SV Stahl Thale Gerd Strathausen Weddersleben ist Boxtrainer mit C-Lizenz: Auszeichnung für Einsatz im Ehrenamt vom Kreis-Kinder- und Jugendring Harz

Weddersleben - Die Boxhandschuhe zieht Gerd Strathausen nicht mehr so oft an. „Klar, im Training, das macht schon Spaß.“ Der 59-Jährige weiß, die Reflexe und die Schnelligkeit nehmen langsam ab. Doch die Liebe zu dieser Sportart bleibt. Den durchtrainierten Mann stört ihr schlechtes Image.
„Das ist kein brutaler Kampfsport, der mit Blut, Blessuren und gebrochenen Nasen in Verbindung gebracht werden soll. Hier geht es doch weniger um viel Kraft als vielmehr um Beweglichkeit, fast Eleganz im Ring, auch um Fairness.“
Er selbst stieg mit zwölf Jahren als Fliegengewichtler erstmals in den Ring. Er sei dort „hängen geblieben“, nachdem er sich beim Fuß- und Handball und beim Schießen ausprobiert hatte. Durch den Sport war er stets unterwegs. „Es war hart, aber wir waren fit und machten dafür viele Abstriche an der sonstigen Freizeit.“
Die Betriebssportgemeinschaft Stahl Thale des Eisenhüttenwerkes kaufte einen Bus, mit dem die Jungen fast jedes Wochenende zu Wettkämpfen unterwegs waren. Gerd Strathausen, heute stellvertretender Abteilungsleiter Boxen beim SV Stahl Thale, erinnert sich an sportlich tolle Zeiten.
„Wir hatten damals quer durch alle Gewichtsklassen eine komplette Mannschaft, von den Kleinen im Fliegengewicht bis zu den gestandenen Männern.“ Er weiß, heute herrschen andere Zeiten. Seine Boxer starten jetzt mit Kameraden aus Quedlinburg, Hettstedt, Blankenburg und Wernigerode als „Harzgemeinschaft“ bei Wettkämpfen.
„Die anderen Vereine drücken die gleichen Nachwuchssorgen“, weiß der Fachtrainer für den Boxsport mit C-Lizenz. „Da sind Kickboxen und Taekwondo aktuell mehr im Trend. Aber wir geben nicht auf.“
Rund 25 Mitglieder hat die von Bernd Krug, den Strathausen seit der gemeinsamen Wettkampf-Zeit kennt, geführte Stahl-Abteilung. „Da sind Boxerinnen dabei, von deren Leistungswillen kann sich mancher Mann eine Scheibe abschneiden.“
Die Landesmeisterschaft im März? Der erfahrene Trainer wiegt den Kopf. „Auch der Wettbewerb wird bei der aktuellen Corona-Lage abgesagt werden.“
Gerd Strathausen, den der Kreis-Kinder- und Jugendring Harz kürzlich für sein großes ehrenamtliches Engagement geehrt hat, bedauert, dass die beliebte Gala dazu ausfallen musste. „Weil ohne Ehrenamt hier nämlich nichts laufen würde.“
Seine Frau Kerstin nickt. Sie hat Verständnis dafür, dass für den Werkzeugmacher, der in drei Schichten bei Sintermetall arbeitet, danach nicht Schluss ist. „Oft fahre ich auch mit dem Rad hier aus Weddersleben rüber zur Arbeit oder zum Sport nach Thale.“
Zweimal in der Woche trifft man Gerd Strathausen in der Sporthalle der Grundschule „Auf den Höhen“. „Die befindet sich in einem exzellenten Zustand, weitsichtig hat man bei der Großsanierung gleich Hülsen für unseren Ring eingelassen, der in fünf Minuten aufgebaut ist.“
Dort steht der gestandene Boxer, der einst Halles Bezirksmeister war und als Übungsleiter heute bis zur Deutschen Meisterschaft sekundieren darf. Deutlich redet er von seiner Verantwortung für die Sportler. „Dort frage ich mich immer, muss ich das Handtuch werfen oder bewältigt es mein Boxer - sportlich sauber und fair.“ (mz)