Jugendlicher ausgezeichnet Der Lebensretter aus Blankenburg: Den Opa aus dem brennenden Haus geholt

Blankenburg - Den 10. Juli 2017 wird Jonas Sobol wohl nicht vergessen. An diesem Tag hat er seinem Großvater in Cattenstedt das Leben gerettet. Der Junge zog den damals 85-Jährigen aus dessen brennender Küche - und erlitt dabei selbst eine Rauchgasvergiftung.
Für seine mutige Tat ist Jonas am Freitag von Ministerpräsident Reiner Haseloff mit der Rettungsmedaille des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet worden.
Haseloff kam dafür in die Europa- und Ganztagsschule „August Bebel“ in Blankenburg, in der Jonas die 9. Klasse besucht.
Der Lebensretter aus Blankenburg: Große Feierstunde für Jonas
Es wird eine Feierstunde zu Ehren des 15-Jährigen: Die Schüler der achten bis zehnten Klassen sind in die Aula gekommen, drei Zehntklässler umrahmen die Veranstaltung mit Schlagzeug, Gitarre und Gesang und spielen Lieder der Punk-Rock-Band Green Day. Jonas’ Mutter und Großmutter sitzen in den Reihen der Ehrengäste. Erinnerungen werden wach.
Der Lebensretter aus Blankenburg: Kabelbrand war Ursache
Ein Kabelbrand hatte das Feuer an jenem Tag im Juli ausgelöst. Jonas’ Großeltern waren im Haus, als der Brand um die Mittagszeit in der Küche des Anbaus des Wohnhauses ausbrach.
Mehr als drei Stunden lang kämpften die Feuerwehrleute gegen die Flammen. Rund 100 Rettungskräfte waren damals im Einsatz.
„Ich habe instinktiv gehandelt“, sagt Jonas und erinnert sich an den Moment, in dem er seinen Großvater rettete. „Ich habe Rauch gesehen, habe den Feuerlöscher geschnappt und bin rüber. Ich hatte nicht mal Schuhe an, ich war barfuß.“
Der Lebensretter aus Blankenburg: Kleidung vom Opa brannte schon
Im Flur des Hauses seiner Großeltern loderten bereits die Flammen. „Er hat seinem Großvater den Tod durch Verbrennen erspart“, sagt Jonas’ Mutter Steffi Sobol. Die Kleidung des 85-Jährigen habe schon gebrannt.
Steffi Sobol ist stolz auf ihren Sohn. „Er will Rettungssanitäter werden“, sagt sie. Was er erlebt habe, habe ihn bei dieser Entscheidung noch mehr geprägt.
Jonas’ Großeltern wurden bei dem Brand, der sich in wenigen Minuten bis ins Dachgeschoss ausgebreitet hatte, schwer verletzt und wurden mit Rettungshubschraubern in Spezialkrankenhäuser geflogen.
Während es der damals 81 Jahre alten Großmutter recht schnell besser ging, musste Jonas’ Großvater wegen seiner schweren Brandverletzungen in ein künstliches Koma versetzt werden. Am 8. August erlag er seinen schweren Verletzungen.
Der Lebensretter aus Blankenburg: Haseloff will animieren
„Er hat sicher gespürt, dass er gerettet wurde, und hat das mit sich getragen“, sagt Haseloff während der Feierstunde in der Schule. Er wolle nicht nur Danke sagen, sondern zugleich jeden ermutigen, durch Jonas’ Vorbild animiert zu sein, es ihm gleichzutun, wenn es notwendig sei, so der Ministerpräsident.
Niemand solle in Gefahrensituationen wegsehen, sondern helfen. Wer nicht selbst eingreifen könne, könne sich an die Polizei wenden.
Der Lebensretter aus Blankenburg: Superlative spielen nicht immer eine große Rolle
„Was macht diesen Schüler so besonders?“, fragt Schulleiterin Kerstin Gaßmann. Sind es hervorragende Noten? Oder Bestleistungen im Sport?
Es seien nicht immer Superlative, die einen Menschen aus der Masse herausheben, betont sie. In Jonas’ Fall seien es seine Selbstlosigkeit und Entschlossenheit. Für seine Mitschüler solle dies Motivation sein, Menschen in Not zu helfen.
„Das war Hilfeleistung unter Lebensgefahr. Das ist keine Kleinigkeit“, hebt Haseloff hervor. Zumal der 15-Jährige selbst wegen einer Rauchgasvergiftung ärztlich versorgt werden musste.
„Es kommt auf das Miteinander an“, betont Blankenburgs Bürgermeister Heiko Breithaupt. Die Familie habe „unwahrscheinlich viel Unterstützung und Zuspruch“ erfahren. „Es lohnt sich, füreinander einzustehen.“ (mz)