Der Glasmacher Der Glasmacher: Handwerkliche Kunst steht auf der Roten Liste

Derenburg - Peter Kuchinke hebt die Hände. „Ich bin kein Glaskünstler, ich bin Glasmacher!“, stellt er in der Glasmanufaktur Harzkristall in Derenburg klar. „Es geht um handwerkliches Können. Genau darum hat die Unesco 2015 das Mundblasen in ihre Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.“
Diese handwerkliche Kunst gleiche einem aussterbenden Tier, das auf der Roten Liste stehe. Er tritt mit vielen Mitstreitern an, um diesem traditionellen Handwerk eine Perspektive zu geben. Dazu trägt nun ein Wettbewerb bei, den das Land in Kooperation mit der Kunststiftung in der Derenburger Glasmanufaktur veranstaltet.
„Da erfahren die Teilnehmer schnell, dass Glas nicht bergauf oder um die Ecke läuft“
Peter Kuchinke, den die Chefin der Kulturstiftung Manon Bursian als „einen der weltbesten Glasvermittler“ bezeichnet, leitet Aneta Koutná, Johannes Nagel, Sebastian Richter, Judith Runge und Julia Schleicher beim Einführungs-Workshop der vergangenen Tage handwerklich an. „Eine großartige Idee, zeitgenössischen Künstlern hier in einem Wettbewerb die Chance zu geben, selbst am Ofen zu stehen“, freut sich Hütten-Chef Otto Sievers.
„Da erfahren die Teilnehmer schnell, dass Glas nicht bergauf oder um die Ecke läuft. Bei Peter Kuchinke lernen sie die handwerklichen Regeln hier in einer der letzten noch produzierenden Glashütten.“
Inspiration vom gesamten Welterbe in Sachsen-Anhalt
Spannend bleibt das für die Wettbewerbsteilnehmer, die sich im Umgang mit dem Werkstoff Glas üben, kommen sie doch teilweise aus Theaterplastik, Bildhauerei und Keramik. Sie sollen sich zu ihrem Objekt vom gesamten Welterbe in Sachsen-Anhalt inspirieren lassen und den Welterbegedanken reflektieren.
Entstehen soll ein handwerklich-technisch realisierbares, hochwertiges und vor allem benutzbares Alltagsobjekt aus Glas jenseits des Souvenirs, erklärt Kultus-Staatssekretär Gunnar Schellenberger am Mittwoch beim Besuch des Workshops „Weltkulturerbe trifft auf Immaterielles Kulturerbe“.
Schon seit 28 Jahren in Schweden
Peter Kuchinke lebt seit 38 Jahren in Schweden, wo es noch kein Immaterielles Kulturerbe gebe, aber „mehr Handwerk als in Deutschland, obwohl es nur rund ein Zehntel so viele Schweden wie wir Deutsche sind.“
Er arbeitet in der „Glass Factory“ von Boda Glasbruk, die als „arbeitendes Museum“ eine Sammlung von Glaskunst der 1960er Jahre besitzt. Auch dort tut der 1963 geborene Glasmacher das, wofür er brennt: Das Handwerkliche des Glasmachens vermitteln. Zudem gibt er sein Wissen an den Hochschulen in Halle-Giebichenstein und Berlin-Weißensee weiter.
Sechs Wochen Zeit für Entwürfe und Endprodukt
Die Derenburger Wettbewerbsteilnehmer begeistern sich für ihren Mentor. „Jetzt haben wir sechs Wochen Zeit, unsere Entwürfe zu gestalten und dann einen Tag mit ihm an der Produktion zu arbeiten“, sagt Judith Runge. Der glaserfahrene Sebastian Richter freut sich, „mit Peter Kuchinke erstmals zusammenarbeiten zu können, nachdem wir bisher nebeneinander wirkten und sich unsere Wege nicht kreuzten. Bisher hatte er für unsere Fragen immer eine Antwort.“
Die fünf Teilnehmer kehren jetzt erstmal in ihre eigenen Ateliers zurück und Kuchinke nach Schweden. „Ich hoffe, in sechs Wochen liegen hier fünf Glas-Dinge auf dem Ausstellungstisch, die uns die Auswahl richtig schwer machen.“ (mz)