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Versehrtensport-Kegeln in Wolfen Versehrtensport-Kegeln in Wolfen: Gemeinsam erfolgreich

Von UWe lehmann 03.09.2015, 06:07
Der blinde Frank Meixelsberger beim Kegeln. Ralf-Peter Lokat (l.) fungiert als Betreuer und gibt dem Sportler Hinweise.
Der blinde Frank Meixelsberger beim Kegeln. Ralf-Peter Lokat (l.) fungiert als Betreuer und gibt dem Sportler Hinweise. Lehmann Lizenz

Wolfen - Frank Meixelsberger hält die Kegelkugel mit beiden Händen in gebückter Stellung fest. Er konzentriert sich. Kurze Zeit später kommt das Kommando „Ab“. Mit einem gezielten Schwung platziert der 61-Jährige die Kugel auf die Bahn. „Linke Gasse - eine Sieben“, so Ralf-Peter Lokat. Jetzt wird sich jeder fragen - Warum diese Ansage? Die Erklärung ist ganz einfach. Frank Meixelsberger ist blind und braucht die Hinweise eines Betreuers. In diesem Fall von Ralf-Peter Lokat. Meixelsberger kegelt mit einer sichtundurchlässigen Brille. Das ist Vorschrift um Wettkämpfe in der B1-Klasse durchführen zu können. „Durch die Brille konzentriere ich mich mehr. Vorher habe ich die Kugel mit der rechten Hand mehr geführt“, sagte der 61-jährige.

Ein Betreuer muss sein

Meixelsberger braucht also die Hilfe eines Betreuers. Genau wie die Kegler in der Wettkampfklasse B2 (schwerst sehbehindert). Der Betreuer ist hier von besonders großer Bedeutung. Er führt den sehbehinderten Akteur zur Anlaufbohle und gibt ihm Hinweise wo und wie er gerade steht. Danach ist er für den Kegler das Auge und gibt ihm das Startsignal zum Wurf. Der genaue Aufsatzpunkt wird vorher vom Kegler erfasst. Danach wird die Ausgangsstellung so verändert bis der Wurf passt. Der Sportler bleibt dann während der 100 Wurf an der gleichen Stelle stehen. Der Ablauf ist bei den sehbehinderten Sportlern in Fleisch und Blut übergegangen. Kugel aufnehmen, gebückte Stellung einnehmen, kurz Schwung holen und die Kugel am Aufsatzpunkt auflegen. Es ist faszinierend, mit welchem Gleichklang es die Sportler schaffen die Kugel immer am selben Punkt aufzusetzen. Bei Frank Meixelsberger führte dies e Präzision zu sechs deutschen Meistertiteln. Die Bestleistung 100 Wurf in die Vollen beträgt 445 Kegel.

Zurzeit ist ein Wolfener Team beim 16. EBU-Cup in Bernried am Start, welcher vom 29. August bis zum 6. September stattfindet.

Vom 30. Oktober bis zum 1. November nimmt man zum 22 Mal im tschechischen Rokycany am Turnier teil.

Vier Wochen später findet der erste von drei Wettkämpfen zur Landesmeisterschaft im Classic Kegeln in Wolfen statt. Weitere Wettbewerbe finden am 20. Februar 2016 in Zeitz und am12. März 2016 in Halberstadt statt.

Im Bohle-Kegeln sind folgende Termine zur Ermittlung der Landesmeister festgelegt: 13. Dezember 2015 in Quedlinburg; 13. Februar in Zeitz; 12. März in Halberstadt.

Am Wochenende vom 22.- 24. April 2016 findet das Bundespokalturnier in Kamp-Lintfort statt.

Den Abschluss eines jeden Wettkampfjahres bilden die deutschen Meisterschaften in den Wettkampfarten Classic, Bohle und Schere. Vom 17. bis 19. Juni 2016 werden in Bremen die Titelträger im Bohle-Wettbewerb ermittelt. Eine Woche später finden die Wettbewerbe im Kegeln-Classic voraussichtlich in Wiesbaden statt. Die Titelträger im Schere-Wettbewerb werden vom 1. bis 3. Juli in Obertal ermittelt.

Die Bestmarke von Ralf-Peter Lokat liegt dagegen mit 633 Kegeln weitaus höher. Das liegt daran, dass der 50-Jährige leicht sehbehindert und daher nur wenig eingeschränkt ist. Deshalb startet er in der Wettkampfklasse B1. Dort muss er wie beim normalen Kegeln drei Schritte Anlauf nehmen.

Lokat ist ein Sportler durch und durch. Als Kind betrieb er bei Chemie Bitterfeld die Sportarten Schwimmen und Leichtathletik. Im Jahr 1983 brachte ihn Franz Salomon, der damalige Vorsitzende der Abteilung Versehrtensport bei Chemie Wolfen, zum Kegeln. Seitdem wurde Lokat zum erfolgreichsten Sportler des Vereins. Neben unzähligen DDR-Meistertiteln wurde Ralf-Peter Lokat schon 27 Mal zum Deutschen Meister gekürt. Diese Titel gewann er nicht nur beim Classic-Kegeln sondern auch in den Bohle- und Scherewettbewerben. „Wer das Classic-Kegeln beherrscht, der kommt auch auf anderen Bahnen klar“, so Lokat.

Ein teures Hobby

Der 50-Jährige hat, wie auch die anderen 19 Mitglieder im Wolfener Verein, viel Spaß am Kegeln. Aber er investiert auch eine ganze Menge. „Für mein Hobby gebe ich im Jahr so zwischen 5000 und 10000 Euro aus“, berichtete Lokat. Da das Versehrtensport-Kegeln nicht paraolympisch ist, wird es nicht gefördert. Somit müssen die Reise- und Übernachtungskosten fast immer vom Sportler getragen werden. Die Wolfener Sportler nehmen neben den Welt- und Europameisterschaften auch an Turnieren in Bosnien-Herzegowina (Sarajevo) und Tschechien (Opava und Rokycany) teil. Doch für ihr Hobby tun sie alles.