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Bildungsort statt 20 Jahre alter Bruchbude Bildungsort statt Bruchbude im Thalenser Ortsteil Neinstedt: In der Post geht die Post ab

Von Benjamin Richter 05.07.2019, 09:56
Zwischen Staubflusen und Spinnweben: Stiftungssprecher Andreas Damm (links) und Paul-Ulrich Grimm besichtigen die Alte Post.
Zwischen Staubflusen und Spinnweben: Stiftungssprecher Andreas Damm (links) und Paul-Ulrich Grimm besichtigen die Alte Post.  Fotos (3): Marco Junghans

Neinstedt - „Ah, er passt doch“, sagt Paul-Ulrich Grimm und atmet auf, nachdem er den Schlüssel ein zweites Mal, und diesmal erfolgreich, ins Schlüsselloch der Tür zur Alten Post zu stecken versucht hat. Dass selten jemand hier hineingeht, zeigt auch der erste Blick ins Innere: Spinnweben zieren Decke und Wände, auf dem Boden liegt eine teils zentimeterhohe Staubschicht.

Seit rund zwei Jahrzehnten steht das Gebäude im Neinstedter Ortskern leer. Grimm betreut es für die Evangelische Stiftung - und weiß, wie es damit weitergehen wird: „Hier soll die Fachschule für Heilerziehungspflege untergebracht werden.“

Bildungsort statt Bruchbude in Neinstedt: Schule ist ein bisschen weit ab vom Schuss

Die Schule sitzt derzeit im obersten Stockwerk des Markushauses auf dem Lindenhof der Stiftung - und damit laut Grimm „ein bisschen weit ab vom Schuss“. Der Umzug soll sie „auf den Boden der Tatsachen“ bringen.

Bis es so weit ist, liegt allerdings noch ein langer Weg vor der Alten Post, einem einstigen landwirtschaftlichen Speichergebäude, das seit 1850 Teil der sozialen Einrichtungen im Ort ist.

Das Innenleben des Baus - derzeit zwei lange verlassene Wohnungen sowie ein mittelgroßes Postzimmer und ein geräumiger Dachboden - müsste komplett neu gestaltet werden. Um das zu leisten, ist die Evangelische Stiftung Neinstedt auf Fördergeld angewiesen. Eine erste Zusage weckt Hoffnung.

Im März teilte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit, dass sie in diesem Jahr 24 Denkmäler in Sachsen-Anhalt fördert, darunter auch die Alte Post. Knapp 40.000 Euro hat die DSD den Neinstedtern zugesagt, beziffert der pädagogische Stiftungsvorstand Hans-Christoph Jaekel. „Für uns ist das ein Türöffner zu weiteren Fördermöglichkeiten von Bund und Land“, merkt er an.

Bildungsort statt 20 Jahre alter Bruchbude: Eigenanteil beläuft sich auf 300.000 Euro

Die Stiftung strebt ein Programm mit 50-prozentiger Förderung an. Bei geschätzten Kosten von 600.000 Euro müsste sie dennoch einen Anteil von 300.000 Euro selbst aufbringen.

Mit ihrer Begründung, warum sie das Bauvorhaben unterstützt, hat die DSD die Stiftungsvorstände Jaekel und Stephan Zwick überrascht. „Ausschlaggebend war für sie der historische Wert der Arbeit unserer Stiftung“, sagt Jaekel.

Wie zahlreiche andere pietistische Einrichtungen in Deutschland wurde die Evangelische Stiftung in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet, um sozial schwachen Familien und Waisen zu helfen. „Jedoch entstanden sie fast nur in Großstädten“, legt der Vorstand dar.

Bildungsort statt 20 Jahre alter Bruchbude: Auch eine Aula ist mit eingeplant

Als die Verantwortlichen der DSD Neinstedt besuchten, hätten sie große Augen gemacht. „Die waren völlig baff, dass es das auch in ländlichen Regionen gab und gibt“, sagt Jaekel. Er und Zwick hätten diese Zusammenhänge selbst noch gar nicht „auf dem Schirm“ gehabt.

Neben Räumen für die Pflegefachschule soll in der Alten Post nach aktuellem Planungsstand auch eine Aula Platz finden. Diese sollen Stiftungsmitarbeiter und die Neinstedter Dorfbewohner gleichermaßen nutzen können. „Die Aula würden wir gern im Erdgeschoss bauen, um den Zugang für alle zu gewährleisten“, erläutert Stephan Zwick.

Die derzeitigen Pläne für den Umbau der Alten Post sind aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangen, zu dem die Evangelische Stiftung Neinstedt im Jahr 2016 aufrief.

„Unsere Vision ist es, 2020 mit der Erhaltung anzufangen“, kündigt Zwick an, fest stehe der Termin allerdings noch nicht. Erst müsse sich die Stiftung um weiteres Fördergeld bemühen. (mz)

Die Witterung hat dem Bau zugesetzt.
Die Witterung hat dem Bau zugesetzt.
Junghans