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Gesangverein "Liedertafel von 1845" Gesangverein "Liedertafel von 1845": Zwei Kulturen prallten plötzlich aufeinander

Von Sabine Herforth 05.07.2017, 11:55
Marina Röse (2. v. r.) leitet seit März den Ermslebener Chor.
Marina Röse (2. v. r.) leitet seit März den Ermslebener Chor. Chris Wohlfeld

Ermsleben - „Ich singe mein ganzes Leben lang sehr gern“, sagt Marina Röse. Seit März ist die 55-Jährige Chorleiterin des Gesangvereins „Liedertafel von 1845“ Ermsleben.

Als Kind sang sie in Chören und ließ sich später zur Pädagogin für Balalaika und Klavier sowie zur Dirigentin für Folklore und russische Orchester ausbilden. Beste Voraussetzungen, um einen über 170 Jahre alten Chor zu leiten. „Sie kamen spontan auf mich zu“, erinnert sich Röse.

Die frühere Chorleiterin hatte den Posten aus persönlichen Gründen geräumt. Im Winter folgte daher erst einmal eine Pause, aber „danach musste es mal weitergehen“, meint Marina Röse.

Die Sänger versuchten also ihr Programm in Eigenregie auf die Beine zu stellen, kamen aber nicht weiter und wandten sich hilfesuchend an Marina Röse. „Ich dachte, ich helfe ihnen schnell“, sagt Röse und lacht.

Denn mit ein paar schnellen Proben war das Thema nicht erledigt. „Irgendwie bin ich hängen geblieben“, erzählt die 55-Jährige.

Für alle war es ein schwieriger Start

Für die Chormitglieder und ihre neue Leiterin war es ein schwieriger Start. Denn zwei Kulturen prallten hier aufeinander. „Für mich war das Repertoire mit altdeutschen Stücken sehr schwer“, gibt sie zu. Doch nicht, weil ihr die Lieder nicht gefielen, sondern weil sie als gebürtige Russin so ihre Probleme hatte, die Texte zu verstehen.

An die Sänger habe sie hohe Ansprüche. Anfangs sei sie aber zu streng gewesen und habe die Chormitglieder überfordert.

„Ein Dirigent ist nicht alles, der Chor muss wollen“, sagt Röse, die daraufhin die Zügel etwas lockerer ließ.

Inzwischen seien sie und der Chor stärker zusammengewachsen. Keine einfache Entwicklung, gibt sie zu: „Es steckt sehr viel Arbeit dahinter“, so Röse, die seit fast 30 Jahren in Wieserode lebt.

Repertoire um moderne Stücke erweitert

Das klassische Repertoire des Chores hat sie um modernere Stücke erweitert. Gemeinsam würde probiert, was zu den Sängern passe. „Ich allein entscheide das nicht“, betont sie und freut sich über die Neugier, mit der die Chormitglieder neue Stücke ausprobieren.

Schon beim ersten gemeinsamen Auftritt habe sie den gemeinsam erreichten Fortschritt gehört. „Jedes Konzert ist das Resultat einer Entwicklung.“

Sie selbst hat sich auf die Fahne geschrieben, gründlicher zu sein und mit allen an der Stimmbildung zu arbeiten. Sie wolle Potenziale finden und Schwächen beseitigen, aber genau wie ihre Vorgänger am Ursprung des alten Ensembles festhalten.

„Der Chor ist erhalten geblieben, weil die Chorleiter vor mir hart daran gearbeitet haben“, sagt Röse anerkennend.

Wie es nach der Sommerpause weitergeht, weiß sie noch nicht. Aber: „Wir haben schon die nächsten Ziele.“ So treten die Sänger am 16. September beim Freundschaftssingen in Sinsleben auf. (mz)