz verschiedenen Richtungen anzuwandern.

„Historische Pfade - Harz“ aus dem Bruckmann-Verlag erschließt zum größeren Teil den Ostharz. Kundig widmet sich Richard Goedeke, der sich in seiner Autobiografie einen „zerzausten Phönix“ nennt, Geologie und den vielen Burgen und ihren Resten, uralten Pingenfeldern und dem „Ballenstedter Kreml“.

Angenehm ausführlich illustrierte er die Eisenindustrie im Selketal, durchwandert das Ostharzer Silberbergbau-Areal um Straßberg, Neudorf und Silberhütte, wo der Wandersmann auf zahlreiche bergbauliche Relikte stößt.

Eine übersichtliche Darstellung

Richard Goedeke, der im Braunschweiger Land sein Basislager hat, studierte Geografie, Englisch und Pädagogik. So gelingt es ihm, seinen „Nachwanderern“ die Wege und Stege sehr übersichtlich und an körperlicher Konstitution sowie Zeitfonds darzustellen.
 Jede Tour wird per Piktogramm charakterisiert: Wie schwer ist sie? Wie lange bin ich auf welcher Strecke und in welchen Höhen unterwegs?

Da kommt es aber schon mal vor, dass sich wie auf der Tour zum Brocken, „ein Hammer“, wie Richard Goedeke richtigerweise über 960 Höhenmeter und 34 Wanderkilometer schreibt, der Schwierigkeitsgrad von „schwer“ im Inhaltsverzeichnis auf „mittel“ im Text reduziert.

Zeitlimit bei drei Stunden

Die Standards auf dem Großteil der 30 Touren sind aber mittlere Entfernungen und Anstiege bei Zeitlimits von knapp drei Stunden, die nicht auf Extremwanderer zugeschnitten sind.
Richard Goedeke steuert großteils lebendig-farbige Fotografien bei. Auch wenn sich mancher Weggefährte wünscht, dass er wie in Nepal auch im Harz mal illustrierend zum Pinsel greift. Er rät allen Wanderfreunden: „Geht hinaus und fasst dieses Gebirge und die Relikte aus früheren Zeiten selbst an!“ (mz)