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Frühlingsrollen im Selketal Frühlingsrollen im Selketal: Trung Hieu Bui und Thiphuong Thanh Tran sind motiviert

Von Rita Kunze 05.06.2020, 07:56
„Gartenhaus“-Betreiber Lutz Jerusel (2.v.r.) mit seinen vietnamesischen Azubis Thiphuong Thanh Tran (2.v.l.) und Trung Hieu Bui (r.) und Ausbilder Jens Scharf (l.) vor dem Restaurant „Gartenhaus“ in Meisdorf. Die Lehrlinge erhalten dort ab Juli 2020 ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau und zum Koch.
„Gartenhaus“-Betreiber Lutz Jerusel (2.v.r.) mit seinen vietnamesischen Azubis Thiphuong Thanh Tran (2.v.l.) und Trung Hieu Bui (r.) und Ausbilder Jens Scharf (l.) vor dem Restaurant „Gartenhaus“ in Meisdorf. Die Lehrlinge erhalten dort ab Juli 2020 ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau und zum Koch. Jerusel

Pansfelde - „Dann machen wir vielleicht mal vietnamesische Woche“, sagt Lutz Jerusel. Eigentlich bietet er in seinem Restaurant „Gartenhaus“ und in der Burggaststätte auf der Burg Falkenstein regionale Küche beispielsweise mit Schlachteplatte, Schweineschnitzel oder Wildgulasch an. Aber warum nicht auch einmal etwas Exotisches wie Frühlingsrollen?

Der Schwenk nach Asien hat einen guten Grund: Zwei Auszubildende aus Vietnam werden bei dem Gastronomen im Selketal das professionelle Kochen und das Arbeiten in einem Restaurant lernen. Und der angehende Koch habe beim ersten Besuch im „Gartenhaus“ gesagt, er wolle auch gerne einmal Frühlingsrollen zubereiten, sagt Lutz Jerusel.

Ein Projekt des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes

„Wir sind anerkannter Ausbildungsbetrieb, und die Lehrverträge liegen schon vor“, so der Gastronom. Trung Hieu Bui - er will Koch werden - und Thiphuong Thanh Tran - sie beginnt eine Lehre als Restaurantfachfrau - sind nach ihrem Schulabschluss in Vietnam über ein Projekt des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes nach Deutschland gekommen. Michael Schmidt, Dehoga-Präsident in Sachsen-Anhalt, hat dieses Projekt für die Gastronomie und Hotellerie aufgebaut. Zuvor gab es so etwas seit Anfang der 1980er Jahre für Industrieberufe.

Die 20 und 21 Jahre alten Azubis sind zwei von rund 120 in ganz Sachsen-Anhalt, die in der Gastronomie und Hotellerie eine Ausbildung erhalten. „Sie kommen mit hoher Motivation hierher“, sagt Lutz Jerusel. Mit einem deutschen Abschluss in der Tasche könnten sie später schließlich überall in der Welt arbeiten.

Seit sieben Jahren die ersten Lehrlinge

Lutz Jerusel freut sich auf seine Lehrlinge - die ersten seit sieben Jahren, die im Familienbetrieb ausgebildet werden, dessen Mitarbeiter entsprechend motiviert sind. „Wir möchten ihnen ja etwas beibringen“, sagt Jerusel, der immer wieder erfahren muss, dass ein Beruf im Hotel- und Gaststättengewerbe nicht zu den beliebtesten gehört. „Wir würden gerne ausbilden, aber wenn Bewerber herkommen und dann erfahren, dass sie auch am Wochenende und an Feiertagen arbeiten müssen, lehnen sie ab.“

Die Ritteressen auf der Burg Falkenstein etwa seien in den vergangenen zwei Jahren „ausschließlich über die Familie abgesichert“ worden.

„Im Moment sind sie in Weißenfels im Internat“

Nach dem ersten kurzen Kennenlernen sollen Bui und Tran im Juli mit ihrer Lehre in Pansfelde beginnen. „Im Moment sind sie in Weißenfels im Internat“, sagt Du Hoa Pham, Projektpartner und Ansprechpartner für die Auszubildenden. „Sie müssen auch eine Sprachausbildung absolvieren“, sagt Pham. Sie läuft parallel zu ihrer dualen Ausbildung, die sie in Vietnam nicht bekommen hätten. Dort wird laut Dehoga nicht dual ausgebildet.

Das theoretische Wissen bekommen Bui und Tran in ihrer dreijährigen Ausbildung an der Berufsbildenden Schule des Landkreises in Wernigerode vermittelt. Dort werden im Rahmen der betrieblichen Ausbildung mit einem Ausbildungsbetrieb Köche, Restaurant- und Hotelfachmänner und -frauen ausgebildet.

Das „Gartenhaus“, sagt Lutz Jerusel, soll der Hauptausbildungsbetrieb sein, aber die zwei Azubis sollen auch in der Burggaststätte und in der Leinemühle praktisches Wissen erhalten. „Im ersten Lehrjahr werden sie das Unternehmen kennenlernen, die Abläufe und die Hygieneanforderungen“, sagt Jerusel. Zur Ausbildung gehöre auch der Umgang mit den Gästen und das Erstellen von Büfetts.

Grundsätzlich sei die Ausbildung im ersten und zweiten Lehrjahr für Köche und Restaurantfachleute gleich, sagt Marcus Wicht. Er ist Koch im „Gartenhaus“ und wird mit anderen Kollegen die Vietnamesen ausbilden. Auch als Koch lerne man nicht nur die Küche selbst kennen, sondern auch das Restaurant, sagt er.

Cocktail zur ersten Zwischenprüfung

Nach anderthalb Lehrjahren gebe es eine Zwischenprüfung, bei der etwa ein Cocktail oder ein Salat fachgerecht zubereitet werden müssen. „Unter Berücksichtigung von 16 Regularien“, sagt Wicht. Die korrekte Menüfolge umfasse dann 32 Regeln.

Bis zum Ende seiner Ausbildung wird Trung Hieu Bui alle Küchenposten durchlaufen, „vom Herrichten einfacher Vorspeisen bis zum alleinigen Leiten der Küche am Ende“, sagt sein Ausbilder. „Das reicht von der Warenbestellung bis zur Dokumentation.“ (mz)