Denkmal Stellwerk Denkmal Stellwerk: Vieles verändert, aber die alte Technik funktioniert
Thale - Als Kleinod hebt sich das unter Denkmalschutz stehende Stellwerk in Thale imposant zwischen Innenstadt und Bahnhof ab.
„Dieses Gebäude mit dem markanten Fachwerk wurde 1897 erbaut“, erklärt Heiko Golla, der sich mit der Geschichte der Thalenser Bahn in einem Buch beschäftigt hat.
Denkmal Stellwerk in Thale: Gab es früher schon ein Stellwerk an dieser Stelle?
Eines konnte der Eisenbahnfreund allerdings nicht ergründen: „Ob es zuvor schon ein Stellwerk an dieser Stelle gab, ist nicht bekannt.“ Denn bereits 1858 hatte sich die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn-Gesellschaft (MHE) dazu entschieden, auch Thale an ihr Schienennetz anzuschließen.
„Neben den Firmen in Quedlinburg versprechen auch das Hüttenwerk in Thale sowie der ansteigende Tourismus gute Einnahmen“, wurde von den Initiatoren als Begründung angeführt.
Probleme gab es allerdings bei der Streckenführung, denn die störrischen Bauern von Harsleben wollten ihr Land nicht für die zunächst geplante Route hergeben.
Also entschieden sich die Macher schließlich für einen östlichen Weg von Halberstadt über Wegeleben und Ditfurt nach Quedlinburg sowie Thale.
Strecke wurde vor 155 Jahren eingeweiht
Am 2. Juli 1862 wurde die Strecke feierlich eingeweiht. Sie endete in einem ebenfalls als Fachwerkbau errichteten Bahnhof am Ende der Stadt. Schon einen Tag nach der offiziellen Eröffnung begann der planmäßige Personenverkehr mit zunächst vier Zugpaaren pro Tag.
Ab 1910 bekam die Strecke von Halberstadt nach Thale sogar durchgehend ein zweites Gleis. Es wurde allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg als Reparationsleistung an die Sowjetunion wieder demontiert.
Golla: „Seitdem ist die Strecke eingleisig geblieben.“
Zwölf Jahre später wurde das Hüttenwerk angeschlossen
„Schon 1874 war auch das Hüttenwerk an das Gleis angeschlossen“, berichtet er. „Die anfangs fünf Gleise wurden bis 1888 auf neun erweitert“.
Als die Eisenbahndirektion Magdeburg - die MHE wurde inzwischen verstaatlicht - 1897 neben dem Ausbau des Personenverkehrs auch mit dem Neubau eines Güterbahnhofs begann, wurden die bis dahin noch per Hand betriebenen Weichen durch ein damals modernes mechanisches System einer Braunschweiger Firma ersetzt.
„Die Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co war damals auf dem höchsten Stand der Sicherungstechnik“, erklärt Golla.
Einer der Gründe dafür war der geniale Ingenieur und Tüftler Heinrich Büssing, der technischer Leiter des Unternehmens war.
Später erlangte dieser als Konstrukteur von Lastkraftwagen und Omnibussen noch größere Berühmtheit.
Denkmal Stellwerk in Thale: Immer ein Fahrdienstleiter im B 2
Aus dem früheren Stellwerk Thale Ost wurde das heutige „Thale Befehlsstellwerk 2“, was abgekürzt als „B 2“ deutlich auf einem Schild zu erkennen ist.
„Darin hält sich schon immer der Fahrdienstleiter auf“, erläutert Golla den Unterschied zum zweiten Stellwerk - Thale Mitte, an dem für rund hundert Jahre die Ende 1996 stillgelegten Gleise zum Güterbahnhof im Stadtzentrum Thales abzweigten.
Im „Thale Wärterstellwerk 1“ - kurz W 1 genannt -, an dessen Fuß am 18. Dezember 2001 der neue Haltepunkt Musestieg eröffnet wurde, gebe es keinen solchen Chef.
Der einstige Güterbahnhof ist längst verschwunden, dort kann mittlerweile eingekauft oder gespielt werden. Auch das Rathaus steht an dieser Stelle.
Thalenser Bahnhof wurde heraufgestuft
Nach dem Bau einer neuen Strecke von Thale nach Blankenburg (1907) und Quedlinburg (1908), auch „Quäke“ genannt, wurde der zuerst gebaute zum Hauptbahnhof Thale heraufgestuft.
Von einst zwölf Gleisen sind nur noch drei vorhanden. Ebenso verschwanden der große Lokschuppen mit Drehscheibe und die Anschlussgleise zum Hüttenwerk.
Doch die Technik aus dem 19. Jahrhundert versieht auch 120 Jahre nach dem Einbau noch immer zuverlässig ihren Dienst, wie das Personal im Stellwerk bestätigt.
Über 28 Hebel werden die einzelnen Weichen und Fahrsignale gesteuert. „Einzig die Schranke müssen wir nicht mehr per Hand bedienen“, freut sich ein Bahnmitarbeiter, der nicht genannt werden möchte.
Heiko Golla: „Schranken kurbeln müssen nur noch die Kollegen im Stellwerk am Musestieg.“ (mz)