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Zwei Orte, ein Straßenname Amselweg in Thale und Allrode verwirrt Paketboten

Online-Bestellungen und Urlauber landen immer wieder an der falschen Adresse: Wie Bauamt und Ortsvorsteher Verwirrung vermeiden wollen.

Von Benjamin Richter 29.05.2021, 15:00
Der Amselweg in Allrode ist nicht offiziell gewidmet. Weil es in Thale eine Straße gleichen Namens gibt, kam es schon oft zu Verwechslungen.
Der Amselweg in Allrode ist nicht offiziell gewidmet. Weil es in Thale eine Straße gleichen Namens gibt, kam es schon oft zu Verwechslungen. (Foto: Benjamin Richter)

Thale/Allrode - Das eine Schild ist Amts-blau mit weißer Inschrift, das andere aus einem Brett handgeschnitzt. Ein Schild steht in Thale, das zweite im Ortsteil Allrode, reichliche 20 Auto-Kilometer entfernt. Beiden ist gemein, dass sie die Straße, an der sie stehen, als Amselweg ausweisen.

Dieser Umstand - und jener, dass mehrere Online-Kartendienste bei der Suche nach dem Amselweg in Thale zwei Treffer liefern - habe schon häufiger für lästige Verwechslungen gesorgt, schildert ein cder Straße in der Kernstadt.

Etwas im Internet zu bestellen, sei quasi eine Lotterie - und der Besitzer der Ferienwohnung an der entsprechenden Hausnummer im Amselweg in Allrode inzwischen aufgrund der zahlreichen Anrufe zu Paketen, die in der falschen Straße ankamen, fast ein guter Bekannter. „Umgedreht standen bei mir schon mehr als einmal Leute vor der Tür, die hier Urlaub machen wollten“, legt der Thalenser dar.

„Bei mir standen schon mehr als einmal Leute vor der Tür, die hier Urlaub machen wollten.“

Ein Anwohner aus dem Amselweg in Thale

Zwei Straßen, ein Name? Weil das innerhalb einer Kommune für allerhand Unannehmlichkeiten sorgen kann, wird bei Eingemeindungen in der Regel eine der beiden Straßen umbenannt. Dass das im Fall des Amselwegs nicht passiert ist, hängt, wie Stefan Oberacker erklärt, damit zusammen, dass die Straße in Allrode nicht gewidmet und somit auch nicht ins Straßenverzeichnis eingetragen ist.

Darin sei vielmehr das ganze Areal der Straße Krugberg zugeordnet, so der Bauamtsleiter im Rathaus Thale. „Die richtige Adresse anzufahren, ist an sich Sache der Zusteller“, urteilt er.

Die Möglichkeiten der Stadt Thale, an der Stelle die Verwechslungsgefahr zu verringern, seien begrenzt - ein nicht gewidmeter Weg könne schließlich nicht behördlich umbenannt werden, und eine Widmung komme in Allrode nicht infrage.

„Es ist nicht beabsichtigt, dass Leute dort dauerhaft wohnen“, hebt Oberacker mit Blick darauf hervor, dass auf dem Gelände ausschließlich Ferienhäuser stünden. Melde dort jemand seinen festen Wohnsitz an, sei die Meldestelle der Stadt zwar verpflichtet, den Antrag anzunehmen - in solchen Fällen werde aber die Bauaufsicht des Landkreises Harz in Kenntnis gesetzt, der die Kontrolle der vorschriftsmäßigen Nutzung obliege.

Amselweg in Allrode ist nicht „gewidmet“ - und könne deshalb nicht umbenannt werden

Dass auch in dem Dorf das Interesse an einer Widmung gering sei, hänge unter anderem mit der damit verbundenen Winterdienstpflicht zusammen, merkt Oberacker an. Den Amselweg in Thale umzubenennen, wie vom Anwohner gegenüber der MZ vorgeschlagen - etwa in Alter Amselweg -, sei indes mit einem immensen Aufwand für alle Anwohner der Straße verbunden, gibt der Amtsleiter zu bedenken.

Bei Versorgern, Vereinen, Versicherern und vielen mehr müssten die Kontaktdaten umgemeldet werden, außerdem neue Schilder angebracht. „Ich halte eine Änderung in Allrode eher für machbar“, spricht sich Oberacker dafür aus, den Dialog mit den dortigen Vermietern zu suchen und diesen eine inoffizielle Umbenennung der ungewidmeten Straße, zum Beispiel in Allröder Amselweg, vorzuschlagen.

Aus dem Geoinformationssystem der Stadt solle der Name Amselweg für die Allröder Straße getilgt und so eine mögliche Fehlerquelle ausgeschlossen werden, kündigt der stellvertretende Bürgermeister an - warum der Name darin überhaupt hinterlegt ist, habe er noch nicht herausfinden können.

Amtlich verzeichnet und blau beschildert: der Amselweg in der Kernstadt Thale.
Amtlich verzeichnet und blau beschildert: der Amselweg in der Kernstadt Thale.
(Foto: Benjamin Richter)

Auch Allrodes Ortsbürgermeister Wolfgang Kurch ist das Problem des doppelten Amselwegs bekannt: Anwohner aus Thale hätten ihn seit einiger Zeit darauf aufmerksam gemacht, berichtet er. Und betont, dass der Ortschaftsrat gern dazu beitragen werde, Uneindeutigkeiten bei Straßennamen zu beseitigen.

„Von unserer Seite steht da sicher nichts im Wege.“ Eine Umbenennung in Allröder Amselweg könne, sobald eine Vorlage aus dem Thalenser Rathaus eintreffe, im Ortsgremium diskutiert werden. (mz)