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Hotel Thalmühle in Meisdorf Hotel Thalmühle in Meisdorf: Aufgeben? Niemals

Von Susanne Thon 24.04.2017, 09:39
Vom Hotel stehen nur noch die Grundmauern. Der Wiederaufbau wird Monate dauern.
Vom Hotel stehen nur noch die Grundmauern. Der Wiederaufbau wird Monate dauern. Frank Gehrmann

Meisdorf - Es dauert immer ein bisschen, bis der Frühling im Selketal ankommt, bis die ersten Sonnenstrahlen über die Hügel klettern und die Wiesen, die hier bei Meisdorf den Flusslauf säumen, in ein warmes Licht tauchen.

Angetrieben von den ersten schönen Tagen hat Grit Kühne schon Tische und Stühle auf die Terrasse geräumt. Vor ihrem geistigen Auge sieht die Inhaberin des Familienhotels Thalmühle schon ihre Gäste, wie sie hier sitzen, genießen.

Vom Hotel Thalmühle in Meisdorf stehen nur die Grundmauern

Bei 80 Prozent Stammgästen haben die meisten ein Gesicht. „Ich wüsste jetzt sogar, was manche essen wollten“, sagt sie. Der Herr da Sachertorte, die Dame Erdbeerkuchen... Mit Beginn der Saison hätten die zwölf Mitarbeiter wieder gut zu tun. Hätten. Denn seit dem 22. September ist alles anders: Von Hotel und Restaurant stehen nur noch die Grundmauern.

Durch einen Brand, ausgebrochen in der Küche, wurden große Teile des Hauses zerstört. Und das muss mehr oder weniger „neu aufgebaut werden“. Die Planung sei jetzt durch und beim Bauamt in Bearbeitung. Wenn alles glatt gehe, könne ab Sommer gebaut und im Frühjahr kommenden Jahres die Thalmühle wieder eröffnet werden.

Es ist ein grober Zeitplan, den Grit Kühne da vorsichtig absteckt, und mit dem sie sich inzwischen abgefunden hat. In den ersten Tagen nach dem Brand war sie noch der festen Überzeugung, sehr bald wenigstens den Gaststättenbetrieb wieder aufnehmen zu können.

Brandsanierung des Hotels in Meisdorf hat schon lange gedauert

Doch schon die Brandsanierung, bei der das Haus komplett leergeräumt, entkernt und dekontaminiert wurde – durch die Feuchtigkeit war alles voller Schimmel -, „hat unheimlich lang gedauert“. Danach ging es an die Bestandsaufnahme: Was ist überhaupt noch zu gebrauchen?

„Und dann haben sich noch ein paar bauliche Dinge aufgetan“, so die 44-Jährige. Manches entspreche einfach nicht mehr den heutigen Vorschriften. Und was Vorschriften angehe, sei sie, wie sie selbst sagt, schon immer „pingelig“ gewesen. Das hat sie vermutlich auch vor dem finanziellen Ruin bewahrt.

Die Versicherung trägt den Schaden im siebenstelligen Euro-Bereich. Ein technischer Defekt an der Fritteuse hatte den Brand verursacht; die Flammen krochen über die Lüftung unters Dach. Das Haus war zu der Zeit voller Gäste. Sie mussten schleunigst raus. Dann war da Rauch, überall Rauch.

Bilder von der Brandnacht immer Kopf

Die Bilder der Brandnacht holen Grit Kühne immer wieder ein. Und obwohl sie inzwischen weiß, dass sie nicht die geringste Schuld trifft, macht sie sich Gedanken, ob „es“ nicht irgendwie verhindert werden hätte können… „Unser Leben steht völlig auf dem Kopf seitdem“, sagt sie.

Auch für ihren Sohn sei die Situation nicht einfach. „Es ist eine Umstellung für ihn.“ Er ist im Hotelgewusel – zwischen Angestellten und Gästen - aufgewachsen, war vier, als sie die Thalmühle übernommen, ihren Traum vom eigenen Hotel endlich verwirklicht hat.

Das Haus kennt Grit Kühne, die ihren Beruf von der Pike auf gelernt hat, seit 1995. Damals noch in anderer Funktion musste sie ein Auge auf die Sanierung werfen.

Es war Liebe auf den ersten Blick, und aus dem Grund verschwendete sie seit dem Brand auch nicht einen Gedanken daran aufzugeben. „Ich weiß, dass hier im Selketal mein Platz ist“, sagt Grit Kühne, „ich bin froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist, wir unser Zuhause behalten haben.“

Verkaufsstelle und Spielplatz am Hotel Thalmühle gibt es schon

Ihr Blick ist nach vorn gerichtet. Seit ein paar Tagen gibt es auf dem Gelände zumindest wieder eine Verkaufsstelle, damit sich Wanderer und Radfahrer - die Thalmühle liegt am Selketalstieg - stärken können. Nudeln mit Tomatensauce, Kartoffelsalat und Krakauer stehen auf dem Speiseplan.

Der Spielplatz ist hergerichtet, und auch die Minigolfanlage wird bald wieder bespielbar sein. Und zu Himmelfahrt werde gefeiert, wie immer, verspricht Grit Kühne, mit Grill und Musik.

„Ich möchte die Leute auch am Ball halten. Sie sollen eine Anlaufstelle haben“, sagt sie. Viele hätten an ihrem Schicksal teilgenommen, ihr E-Mails und Briefe geschrieben oder persönlich vorbeigeschaut. Der Grundtenor: Die Gäste wollen dem Haus die Treue halten. „Das tut gut.“ Und auch die Mitarbeiter - sie mussten erst mal entlassen werden - haben signalisiert zurückzukommen, sobald es weitergeht. Zwei sind schon wieder da.

Der Kiosk ist mittwochs bis sonntags in der Zeit von 11 bis 16 Uhr geöffnet. (mz)