Besitzerwechsel in Hedersleben „Der Döner ist typisch deutsch“
Vor fünf Jahren kam Mustafa Akgün nach Deutschland. Jetzt ist er sein eigener Chef in einem Bistro in Hedersleben.

Hedersleben - Döner, gefüllte Auberginen, Pizza, Pasta oder Falafeln. Gewürzt mit Minze, Koriander oder Kreuzkümmel. Orientalisch-mediterran-türkische Gerichte gehen über die Ladentheke von Mustis Pizzeria und Dönerhaus. Der Betreiber Mustafa Akgün hat das Bistro Alanya im Schadelebener Weg in Hedersleben übernommen und im April neu eröffnet. Am Tag der Eröffnung war Mustafa Akgün gespannt: Wie wird der neue Laden angenommen? Schauen überhaupt Kunden vorbei? Jegliche Befürchtungen waren unbegründet. „Es läuft gut“, sagt der Chef nach den ersten aufregenden Wochen. Seine drei Angestellten und er hätten viel zu tun.
„Den Innenraum will ich noch renovieren“
Akgün hat bereits viel Arbeit in sein Lokal gesteckt. „Wir haben die Speisenangebote überarbeitet. Alles ist neu und doch ähnlich“, so der 31-Jährige. Es gibt nun viel mehr Auswahl. Er habe für alle Lebensmittel neue Lieferanten ausgewählt. Es gebe sehr viele verschiedene Dönerfleisch-Produzenten. „Da schmeckt Döner überall anders“, so Akgün. Der Pizzateig ist hausgemacht, außerdem die für jeden Döner wichtige Soße, die mit etwas Dill und Petersilie eine angenehme Frische bringt. An der Theke gegenüber dem Eingang reihen sich die verschiedenen Speisenangebote aneinander. „Den Innenraum will ich noch renovieren“, sagt Akgün. Durch die Pandemie sei es schwierig, auch das Inventar sei noch dasselbe.
„Für die Deutschen muss es immer schnell gehen, sie haben nie Zeit“
Döner sind so beliebt, weil die gefüllten Teigtaschen besonders günstig sind. Oder andersherum: Alle 15 bis 20 Kilometer drehen sich in der Umgebung zwischen Aschersleben und Quedlinburg Dönerspieße. Man mag es kaum glauben, aber „der Döner ist typisch deutsch“, erklärt Mustafa Akgün. Das gegrillte Fleisch vom Spieß, serviert mit etwas Salat, Zwiebeln, ein paar Scheiben Tomate und Soße im Fladenbrot – mit oder ohne scharf, sei eine Erfindung aus Deutschland. „In der Türkei nehmen wir uns viel Zeit zum Essen. Für die Deutschen muss es immer schnell gehen, sie haben nie Zeit“, sagt der Bistro-Betreiber.
Die Lage bringt viel Laufkundschaft mit sich
In der Türkei liege nur das Grillfleisch vom Spieß auf dem Teller, hier geht es dagegen als schnelles Essen im Fladenbrot für unterwegs über die Theke. Mustafa Akgün kennt sich aus in diesem Geschäft. Vor fünf Jahren kam der Familienvater – von bald drei Jungs, wie er stolz hinzufügt – aus der Türkei nach Deutschland. Aufgewachsen ist er im mehrheitlich kurdisch geprägten Bozova, in der Provinz Sanliurfa in Südostanatolien. Seitdem arbeitete er in einem Dönerladen in Aschersleben. Als er hörte, dass das Bistro in Hedersleben zum Verkauf steht, sah er eine gute Möglichkeit, sich beruflich hier niederzulassen und sein eigener Chef zu werden. Die Lage an der Magdeburger Straße bringe zwar viel Verkehr, aber auch einige Laufkundschaft, wie Akgün berichtet. Und die Gäste waren bislang durchgängig zufrieden. Neuerdings hat er sogar montags geöffnet.
Eigentlich wollte er eine kleine Party mit Eröffnungsangeboten machen, musste sie aber coronabedingt absagen – so gab es keine Party, nur die Angebote. Dafür hat er für die Fußball-EM und pünktlich zu Beginn des ersten Spiels der deutschen Mannschaft in dem Turnier seine Terrasse mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen dekoriert. (mz)