Extremsport in Ferropolis Extremsport in Ferropolis: Als Familie zum Strongman Run

Quedlinburg - Gefährliche Kostümteile wie Schwerter, Äxte und Peitschen sollen zu Hause gelassen werden, bitten die Veranstalter eines der wohl ungewöhnlichsten Sportereignisse in Sachsen-Anhalt. Starke Männer, wie sie einst wahrscheinlich als Gladiatoren, Ritter oder Indiana-Jones-Typen die Erde prägten, sind gefragt beim so genannten Strongman Run, der am Sonnabend zum zweiten Mal in Ferropolis durchgeführt sind. Bei der Premiere im Vorjahr waren 2 500 Frauen und Männer dabei.
Wer sich für Matsch, Staub, Schaum und Wasser nicht zu schade ist, und Elektroschocks wegstecken kann, der ist wohl in der Stadt aus Eisen am Sonnabend ab 22 Uhr genau richtig. Eine Quedlinburger Familie gehört dazu. Lars und Stephanie Hofmann wollen gemeinsam mit Sohn Brandon Lee den 23 Kilometer langen Hindernislauf absolvieren. Sportlich sollten sie es packen. Die Eltern waren vor ein paar Wochen bei einem Gletscher-Marathon in Österreich und trainieren gerade für den Berlin-Marathon Ende September. Der Sohn startete vor zwei Wochen bei den Deutschen Meisterschaften der U18 über 800 Meter.
Sportler von Kindesalter an
„Im letzten Jahr haben wir als Familie einen Triathlon in Magdeburg gemacht - jeder alle Disziplinen“, erklärt Lars Hofmann (37). Er war als Kind aktiver Leichtathlet in seiner Heimatstadt Schwanebeck. „Ich war Serienkreismeister auf kurzen Strecken.“ Später widmete er sich dem Motorsport und Motocross. Nun trainieren sie alle gemeinsam. „Wir wollen das als Familie machen.“
Ausschlaggebend war der Magdeburg-Marathon. Das Käthe-Kollwitz-Gymnasium Halberstadt hatte Brandon vor ein paar Jahren dafür angemeldet. Stephanie (28), die im Alter von 16 bis 18 Jahren bei Stahl Thale Fußball spielte, meldete sich einfach mal für die 14 Kilometer an. Im Ziel wunderte sich ihr Mann, dass sie nicht die Nase voll hatte, sondern von der Atmosphäre in Magdeburg schwer beeindruckt sagte, dass sie das noch einmal machen wollte. Nachdem die Patchworkfamilie nach Quedlinburg gezogen war, suchte sie bei den Leichtathleten der TSG GutsMuths Anschluss. Brandon kam erst später dazu, weil er merkte, dass er ohne Training starke Leistungen ablieferte und alle besiegte. Trainerin Christine Krügel schrieb ihm Trainingspläne. Brandon wurde erst in der Halle Bezirksmeister, später Landesmeister. Die Eltern bekamen Trainingspläne für den Marathon. Vor drei Jahren liefen sie erstmals den Berlin-Marathon. Bald danach wurden sie Eltern von Zwillingen. Die laufen zwar noch nicht, aber die siebenjährige Monique, das vierte Kind der Familie, war schon beim Konradsburglauf über zwei Kilometer vorn.
Gemeinsam nach Ferropolis
Wie sie nun auf die Idee kamen, am Strongman Run teilzunehmen? Die Eltern lächeln und erzählen davon, dass sie 2012 im Serengetipark Hodenhagen mal an einem solchen Rennen teilnahmen. Verkleidet als Avatar, Hexe und Piratenbraut krauchten sie über Hindernisse und durch Matsch. „Das hat total Spaß gemacht“, schwärmt Lars Hofmann, der später auch am Nürburgring bei dem Wettkampf mit 13 000 Leuten mitgemacht hat. Von den Rennen hörten sie immer mal, nun wollen sie es gemeinsam in Angriff nehmen.
Vater Lars hat eigentlich gesagt, dass sein Sohn aufgrund der gewachsenen Stärke besser sein eigenes Rennen laufen sollte, doch der mag nicht: „Ich würde gerne sehen, wie ihr unter die Stromschlagmatte durchmacht“, sagt er etwas schadenfroh. „Das ziept nur“, behauptet der Vater.
Was sie genau auf der Strecke für Hindernisse erwarten, das wissen sie noch nicht. Obwohl über das Internet alles zu erfahren ist. Sie lassen sich überraschen. 2014 waren bei der Premiere 2 420 Sportler aus 22 Nationen am Start.
Hofmanns wissen, dass sie beim Fisherman’s Friend Strongman Run zwei Runden zu je zwölf Kilometer Länge laufen und dabei je 15 Hindernisse - im vergangenen Jahr zusammengebaut aus 1 000 Strohballen, 12 000 Autoreifen, 32 Überseecontainern, Bauzäunen anderen Materialien - überwunden werden müssen. Die Hindernisse heißen zum Beispiel Schlammopolis, Darknet, Senkrechtstarter, Guten Rutsch, Down Under, Dark Water, Gefährliche Seilschaften, „Das große Krabbeln“, „Die Waschstraße“, „Gib Gummi“, Woodstacle, High Five - Low Five oder auch „Up in the Air“. Stirnlampen nehmen sie trotz des nächtlichen Starts nicht mit. Die Veranstalter haben 30 Flutlichtmasten aufgebaut. Die Baggerstadt wird mit Neonlicht, Lasershow und Spezialeffekten illuminiert. (mz)
Mehr unter www.fishermansfriend.de/strongmanrun/category/strongmanrun-ferropolis/
Videos gibt es unter www.youtube.com/user/strongman0980.