Fahrrad-Tourismus Altes Bahnwärterhaus an stillgelegter Strecke bei Ballenstedt wird Rastplatz für Radfahrer: Sanierung Schritt für Schritt

Ballenstedt - Das gelbe Backsteinhäuschen hat wieder eine Zukunft: Mathias Rudolf und Reinhardt Petrasch wollen aus dem ehemaligen Bahnwärterhaus an der stillgelegten Strecke Gernrode-Frose etwas Neues machen. Denn jetzt könnte die Lage für das verwaiste Gebäude nicht besser sein - nur ein paar Meter trennen es vom neuen Radweg, der genau auf der alten Bahntrasse entlang führt und der am Freitag, 4. Oktober, offiziell freigegeben wurde.
Das Haus haben sie gemeinsam von der BAL Stadtentwicklungsgesellschaft Ballenstedt gekauft, die es bei einer Versteigerung angeboten hatte. „Wir haben im vergangenen Jahr ein Plakat gesehen, dass das Haus versteigert wird, und ein Gebot abgegeben. Ein halbes Jahr später kam ein Anruf von der BAL, um den Kaufvertrag abzuschließen“, sagt Mathias Rudolf.
Petrasch und Mathias kauften das Häuschen von der Stadtentwicklungsgesellschaft Ballenstedt
Petrasch und Mathias sind befreundet und teilen das gleiche Hobby: Mountainbikefahren. Gemeinsam wollen sie jetzt auch das seit vielen Jahren leerstehende Gebäude wieder herrichten und damit eine Rastmöglichkeit für Radtouristen schaffen.
„Das passt zu uns. Wir fahren selbst Mountainbikes und kommen aus der Region“, sagt Mathias Rudolf. „Wenn wir mit dem Rad unterwegs sind, gucken wir, wo man einkehren kann. Meist sind es immer die selben Orte.“ Jetzt könnte etwas Neues hinzukommen zwischen Gernrode und Ballenstedt, ein kleiner Biergarten vielleicht oder ein Imbiss, im Dachgeschoss eine Übernachtungsmöglichkeit für Radler, überlegen beide.
„Was es wird, hängt davon ab, wie man’s erschließen kann“, sagt Petrasch. „In den drei Wochen, in denen wir das Dach neu gedeckt haben, kamen uns viele neue Ideen. Wenn es mit der Ver- und Entsorgung passt, ist es unser Ziel, im nächsten Jahr etwas anzubieten. Es ist schön, dass wir da keinen Druck haben.“
Denn einen festen Termin setzen sich die beiden Männer nicht, denn an der Sanierung des Hauses arbeiten sie nach ihren Möglichkeiten und in ihrer Freizeit. Reinhardt Petrasch betreibt ein Immobilienbüro in Gernrode, Mathias Rudolf arbeitet als Bankkaufmann in Wernigerode. Die Sonntage sind zum Großteil gesetzt: „Da ist Fahrradtag“, sagt Mathias.
Makler und Bankkaufmann arbeiten in ihrer Freizeit an der Sanierung des Gebäudes
Hilfe bekommen sie bei der Sanierung von Freunden. „Die packen auch ungefragt mit an“, sagt Mathias Rudolf. Gemeinsam mit Freunden betreiben die zwei auch einen E-Bike-Verleih in Gernrode. „Weil wir etwas für die Region tun wollen, es gibt ja kaum Angebote“, sagt Mathias. Touristen würden sich die Räder ausleihen, aber auch Interessenten, die sich ein E-Bike kaufen und vorher testen wollen, wie sich die Räder fahren.
„Ich war im vergangenen Jahr in den Alpen. Da gab es überall Bikes - das dürfen wir hier nicht verpassen“, setzt Petrasch hinzu, der eins beobachtet hat: „Die Touristenströme konzentrieren sich auf Quedlinburg und die größeren Städte.“ Wenn Urlauber aber mit dem Rad unterwegs wären, „kommen sie raus und sehen eine nette Gegend“. (mz)
