Rausch fürs Publikum Constanze Burger verbindet seit der Kindheit viel mit dem Theater in Quedlinburg
Nun führt die 41-Jährige dort Regie bei der Adaption eines Bestsellers.

Quedlinburg/MZ - „Es ist schon ein besonderes Gefühl. 2006 bin ich weg aus Quedlinburg, 2020 tauche ich als Regisseurin wieder auf“, erzählt Constanze Burger. „Da paart sich die Vergangenheit mit all den neuen Dingen.“ Ein Jahr hat sie an „9 Tage wach“, der Bühnenadaption des Bestsellers von Eric Stehfest und Michael J. Stephan, gearbeitet. „Das Ding hauen wir jetzt raus“, freut sich die 41-Jährige auf die Premiere am kommenden Donnerstag.
Zwei Premierentermine durch Corona vermasselt
Corona vermasselte zwei Premierentermine, dem Hauptdarsteller war es nicht vergönnt, das Erprobte auf die Neue Bühne zu bringen. Die Rolle ist unterdessen umbesetzt, Frederik Reents spielt nun den Eric. Der nimmt Crystal-Meth, um sich unbesiegbar zu fühlen, tagelang durchzufeiern und zu fliegen. Die Folgen zerstören sein Leben und machen seine Liebe zu Anja kaputt. Regisseurin Constanze Burger reizt die Geschwindigkeit des Bühnentextes, der durch die ständigen Szenenwechsel selbst das Publikum in einen Rausch versetzt.
Die Regisseurin erinnert sich an ihre Jugendzeit in der Techno-Ära. „Wir zogen hier von Klub zu Klub.“ Sie fragt sich durchaus, nicht nur wegen des Stückes, wo Jugendliche heute in Quedlinburg ihren Platz finden. Am Theater trifft sie nur noch wenige Gesichter aus ihrer aktiven Zeit dort. „Ein paar Techniker haben sich gefreut, mich wiederzusehen, und Arnold Hofheinz spielte ja damals schon.“
Plötzlich auf der anderen Seite gestanden
Ihren „Einstieg“ mit 13 verdankt sie Waltraud Prinz, die sie kurzfristig fragte, ob sie am nächsten Tag in „Ronja“ als Statistin einspringen wollte. „Ich hatte Blut geleckt.“ Als irgendwann später ihre Regieassistentin krank wird, fragt Frau Prinz wieder Constanze Burger. „Da stand ich plötzlich auf der anderen Seite.“ Sie wurde Übernahme- und Gast-Assistentin, erhielt ihr erstes Festengagement für zwei Jahre im Würzburger Schauspiel. Sie durfte sich als Regisseurin mit einem Kollegen an Faßbinders „Anarchie in Bayern“ ausprobieren und später allein bei Schnitzlers „Reigen“.
Sie übernimmt dort damals den Theater-Jugendklub und inszeniert mit dem Nachwuchs, wie sie es bei ihren weiteren Assistenten-Engagements tut, während der vier Jahre in Osnabrück, in Dresden bei der Theaterwerkstatt und in Leipzig.
„Irgendwann muss die Assistentenzeit enden!“
Constanze Burger hat nicht irgendein Zertifikat an der Wand hängen. „Zugucken und lernen, das Vertrauen der Chefs, sich mit eigenen Arbeiten ausprobieren zu dürfen, das bringt sehr viel.“ Später springt die junge Frau „ins Haifischbecken der Freiberuflichkeit“. Sie fügt an: „Irgendwann muss die Assistentenzeit enden!“
Die erste Regie als Freie wird „Die feuerrote Blume“ in Plauen-Zwickau, sie inszeniert am Volkstheater Rostock und geht ans „Theatrium“ mitten zwischen Plattenbauten in Leipzig-Grünau, wo sie mit Schülern arbeitet. So hatte sie Lust, gerade am Quedlinburger Theater ihrer Jugend eine Produktion rauszubringen. Die „9 Tage wach“-Fassung von John Düffel findet Burger „irre gut“, auch wenn es nicht ihr Traumstück war. „Wir machen ein Jugendstück, in dem es sehr heutig um Crystal geht. Mit der Theaterpädagogin und Drogenberatern wollen wir dazu Nachgespräche anbieten.“ Doch am Donnerstag ist erstmal Premiere - nach elf Monaten.