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Die neue Ämter-Strategie Die neue Ämter-Strategie: Weg von der "Investitionsverhinderungsbehörde"

Von Rita Kunze 25.11.2020, 12:56
Feierstunde zur Verabschiedung von Thomas Balcerowski als Bürgermeister von Thale. Thomas Balcerowski (r.) erhält von Noch-Landrat Martin Skiebe (l.) symbolisch einen Staffelstab für sein neues Amt.
Feierstunde zur Verabschiedung von Thomas Balcerowski als Bürgermeister von Thale. Thomas Balcerowski (r.) erhält von Noch-Landrat Martin Skiebe (l.) symbolisch einen Staffelstab für sein neues Amt. Dominique Leppin

Halberstadt - Nach drei Wochen im Amt ist Landrat Thomas Balcerowski (CDU) dabei, Strukturen in der Landkreisverwaltung grundlegend zu ändern. So hat er jetzt eine Organisationsverfügung für den Aufbau der Behörde unterzeichnet, wie sie ab dem 1. Januar 2021 arbeiten soll. Kompetenzen werden gebündelt, Ämter zusammengerückt, um Entscheidungswege kürzer und effizienter zu gestalten als bisher. Ziel: Der Landkreis soll für Investoren attraktiver werden.

Die wichtigsten Punkte sind dabei die Schaffung eines neuen Dezernates und eines Beschwerdemanagements, das dem Landrat direkt unterstellt ist.

Über Besetzung entscheidet der Kreistag

„Investitionen und Genehmigungsverwaltung“ heißt das neue, vierte Dezernat der Kreisverwaltung, dessen Leitung der Chef des Bauordnungsamtes Matthias Schönhardt kommissarisch übernehmen soll. Über die Besetzung dieser Stelle entscheidet letztlich der Kreistag.

Zugleich wird in dem Dezernat ein „Amt für Investitionen und Bauen“ aufgebaut, das sich um Kreisentwicklung, Standortförderung, den Ausbau und die Versorgung mit Breitband und den öffentlichen Nahverkehr kümmern soll. Diese Aufgaben wiederum „werden dem zu gründenden Sachgebiet Kreisentwicklung und Wirtschaftsberatung zugewiesen“, so der Landrat, der damit eine klare Strategie verfolgt: Er will die Landkreisverwaltung zu einer „Innovationsbehörde“ machen, sagt Thomas Balcerowski gegenüber der MZ. Und das bevorzugt mit eigenen Projekten: „Wir initiieren Dinge selbst.“

Engere Zusammenarbeit der Ämter mit der größten Sachhähe

Damit das funktioniert, sollen die Ämter mit der größten Sachnähe zusammenarbeiten. Im Zusammenspiel mit Investitionen sei dies die „Achillesferse“ des Landkreises, sagt Balcerowski, der deswegen Kompetenzen bündeln will: So sollen das Bauordnungsamt, das Amt für Kreisstraßen und das Umweltamt künftig im Dezernat IV zusammengebracht werden, so der Landrat.

Das Amt für Kreisstraßen soll sich dann auch um das touristische Leitsystem und die Radwege im Landkreis kümmern. Bislang gehören das Bauordnungs- und das Umweltamt dem Dezernat Ordnungsverwaltung an, das Amt für Kreisstraßen dagegen dem Dezernat Hauptverwaltung.

Bewilligungsstrukturen sollen grundlegend geändert werden

„2014 wurde der Landkreis Harz als schlechtester Landkreis bei der Bewilligung von Bauvorhaben bewertet“, sagt Balcerowski. Dass die Landkreisverwaltung auch als „Investitionsverhinderungsbehörde“ betitelt wird, will der Landrat ändern.

Diese Einschätzung habe er „von fast allen Stellen an fast jeder Ecke des Landkreises“ gehört, deswegen wolle er nun die Bewilligungsstrukturen ändern. Ebenso will er Gespräche mit der Industrie- und Handelskammer führen, um investitionsfreundlichere Bedingungen schaffen zu können.

