TSV Elbe Aken gewinnt gegen Allemannia Jessen TSV Elbe Aken gewinnt gegen Allemannia Jessen : "Man liebt ihn man hasst ihn"

Aken - Eigentlich hatte Patrick Belger gar keine Lust. Er kam am Sonnabend von der Frühschicht zum Elbesportpark gefahren. Punktspiel-Alltag in der Landesklasse. Gut, das er seinen inneren Schweinehund überwunden hatte. Vier Tore erzielte er und war damit der entscheidende Spieler beim 4:3-Sieg des TSV Elbe Aken gegen Allemannia Jessen. Im Alleingang beendete er damit die fast fünfmonatige Durststrecke des TSV: Es war der erste Akener Sieg seit dem 4. Oktober, als damals Mosigkau 4:0 geschlagen wurde.
Kategorie Instinktfußballer
Auch damals hatte Belger getroffen, jedoch nur einmal. Dass es gegen Jessen so gut für ihn laufen würde, war nicht abzusehen. „Dass ich vier Tore schieße, damit habe ich nicht gerechnet“, sagte der 27-Jährige. Nicht nur wegen der Frühschicht, sondern auch wegen der taktischen Ausrichtung. Denn eigentlich hatte ihn Trainer Holger Nöthling auf der linken Außenbahn aufgeboten. Seine Tore schoss Belger aber allesamt in der Zentrale.
Patrick Belger gehört zur Kategorie der Instinktfußballer. Ihn in ein System zu quetschen, ist da kontraproduktiv. „Patrick macht eh immer, was er will“, sagte Trainer Holger Nöthling, „du kannst ihn nicht stoppen.“ Wer so tickt wie Belger, bewegt sich auf dünnem Eis. Die Mitspieler und Fans schnalzen mit der Zunge, wenn ihm ein tolles Dribbling gelingt. Sie verdrehen aber die Augen, wenn er sich mal wieder festgelaufen hat, statt im richtigen Moment abzuspielen. „Man liebt ihn, man hasst ihn“, sagte Holger Nöthling am Samstagnachmittag lächelnd.
Ehe die Belger-Show begann, gab der Gast aus Jessen seine Duftmarke ab. Und das, aus Akener Sicht, schmerzhaft früh. 20 Sekunden waren gespielt, als Mathias Burkhardt zum 1:0 traf. In einer Verkettung von Fehlern bildete Kapitän Ron Gerhardt mit seinem verunglückten Rettungsversuch das Ende. Doch es war erst der Anfang. In der siebten Minute legte Benjamin Philipp das 2:0 nach. Wieder waren mehrere Akener Fehler dem Gegentor vorausgegangen. „Ich habe überlegt, ob ich sofort wechseln soll“, sagte Holger Nöthling.
Der SV Friedersdorf hat das Spitzenspiel gegen die SG Trebitz gewonnen. Und das in Unterzahl. Stefan Matuszewksi hatte Friedersdorf nach einer Viertelstunde mit 1:0 in Führung gebracht. Nur drei Minuten später gelang den Hausherren der Ausgleich, Norman Henschel traf per Strafstoß. Dalibor Janjic hatte den Elfmeter verursacht und dafür Gelb gesehen. In der 37. Minute wurde er mit Gelb-Rot vom Platz gestellt.
Dennoch blieb Friedersdorf am Drücker und ging durch René Reppert in der 56. Minute 2:1 in Führung. Das Ergebnis hielt. Friedersdorf zog an Trebitz vorbei, ist nun Tabellenzweiter.
Doch seine Mannschaft zeigte eine Reaktion. Schon in der 15. Minute gelang der Anschlusstreffer. Nach einem Freistoß blieb Aken in Ballbesitz, Lars Geffert passte von links in den Strafraum, wo Belger im zweiten Versuch traf. Zehn Minuten später folgte der Ausgleich. Ein Tor, das zu 50 Prozent Ronny Müller gehörte. Der Winterneuzugang behielt beim Konter Ruhe und Überblick, spielte im genau richtigen Moment auf Belger ab, der mit Übersicht flach ins Tor schoss.
Die verrückte erste Halbzeit fand ihre Fortsetzung in Hälfte zwei. Zunächst geriet Aken erneut in Rückstand. Matthias Burkhardt hämmerte einen Freistoß aus 17 Metern unhaltbar an den Innenpfosten (53.). Doch die Antwort folgte prompt. Justin Schnuppe-Frank setzte sich an der Grundlinie durch und hatte das Auge für Patrick Belger, der aus acht Metern zentral zum 3:3 traf (54.). Seine Krönung fand Belgers Auftritt, als er in der 66. Minute wieder das richtige Gespür hatte und den Ball aus kurzer Distanz über die Linie drückte.
„Wir haben alle Moral bewiesen“
Kurz vor dem Spielende wurde Patrick Belger ausgewechselt. Er war völlig ausgepumpt. Aber glücklich. „Wir hatten so viele Rückschläge, es musste einfach wieder mal klappen“, sagte er. Seine vier Tore waren der Hauptgrund, aber Belger gab das Lob an die Mannschaft ab: „Wir haben alle Moral bewiesen.“ Fand auch Trainer Holger Nöthling: „Die Mannschaft hat sich super gefangen. Endlich habe ich mal kein Wochenende, an dem ich grübeln muss.“ Statt zu grübeln, kann er sich an die vier Tore von Patrick Belger erinnern. Ein Lieblingstor hatte der Matchwinner übrigens nicht. „Hauptsache eins mehr als der Gegner“, sagte Belger. (mz)