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Sommermärchen in Harzgerode Das Fünfte Sommermärchen in Harzgerode: Alle ziehen mit

Von Susanne Thon 01.07.2019, 09:00
Am Ende fehlten ein paar Zehntelsekunden. Die Harzgeröder Feuerwehr musste sich knapp geschlagen geben.
Am Ende fehlten ein paar Zehntelsekunden. Die Harzgeröder Feuerwehr musste sich knapp geschlagen geben. Marco Junghans

Harzgerode - Wie sich Sieger anhören? So: „Seat-Szene, Seat-Szene, Harz, Harz, Harz!“ Der Schlachtruf hallt durch die Oberstraße in Harzgerode, einmal, zweimal, noch mal. Nur der Startschuss - abgegeben von der Schützengilde - war lauter, gefolgt von den Anfeuerungsrufen: Ziiieht! Das brüllt sich leicht, wenn man im Schatten hinter der Absperrung steht.

Die Aufgabe, vor der die Männer stehen, ist etwas schwerer. Um die 5 Tonnen wiegt der Robur-Schlauchwagen der Harzgeröder Feuerwehr, den sie bei über 30 Grad und in der prallen Sonne über das Kopfsteinpflaster zerren sollen. Wollen. Weil sie es können. Aus der Kalten heraus, ohne Training: „Das macht man so!“ Da hinten gebe es Bier, und mit dem Ziel vor Augen, sei die Richtung klar …

Sommermärchen in Harzgerode: Feuerwehr feiert 150. Geburtstag

Ja, Spaß haben sie und erleben beim 5. Harzgeröder Sommermärchen - eingebettet waren die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Harzgerode - ihr eigenes kleines Sommermärchen. Mit 14,8 Sekunden legen Steffen Wallner, René Hafermalz, Philipp Vogelbacher, Nico Drescher, Steffen Pechöl, Sven Oswald und Tobias Gille auch eine Zeit vor, die keines der beiden noch folgenden Teams unterbieten konnte.

Knapp dahinter landete die Feuerwehr vor der etwas weiter abgeschlagen Mannschaft „O16 Weißes Ross“.

Schwer hatte es zuvor auch schon Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU). Obwohl er es nicht hätte machen müssen - die Stadtwette wurde haushoch gewonnen -, löste er seinen Wetteinsatz ein und schlüpfte für eine Stunde in einen Alterssimulationsanzug.

Es sollte ein wichtige Erfahrung für ihn werden. Eingeschränkt in der Bewegung, beim Gucken und Hören, lernte er die Stadt aus einer für ihn unbekannten Sicht kennen. „Ich hoffe nicht, dass es einem 75-Jährigen so geht, wie ich mich gefühlt habe“, sagt Weise, selbst Anfang 30.

Noch im September, sagt der Bürgermeister, wolle er mit Mitarbeitern der Stadt einen Rundgang mit Rollstuhl und Rollator machen, um zu ergründen, wie es in Harzgerode um die Barrierefreiheit bestellt ist.

Sommermärchen in Harzgerode: Ein Sonnensegel für die Albertine

„Mehr kann man nicht erwarten“, befand dann auch Karin Steinberg vom Wohn- und Pflegeheim Haus Einetal. Die Einrichtungsleiterin war es, die gewettet hatte, dass es die Harzgeröder nicht schaffen, den Schriftzug „Harzgerode - wir nehmen unsere Zukunft selbst in die Hand“ mit bunten Handabdrücken zu schreiben. 150 waren gefordert, 334 kamen zusammen. Der Gewinn: Ein Sonnensegel fürs Planschbecken im Freibad „Albertine“.

Nach dem Harz-Beatz-Festival, das sich bis in die frühen Morgenstunden hinzog, nach dem Umzug der Feuerwehr, nach dem Bürgerfrühstück mit 700 Teilnehmern aus allen Ortsteilen Harzgerodes, nach dem Typisch-Harz-Markt und allem, was drumherum sonst noch los war, ziehen Weise und Mitorganisator Peter Strube ein positives Fazit.

Neben Harzgerödern seien auch etliche auswärtige Besucher gekommen, die Beteiligung am Bürgerfrühstück zeige, wie die Stadt zusammengewachsen sei, und überhaupt habe sich das Sommermärchen als Stadtfest etabliert, ein Fest, das auch durch die vielen ehrenamtlichen Unterstützer und Sponsoren lebe. „Jeder hat seine Aufgabe, weiß, was zu tun ist, und man kann sich verlassen“, sagt Strube.

Und die Seat-Szene Harz? Die hat sich am Ende gegen das Bier und für einen Bowling-Gutschein als Gewinn entschieden. Den Klub - kein Tuning, sondern ein Familienklub, wie die Jungs betonen - gibt es seit 2016, 19 Leute gehören ihm an. Sie verstehen sich als große Familie, helfen einander, unternehmen viel - und dürften sich schon jetzt das Sommermärchen 2020 im Kalender vorgemerkt haben, wo sie dann als Titelverteidiger starten. (mz)

Der Simulationsanzug ließ Marcus Weise im Nu um Jahrzehnte altern. Er löste den Wetteinsatz ein, obwohl die Wette gewonnen ging.
Der Simulationsanzug ließ Marcus Weise im Nu um Jahrzehnte altern. Er löste den Wetteinsatz ein, obwohl die Wette gewonnen ging.
Siegfried Ottilie