Ex-Chefarzt unter Verdacht Ex-Chefarzt unter Verdacht: Drogen vor und bei Oralsex: Jetzt Anklage nach Todesfall

Halberstadt - Zuvor schon an anderen Kliniken in Sachsen-Anhalt und auch Berlin tätig, kam der plastische Chirurg und Privatdozent Anfang 2017 an das Ameos-Klinikum in Halberstadt.
Hier nahm der heute 42-Jährige seine Tätigkeit als Chefarzt auf und referierte bei verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen, gab Patienten und deren Angehörigen Tipps als Hilfe zur Selbsthilfe.
Offensichtlich nur eine Seite des Mediziners: Denn die Staatsanwaltschaft Halberstadt hat jetzt Anklage gegen den Mann erhoben.
Er soll Frauen vor und beim Oralsex unter Drogen gesetzt haben; eine Frau soll im Februar dieses Jahres an einer Überdosis Kokain gestorben sein.
Ermittlungen gegen Ex-Chefarzt: Oberstaatsanwalt und Pressesprecher halten sich bedeckt
„Ich kann nur bestätigten, dass Anklage erhoben wurde“, sagte Hauke Roggenbuck, Sprecher der Staatsanwaltschaft Halberstadt. Weitere Angaben machte der Oberstaatsanwalt nicht; die Zuständigkeit liege beim Landgericht Magdeburg.
Auch dessen Sprecher hielt sich bedeckt: Laut Anklage würden dem Mediziner Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, Körperverletzung und Vergewaltigung vorgeworfen, erklärte Christian Löffler.
Ermittlungen gegen Ex-Chefarzt: Fünf Opfer hat es gegeben
Insgesamt habe es fünf Opfer gegeben; eines sei gestorben. Bei den Frauen habe es sich nicht um Patientinnen gehandelt. „Das Arzt-Patienten-Verhältnis wurde nicht ausgenutzt.“
Weitere Angaben zur Anklage und dazu, woher die Opfer kamen, machte Löffler nicht. Die Anklage, die erst am Mittwoch beim Gericht eingegangen sei, sei dem Beschuldigten noch nicht zugestellt worden, begründete er.
Ermittlungen gegen Ex-Chefarzt: Prüfung für ein Hauptverfahren
Wie der Gerichtssprecher weiter erklärte, prüfe derzeit die erste große Strafkammer des Landgerichts, ob ein Hauptverfahren eröffnet werde.
Erfolge das, „könnte die Hauptverhandlung bis Ende September beginnen“. Der 42-Jährige sitzt seit März in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Gefängnis.
Ermittlungen gegen Ex-Chefarzt: Ehemann hatte auf Erklärungen gedrängt
Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen der Tod einer 38-Jährigen, die nach MZ-Informationen aus dem Salzlandkreis stammen soll. Auch sie soll der Arzt, der selbst ein Drogenproblem gehabt haben soll, beim Sex in seiner Wohnung in einen Rauschzustand versetzt haben.
Die 38-Jährige soll dann zusammengebrochen und später trotz intensivmedizinischer Versorgung in einer Klinik an einer Überdosis Kokain gestorben sein.
Nach MZ-Informationen soll der Ehemann auf Erklärungen gedrängt haben, weil seine Frau zuvor nie etwas mit Drogen zu tun gehabt hätte.
Ermittlungen gegen Ex-Chefarzt: Vorfälle im privaten Umfeld
Ameos hatte sich eigenen Angaben zufolge Ende Februar von dem Mediziner getrennt. Sprecherin Alexandra von Dossow betonte am Donnerstag erneut, dass „gegen den Arzt als Privatperson ermittelt wird und sich die Vorfälle in seinem privaten Umfeld abgespielt haben“.
Zudem verwies sie auf die bereits im Frühjahr abgegebene Erklärung, wonach die Klinikleitung „bis zur Trennung keinerlei Hinweise über einen etwaigen Drogenbesitz oder -konsum“ des Mediziners gehabt hätte. (mz)
