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Koch mit Herz fürs Fahrrad Grünen-Kandidat Wolfgang Strauhs will den Ausbau der Fernwege vorantreiben

Er weiß: Nicht immer passen Stadtpolitik und Beruf unter einen Hut.

Von Benjamin Richter 17.09.2021, 14:00
Wolfgang Strauhs ist Direktkandidat der Grünen im Wahlkreis Harz und in seiner Heimatstadt Wernigerode meistens auf dem Fahrrad anzutreffen.
Wolfgang Strauhs ist Direktkandidat der Grünen im Wahlkreis Harz und in seiner Heimatstadt Wernigerode meistens auf dem Fahrrad anzutreffen. Foto: Richter

Wernigerode/MZ - Wenn am Wahlsonntag um 18 Uhr die Wahllokale schließen, wird Wolfgang Strauhs noch fleißig in der Küche des Landhauses Tonmühle in Drübeck zugange sein.

Der Direktkandidat von Bündnis 90/Die Grünen im Harzer Bundestagswahlkreis nimmt es gelassen: „An den ersten Wahlprognosen kann sich immer noch viel ändern.“ Die belastbareren Zahlen des späteren Abends will Strauhs bei einem Parteifreund in seiner Heimatstadt Wernigerode mitverfolgen.

Dort kam Wolfgang Strauhs 1964 zur Welt. Den erlernten Beruf des Kochs, schildert er im MZ-Gespräch, habe er „bis auf ganz kurze Abstecher“ 41 Jahre lang ausgeübt, in vielen Betrieben und Einrichtungen verschiedener Branchen und Größen. Darunter waren auch Alten- und Pflegeheime. Im Haus Tonmühle schwingt Strauhs seit 13 Jahren den Kochlöffel, zusammen mit zwei weiteren ausgebildeten Köchen, von denen einer sein Chef ist.

Beruf machte es für die ehrenamtlichen Mandate schwierig

In die Grüne Partei trat der damals 25-Jährige im Januar 1990 ein, leitete nach der Wiedervereinigung gleich im ersten Wernigeröder Kreistag den Umweltausschuss. Mit dem beruflichen Wechsel aus einer Heim-Gastronomie in eine Restaurantküche sei es anschließend schwieriger geworden, ehrenamtliche Mandate wahrzunehmen - Stichwort abendliche Arbeitszeiten. Um die Pflichten seines Postens als Kreisschatzmeister kümmert Wolfgang Strauhs sich dennoch, ist darüber hinaus einer der beiden Sprecher der Regionalgruppe Wernigerode und sitzt als sachkundiger Einwohner im Ausschuss für Wirtschaft, Liegenschaften und Digitalisierung des Stadtrats.

Was ihn an der Arbeit im Bundestag reizen würde? „Es ist eine Herausforderung“, sagt Strauhs, „zu gucken, was schafft man und wo kann man etwas verändern.“ Damit, was in der Bundespolitik „verhackstückt“ werde, sei er nicht immer begeistert, würde sich gerade in Fragen des Tourismus und des Verkehrs gern einmischen. „Ich bin einer, der im Zweifel auch mal quer und anders denkt“, verrät der Kandidat über sich. Die Entscheidung, sich zur Wahl zu stellen, habe er in Absprache mit seinem Kreisverband bereits rund um den Jahreswechsel getroffen, fügt Strauhs hinzu.

Verkehrsministerium sollte nicht mehr an die Unionsparteien gehen

Konkret einsetzen würde sich der Wernigeröder im Fall seiner Wahl ins Parlament auf jeden Fall für einen deutlichen Ausbau der Radverkehrsverbindungen, auch der Fernwege, im ländlichen Raum. Er könne sich in dem Bereich zum Beispiel Bauerleichterungen vorstellen - Hauptsache, es gelinge, „dass da was vorankommt“. Wenn Strauhs für die Verteilung der Ministerämter nach der Wahl einen Wunsch frei hätte, wäre es der, dass das Verkehrsministerium nicht mehr an die Unionsparteien geht. „Was wir da in den letzten beiden Legislaturperioden erlebt haben, war der Untergang des klimafreundlichen Verkehrs“, urteilt der Koch, laut dem auch der Bahnverkehr eine größere Rolle spielen muss.

Die 5,5 Prozent für Undine Kurth bei den Erststimmen 2009 - das beste Ergebnis für einen grünen Direktkandidaten im Harz in der Ära Merkel - würde Strauhs gern übertreffen und hofft auf Rückenwind durch die Umfragewerte der Bundespartei. Auf der Liste der Bündnisgrünen für einen möglichen Bundestagseinzug über die Zweitstimmen steht der Wernigeröder nicht. „In das Gerangel wollte ich mich nicht einmischen“, gibt er zu bedenken, dass es dafür in der Landespartei viele geeignete junge Leute gebe.

In seiner Freizeit fährt Wolfgang Strauhs, der ledig ist und keine Kinder hat, gern Fahrrad und kümmert sich um das Hochbeet auf seinem Balkon. Die Gartenarbeit, blickt er voraus, werde ab kommendem Jahr - falls es nicht mit dem Umzug nach Berlin klappt - intensiver: Von seinem Vater übernähmen er und seine Schwester den Kleingarten. „Dann kann ich endlich ein paar Spinnereien im Bereich Gemüse ausleben“, malt Strauhs sich aus.