Anreize für Investitionen schaffen

Balcerowski ist vom Erfolg seiner Strategie überzeugt. Beispiel: Wenn Anreize für Investitionen geschaffen werden, können Arbeitsplätze entstehen, wodurch weniger Menschen auf staatliche Unterstützung angewiesen seien. Dadurch ließen sich die Kosten der Unterkunft - Zuschüsse etwa für Wohnraum und Heizkosten - senken, was sich dann mittelbar auf den Haushalt des Landkreises niederschlage.

Wenn die größten Probleme der Corona-Pandemie überwunden seien, beginne ein Nachholprozess, davon ist Balcerowski überzeugt. Auf die dann möglichen Investitionen beispielsweise beim Bau will er den Landkreis vorbereiten und den größtmöglichen Mehrwert schaffen.

Veränderungen auch bei der Schullandschaft geplant

Auch bei der Pflege der Schullandschaft setzt der Landrat auf Veränderungen: Ein „Amt für Schulverwaltung und Bildung“ wird neu organisiert, zu ihm gehört das Sachgebiet „Bildungsmanagement“, das sich mit den Projekten „Rümsa“ und „Schulerfolg sichern“ beschäftigen soll.

Das Netzwerk „Schulerfolg sichern“ gehört bislang zu den Aufgaben des Jugendamtes, das wiederum dem Sozialdezernat unterstellt ist. Bei „Rümsa“ handelt es sich um das Förderprogramm „Regionales Übergangsmanagement“, mit dem Jugendliche beispielsweise mit Praktika bei der Lehrstellenfindung unterstützt werden. Der Landkreis Harz, die Kommunale Beschäftigungs- und die Arbeitsagentur hatten sich dafür schon 2016 unter dem Motto „Bündnis Schule - Beruf“ für eine Kooperation zusammengeschlossen.

Außerdem hat Thomas Balcerowski ein zentrales Beschwerdemanagement eingerichtet, das ihm als Landrat direkt unterstellt ist. Wenn es Probleme und Kritik an der Arbeit der Kreisverwaltung gebe, will das der Behördenchef auch erfahren, um an Lösungen zu arbeiten.

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Wer macht was in der Kreisverwaltung?

In der Verwaltung des Landkreises Harz sollen ab 1. Januar 2021 vier Dezernate mit insgesamt 13 Ämtern arbeiten:

Dem Dezernat I (Hauptverwaltung, Leitung: Heike Schäffer) sind das Amt für Organisation und Personal, das Amt für Finanzwesen und das Amt für Gebäudemanagement zugeordnet.

Zum Dezernat II (Ordnungsverwaltung, Leitung: Katharina Wendland) gehören das Ordnungsamt, das Amt für Veterinärwesen und das Gesundheitsamt.

Im Dezernat III (Sozial- und Jugendverwaltung, Leitung: Susanne Herrmann) sind das Amt für Schulverwaltung und Bildung, das Sozialamt und das Jugendamt tätig.

Dem Dezernat IV (Investitionen und Genehmigungsverwaltung, kommissarische Leitung: Matthias Schönhardt) sind das Amt für Investitionen und Bauen, das Bauordnungsamt, das Amt für Kreisstraßen und das Umweltamt unterstellt.

Der Fachbereich Landrat (Vergabe, Mahn- und Gedenkstätte, Leitung: Susann Arnhold-Wind) arbeitet mit den Fachdiensten Kommunalaufsicht/Wahlen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Wahlen, dem Fachdienst Amt zur Regelung offener Vermögensfragen und dem Fachdienst Beteiligungsmanagement.

Drei Eigenbetriebe arbeiten außerdem im Landkreis: die Kommunale Beschäftigungsagentur (Koba) Harz (Leitung: Claudia Langer), die Kreismusikschule Harz (Leitung: Ulrike Stumpf-Schilling) und der Rettungsdienst des Landkreises Harz (Leitung: Michael Werner).

In der Kreisverwaltung des Landkreises Harz sind insgesamt rund 1.000 Mitarbeiter in Teil- und Vollzeit beschäftigt.  Quelle: Landkreis (mz)