120. Geburtstag der Feuerwehr 120. Geburtstag der Feuerwehr Warnstedt: Der Teich brennt

Warnstedt - Lässt man Kinder einen Feuerwehrmann malen, wird meistens energisch der Rotstift geschwungen. Dabei sind die 13 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Warnstedt eher in Blau unterwegs.
Zur Gründung der Wehr 1897 sahen die Feuerwehrmänner sogar noch ganz anders aus: Zeittypisch ging es - den Kopf unter dem Lederhelm, im grauen Stehkragenrock und mit zweifarbigem Leibgurt - zum Einsatz. Das ist 120 Jahre her.
120. Geburtstag der Feuerwehr Warnstedt: In alte Zeiten abtauchen
Mit dem großen Jubiläum, das kommenden Samstag mit einem Tag der offenen Tür gefeiert wird, ergeben sich viele Gelegenheiten, noch mal in diese Zeit abzutauchen. Eine Zeit, in der die Löscheimer noch aus Hanf gefertigt waren.
Obgleich die Anfangstage kaum dokumentiert sind, hat man die eigene Historie bereits zum 90-jährigen Bestehen 1987 aufgearbeitet und in einer Chronik zusammengefasst.
Friede, Freude, Wassereimer waren zur Gründungszeit aber keineswegs an der Tagesordnung, eher großbäuerlicher Widerstand.
Die Forderungen nach einem strukturierten Löschwesen konnten sich dennoch durchsetzen. Damit die Feuerwehr keine leere Hülle bleibt, war einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten, ehe sich zwölf Einwohner bereiterklärten, mitzuwirken.
120. Geburtstag der Feuerwehr Warnstedt: Bauer Bodenstein war der erste Feuerwehrhauptmann
Mit dem Bauern Christian Bodenstein hatten sie ihren ersten Feuerwehrhauptmann gefunden - eine Position, die er 26 Jahre innehatte.
Organisatorisch war man sehr viel zügiger gut aufgestellt als personell: Eine pferdebespannte Handdruckspritze und das dazugehörige Spritzenhaus zählten schnell zum Bestand.
Das historische Löschgerät hat es sogar bis ins 21. Jahrhundert geschafft und ist bis heute funktionstüchtig, wenn auch schon lange nicht mehr im Einsatz. Gelegentlich, etwa bei Dorffesten, erlebt es eine kurzzeitige Renaissance.
120. Geburtstag der Feuerwehr Warnstedt: Wasser wieder in den Teich spritzen
Wasser hingegen war oft Mangelware, so dass man sich für Übungen gern am örtlichen Gänsebrunnen bediente. Weil der auch nicht gerade Wasser im Überfluss hatte, hieß es deshalb gern „Wir nehmen an, dass der Teich brennt, spritzen das Wasser wieder rein, damit es nicht alle wird“.
Mit dem Zweiten Weltkrieg schlug die Stunde der weiblichen Dorfbewohner, die von 1942 bis 1945 als zwölfköpfige Frauenpflichtwehr auch den Luftschutz verantworteten. Dazu kamen 20 Jugendliche für den Fall von Brandbekämpfung und Fliegeralarm.
Als Warnstedt kurz vor Kriegsende unter Beschuss geriet und ein abgestellter Munitionstransport explodierte, riss das 21 Warnstedter aus dem Leben. Mit einem Schlag war die Feuerwehr praktisch handlungsunfähig geworden, Frauen- und Jugendgruppen zerfielen.
120. Geburtstag der Feuerwehr Warnstedt: 1968 wurde Frauenlöschgruppe gebildet
Wie vielerorts, war die Regeneration mühselig. Auch die Tragkraftspritze einer aufgelösten Wehr brachte kein Glück. Ausbau und Instandhaltung sollten die nächsten Jahre Kursgeber sein.
1968 bewiesen die Warnstedter sich einmal mehr als Stehaufmännchen: Die Gründung einer Frauenlöschgruppe, die nicht nur erfolgreich an Bezirks- und DDR-Bestenermittlungen teilnahm, sondern auch jährlich Brandschutzkontrollen durchführte, war Beweis für das neu eingehauchte Leben.
„Heute ist so was nicht mehr so einfach“, erzählen die Kameraden um den heutigen Wehrleiter Holger Kammerer, „Privatsphäre spielt inzwischen eine andere Rolle“.
120. Geburtstag der Feuerwehr Warnstedt: Beim Bau des Jordan-Kulturhauses geholfen
Schon zwei Jahre zuvor halfen die Kameraden beim Bau des Jordan-Kulturhauses - ein Anlaufpunkt, der das Dorfleben in Warnstedt jahrzehntelang prägte. Später unterstützte man auch die LPG bei der Ausbildung eigener Feuerwehrleute. Beides zeigt, wie eng die Feuerwehr mit ihrem Ort verwachsen ist.
Zuvor erhielt schon der Fuhrpark Zuwachs - ein modernes Kleinlöschfahrzeug zog ein, einige Zeit später zwei Lösch-Lastkraftwagen.
Ab 1972 gab es die Arbeitsgemeinschaft Junge Brandschutzhelfer, seit 1995 - inzwischen im Verbund mit Börnecke und Westerhausen - eine richtige Jugendfeuerwehr. Trotzdem ist heute nur noch ein jugendliches Mitglied dabei. „Und wir wollen auch irgendwann in Rente“, so Holger Kammerer.
Wen es zur Freiwilligen Feuerwehr Warnstedt zieht, der sieht, dass die Zeit dort keineswegs stehengeblieben ist. Während ein Alarm in den Anfangstagen per Tröte und Fahrradrunde durch das Dorf ausgelöst wurde, sind die Kameraden heute mittels Funkmeldealarm und Monitor digital unterwegs.
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Mit einem Tag der offenen Tür feiert die Freiwillige Feuerwehr Warnstedt am 26. August ihr 120-jähriges Bestehen. Von 10 bis 16 Uhr wartet, neben herzhaften und süßen Leckereien sowie Getränken, ein volles Programm auf die Gäste: Technik-Schau, Rauch-Demo-Haus und Fettbrandvorführung sind ebenso geplant wie Spritzwand, Kinderschminken und Hüpfburg. Mal über den Alltag der Feuerwehrleute zwischen Ausbildung und Einsätzen informieren? Der Tag der offenen Tür gibt dazu Gelegenheit.
(mz)