Großer Ziegenberg Festival auf dem Großen Ziegenberg Ballenstedt: Eine Zeitreise mit Kunst und Kultur

Ballenstedt - „Das ist ein Ort, der aufgearbeitet werden muss“, sagt Karl Oppermann. Der Maler zeigt auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt Bilder, in denen er sich mit Heimat, Krieg, Gewalt und Unterdrückung auseinandersetzt.
Seine Ausstellung mit dem Titel „Heimat, süße Heimat“ ist Teil eines dreitägigen Kunstfestivals, mit dem der Ballenstedter Verein „Heimatbewegen“ das – nicht nur geografisch gesehen – Randgebiet der Stadt ins öffentliche Bewusstsein rückt.
Der „Kunstkurort Zauberberg“, wie der Verein das Gelände für sein Festival genannt hat, „ist eins von vielen Projekten, aber organisatorisch bisher das größte“, sagt Nicole Müller vom Vereinsvorstand. „Heimatbewegen“ wolle damit einen Perspektivwechsel herbeiführen und Menschen ermuntern, sich einzubringen.
Das Festival – ein Gemeinschaftsprojekt von Heimatbewegen und dem Magdeburger Verein Kulturanker – soll zeigen, „was wir gemeinsam schaffen können“, sagt Müller und betont, dass dies freilich nicht möglich gewesen wäre ohne die vielen „Helfer und Möglichmacher, die sich ohne Forderung einer Gegenleistung in dieses Abenteuer gestürzt haben“. Mehr als 150 ehrenamtliche Helfer und Kooperationspartner haben das Projekt unterstützt.
Karl Oppermann, Ulrich Wohlgemuth, Thomas Andrée und Annika Raithel präsentieren ihre Kunstwerke auf dem Großen Ziegenberg
„Zwei Tage lang ist es gerade eben nicht der Große Ziegenberg, sondern der Zauberberg“, betont Ballenstedts Bürgermeister Michael Knoppik. Künstler wie die Professoren Karl Oppermann und Ulrich Wohlgemuth, wie Thomas Andrée, Annika Raithel und andere machen sich nun die trutzigen Gebäude zu eigen, die Mitte der 1930er Jahre als Nationalpolitische Bildungsanstalt errichtet und nach dem Krieg als SED-Kaderschmiede genutzt wurden.
Sie dienen ihnen als Ateliers auf Zeit, in denen sie Malerei, Skulpturen und Installationen zeigen. Musiker und Schauspieler bringen Leben auf die Wiesen dazwischen.
Die historische Auseinandersetzung mit dem Großen Ziegenberg wurde in einer Ausstellung des Forums Großer Ziegenberg möglich, dessen Mitstreiter die Besucher auch über das Gelände und durch die Gebäude führten.
Staunend entdecken Besucher einen Raum nach dem anderen. Martin Klingebeil aus Aschersleben ist neugierig – er kennt den Großen Ziegenberg bislang nur aus einem Buch. Das Festival gefällt ihm: „Das ist gut, damit wird das Gelände genutzt und liegt nicht brach und verfällt“, sagt er.
„Ballenstedt braucht so einen Verein. Jeder Ort sollte so einen haben“, sagt Katrin Weinzierl
Die Ballenstedterin Katrin Weinzierl gehört zu den Sponsoren des Festivals. „Vor etwa 15 Jahren war ich zum letzten Mal hier“, sagt sie. Den Verein, der sich erst 2017 gegründet hat, unterstützt sie gern:
„Es ist schön, wenn Menschen etwas für Ballenstedt machen – und es ist schon Wahnsinn, was sie in der Kürze der Zeit geschafft haben. Ballenstedt braucht so einen Verein. Jeder Ort sollte so einen haben.“
„Man spürt das private Engagement, das finde ich toll“, sagt Karl Oppermann. „Da ist eine starke Heimatverbundenheit.“ Das verbindet den international renommierten Künstler, der 1930 in Wernigerode geboren wurde, die DDR verließ, in Westberlin lebte und arbeitete, 15 Jahre lang ein Atelier auf Elba betrieb und 1996 in den Harz zurückkehrte, mit den Vereinsmitgliedern.
Am Festival beteiligt sich der 88-Jährige deswegen gern. Und auch, so sagt er, weil er seit vier Jahren mit dem Verein Kulturanker in Magdeburg zusammenarbeitet: Dessen Vorsitzender Karsten Steinmetz sei auf ihn zugekommen. „Vielleicht meinte er auch, dass mein Improvisationstalent dazu passen würde“, sagt Oppermann und lacht.
Lob von Wirtschaftsminister Armin Willingmann
Für Steinmetz ist das Engagement von Heimatbewegen unter anderem „der Versuch zu zeigen, dass Erholung und Lebensmut nicht nur in den Bergen und am Meer zu finden“ seien. Ähnlich sieht es Wirtschaftsminister Armin Willingmann (CDU) und spricht von „Macherinnen, die alte Muster durchbrechen und neue Perspektiven auf historisch belastete Orte“ projizieren.
„Heimatbewegen hilft, das Objekt tatsächlich einer Nutzung zuzuführen“, sagt auch Karl-Heinz Meyer vom Forum Großer Ziegenberg. Der Verein hatte sich vor zehn Jahren gegründet, um den Großen Ziegenberg wieder ins öffentliche Bewusstsein zu holen: „Die Schule glich einem Dornröschenschloss, zugewachsen und von niemandem beachtet.“ Das sei jetzt anders. (mz)

