Fussball Fussball: U21-Nationalspieler tritt für Stahl Thale an

Thale/MZ - Artjoms Lonšcakovs kommt schmunzelnd in das Büro von Ingo Vandreike. Und der grient zurück. Sein „Hallo Artjoms“, klingt fast väterlich. Gerade 21 Jahre ist der dritte Neuzugang des SV Stahl Thale, den der Trainer begrüßt. Nach Vandreikes Wunschkandiaten Danny Bilitewski, der ihm im Sommer noch von Westerhausen weggeschnappt wurde, und Ex-HFC-Stürmer Michael Preuß ist Artjoms Lonšcakovs ein weiterer Kracher. „Er ist lettischer U21-Nationalspieler“, weiß Uli Schulze, der den Wechsel vom Verbandsligisten 1. FC Magdeburg II eingefädelt hat.
Uli Schulze fädelt den Transfer ein
Schulze, der als Aktiver Torwart der Europapokalgewinner-Elf des 1. FC Magdeburg von 1974 war und später 35 Jahre als Trainer, darunter auch in Thale arbeitete, lebt seit einem Jahr wieder in der Bodestadt. „Ich spiele mittwochs bei den Alten Herren, Trainer will ich nicht mehr machen.“ Doch seinem alten und neuen Verein mit seinen Kontakten helfen, das macht er gern.
Anfrage von Korobochka
Vor fünf Jahren hatte Schulze, der zuletzt als Trainer in Waren arbeitete, einen Anruf seines Freundes Anatoliy Korobochka erhalten. Der spielte von 1984 bis 87 unter Schulze in Thale und war später Trainer von ZSKA Moskau II und Spartak Moskau,ehe er Manager in Schottland bei Hearth of Midlothian wurde. Korobochka hatte einen jungen Spieler, der gern Deutsch lernen wollte. Es war Artjoms Lonšcakovs, der 1997 beim lettischen Serienmeister Skonto FC Riga erstmals die Fußballschuhe schnürte, im Juniorenbereich mehrere Titel erringen konnte. Seit 2007 spielte er in den lettischen Nachwuchs-Nationalmannschaften. Für ein Jahr war er dann in Schottland gewesen.
Schulze wollte den Jungen nach Waren holen, doch da der Lette erst 17 war, durfte er noch nicht in der ersten Mannschaft spielen. So kam er ein Jahr nach Neubrandenburg, wo er in der Regionalliga der A-Junioren kickte und dort auch zur Schule ging. Dann sollte er zu Hansa Rostock, doch nach einem Trainerwechsel zerschlug sich dies und Lonšcakovs ging zurück nach Hause und begann zu studieren.
Drei Jahre spielte er in verschiedenen lettischen Klubs, darunter auch dem Vorzeigeclub Skonto Riga in der U19 und zuletzt beim Erstligisten Spartak Jurmala.
Vier Tore in der Verbandsliga
Im Sommer 2013 bekam Lonšcakovs dann einen Studienplatz in Magdeburg und trainierte seitdem beim 1. FCM, berichtet Schulz. Er konnte bei der zweiten Mannschaft in der Verbandsliga spielen, wurde zehnmal als Stürmer eingesetzt und schoss vier Tore. „Die erste Mannschaft hat er nicht ganz geschafft. Was ihm fehlt, sind die ersten zwei drei Schritte im Antritt“, weiß Uli Schulze. „Aber er hat gute Spiele gemacht.“ Schulze nennt 47 Einsätze des 21-Jährigen in den lettischen Nationalmannschaften ab der U15. „In der U18 war er sogar Kapitän.“ Im Herbst hatte er zwei Einsätze bei der EM-Qualifikation, die Lettland aber gegen die U21 der Ukraine und Kroatien verlor. Auch im Sommer fährt er zum Trainingslager und zwei Länderspielen, berichtet Schulze. Der Student kommt zum Training und den Spielen aus Magdeburg nach Thale.
Zwei weitere Letten möchte Thale auch noch in der Rückrunde einsetzen. Doch da diese direkt aus Lettland kommen, muss die Spiel-erlaubnis über den DFB erfolgen und das dauert etwas länger, informiert Schulze. „Stahl Thale freut sich, einen jungen, hungrigen, sehr begabten Spieler verpflichtet zu haben, der Stahl sofort helfen kann“, sagt auch Björn Hille, Vorstandsmitglied der Stahl-Kicker.
Mit dem Rad zu Auswärtssielen?
Nach den aktuell getätigten Transfers betont der Fußball-Chef des SV Stahl Thale, Karsten Erdmann: „Stahl Thale hat weder im Lotto gewonnen, noch Gold oder Öl gefunden und auch keinen Scheich als neues Mitglied.“ Die Wechsel in der Winterpause werden das Vereinskonto nicht belasten, da die Spieler entweder arbeiten oder studieren und so ihren Lebensunterhalt verdienen. Dies gelte auch für Michael Preuß, der beispielsweise vereinslos war und somit ablösefrei nach Thale wechseln konnte. „Michael wohnt in Halle und kann somit zu jedem Auswärtsspiel mit der Straßenbahn oder dem Fahrrad kommen. Spieler, die des Geldes wegen nach Thale wollen, sind hier definitiv an der falschen Adresse.“ Stahl Thale stehe „für Tradition, Integration sowie Kampf und Leidenschaft auf dem Fußballplatz“.