Juni 1990 Bad Harzburger Mineralbrunnen sponserten ab 1990 Basketballer in Quedlinburg: Andreas Bürkner stellte Kontakt her

Quedlinburg - Der Vertrag trägt das Datum 1. Juni 1990. Unterschrieben worden ist er aber erst ein paar Tage später. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches.
Ungewöhnlich waren eher die vertragsschließenden Seiten: Eine Firma westlich der Grenze und die Abteilung Basketball einer Betriebssportgemeinschaft (BSG) in Quedlinburg. „Meines Wissens war es der erste derartige Vertrag und wahrscheinlich auch der einzige“, erinnert sich Andreas Bürkner.
Der heute 63-Jährige war damals Initiator des Ganzen und Abteilungsleiter Basketball bei der Betriebssportgemeinschaft „August Bebel“ mit dem gleichnamigen Volkseigenen Gut in Quedlinburg als finanzieller Träger des Sports.
Abteilungsleiter Basketball der BSG unterschrieb den Vertrag
Basketball wurde damals vor allem an Schulen gespielt. Das hatte mit den Sporthallen vom Typ KT60 zu tun. KT ist die Abkürzung des Begriffs „Kleine Turnhalle“. Für ein Handballfeld waren sie zu klein, aber die Basketballer fanden genügend Platz.
Als Bürkner 1982 als junger Lehrer nach Quedlinburg kam, begann er seine Begeisterung für Basketball zu teilen. Erst mit seinen Schülern, später auch mit Kollegen in Güntersberge, Badeborn oder Ditfurt. Alles bewegte sich aber im Rahmen des Freizeitsports im Nachwuchsbereich.
Mit Handzetteln in Schulen oder Anzeigen in der Zeitung hatte Bürkner Werbung gemacht. 1985 wurde er Sportartverantwortlicher im Kreisvorstand des DTSB, später Vorsitzender des Kreisfachausschusses Basketball. Und 1986 stand Basketball zum ersten Mal bei der Kreis-Kinder- und Jugendspartakiade auf dem Programm.
Bei den Erwachsenen blieb der Wettkampfkalender zwischen Bernburg und Brocken in jener Zeit indes weitgehend leer. „Nur Aschersleben hatte eine Mannschaft, die um Punkte gespielt hat“, so Bürkner weiter.
Kontakt zum Basketball-Bundesligisten MTV Wolfenbüttel
Als im November 1989 die Grenze durchlässig wurde, wollte sich Bürkner auch mal ein Bundesligaspiel ansehen. Anfang Dezember setzte er den Plan um, fuhr nach Wolfenbüttel und suchte auch Kontakt zu einem Verantwortlichen des Erstbundesligisten MTV Wolfenbüttel.
„Ich habe mich angemeldet und meine Bitte höflich vorgetragen. Das wurde dann in der Halle ausgerufen“, erinnert sich der Vorruheständler. So kam der Kontakt zustande, vor allem auch zum Förderkreis der Wolfenbütteler. Jenem Gremium also, dass sich unter anderem ums Sponsoring des Vereins gekümmert hat.
Im Förderkreis wurde selbst hobbymäßig gespielt und so war die Mannschaft willkommener Gegner beim Quedlinburger Stadtfest in der ersten Januarwoche 1990.
Die Wolfenbütteler hatten einen Bus gechartert. Darin saß auch Hans-Dieter Beck, Geschäftsführer der Bad Harzburger Mineralbrunnen GmbH. Und Beck fand in Bürkner nicht nur einen Basketballbegeisterten, wie er selbst einer war, sondern in der Mannschaft der BSG auch einen Werbeträger. Und so kam der Vertrag zustande.
Mit teils kuriosem Inhalt. In Paragraf 4 hieß es: „Die BSG verpflichtet sich, Spieler für Autogrammstunden oder sonstige PR-Aktionen zur Verfügung zu stellen.“ Dazu Bürkner: „Ich denke, dass der Vertrag, den die Firma mit Wolfenbüttel geschlossen hatte, einfach auf uns umgeschrieben wurde.“ Unter anderem gab es Trikots und Hosen für zwölf Spieler und 500 D-Mark.
Für die Basketballer aus Quedlinburg gab es Trikots vom Sponsor aus Bad Harzburg
„Sie wollten uns das Geld überweisen. Aber das ging ja zu der Zeit noch nicht. Also hat es der Geschäftsführer zur Vertragsunterzeichnung mitgebracht und mir bar überreicht“, sagt Bürkner. Am 9. Juni 1990 sei das gewesen, jenem Tag, als die Endrunde der Kreisspartakiade gespielt wurde.
Dafür hatte Geschäftsführer Beck auch noch Geld für Preise spendiert. Als am Nachmittag die Männer der BSG gegen die TSG GutsMuths 87:32 gewannen, hatten die Trikots ihre Feuertaufe bestanden. Doch der Bad Harzburger Beck wollte nicht mehr nur Freizeitspieler unterstützen, sondern drängte auf Wettkämpfe.
Anfangs gab es nur drei Basketballteams in der Region
Und als der Basketballverband Sachsen-Anhalts gegründet wurde, war Bürkner als einer der Verantwortlichen im Präsidium dabei. Magdeburg und Halle waren in jener Zeit Hochburgen des Basketballs, während in der Harzregion mit den Quedlinburgern, Aschersleben und Wernigerode gerade einmal drei Mannschaften um Punkte spielten.
1992 sah das schon ganz anders aus in der Landesliga West, als unter anderem noch Harzgerode, Blankenburg erstmals die TSG GutsMuths und sogar Dankerode mitmischte. Über die Jahre wurde aus der BSG der Freizeitsportverein 1978, der sich 1998 aufspaltete. Viele Basketballer schlossen sich der TSG GutsMuths an, einige, wie Bürkner als Trainer, gingen da zu Stahl Thale.
Der Sponsorvertrag bestand bis 1997 mit einem Jahresbudget von rund 3.000 Mark
Bis 1997 hatte der Vertrag Bestand, ab 1993 mit jährlichen Zuwendungen von 1.000 D-Mark und Kosten für die Einkleidung zwischen 2.000 und 2.500 Mark. Hinzu kamen Getränke, bis zu 100 Kästen jährlich. Kontakte zum MTV Wolfenbüttel wurde über Spiele und gemeinsame Trainings gepflegt.
Die Freizeitsportgemeinschaft 1998 wurde einer der Nachfolger des FSV 1978 und Bürkner erster Präsident. Unter Regie der FSG wurden jedes Jahr ein Basketballturnier und ein Wettstreit im Streetball ausgerichtet. Auch die Hobbysportgruppe wurde weitergeführt.
Bürkner machte dann noch eine Ausbildung zum Schiedsrichter, übt aber seit 2006 keine Funktionen im Basketball mehr aus. Aber die Geschichte des Vertrages wollte er 30 Jahre danach unbedingt noch einmal erzählen. (mz)
